Rechtsextremisten ehren Münchner Verleger:Beifall aus der falschen Ecke

Herbert Fleissner hat die Ulrich-von-Hutten-Medaille verliehen bekommen - eine höchst zweifelhafte Ehrung, mit der sich der Großverleger zum wiederholten Mal in die Szene der Rechtsextremisten und Neonazis begibt.

Jan Bielicki

Es ging böhmisch zu auf dem Ringberg im thüringischen Suhl. Zunächst sollte laut Programm ein Satz aus Friedrich Smetanas "Die Moldau" durch den Saal des dortigen Hotels klingen, später der Egerländer Marsch. Die Musikauswahl war gewollt: Denn Herbert Fleissner, der an diesem Sonntag im April die Ulrich-von-Hutten-Medaille verliehen bekam, stammt aus dem heute tschechischen Städtchen Eger.

Rechtsextremisten ehren Münchner Verleger: Seine Verlagsgruppe zählt  zu den größten Deutschlands: Herbert Fleissner von Langen-Müller-Herbig-Nymphenburger.

Seine Verlagsgruppe zählt zu den größten Deutschlands: Herbert Fleissner von Langen-Müller-Herbig-Nymphenburger.

(Foto: Foto: dpa)

Es war allerdings eine höchst zweifelhafte Ehrung, für die sich der Münchner Großverleger, dessen Verlagsgruppe Langen-Müller-Herbig-Nymphenburger zu den größten Deutschlands zählt, artig bedankte. Als Hutten-Preisträger stellt sich der demnächst 80-Jährige in eine Reihe mit Rechtsextremisten und Neonazis wie dem mehrfach vorbestraften Holocaust-Leugner Udo Walendy, die vor ihm die Medaille bekamen.

Die "Gesellschaft für Freie Publizistik" (GFP), die den Preis auslobt, nach Einschätzung des Bundesamtes für Verfassungsschutz "die größte rechtsextremistische Kulturvereinigung" der Republik, steht der Neonazi-Partei NPD nahe. Der GFP-Vorsitzende Andreas Molau trat zuletzt als Spitzenkandidat der NPD bei der Landtagswahl in Niedersachsen auf. Die Laudatio auf Fleissner hielt Gert Sudholt, Chef der vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuften Verlagsgesellschaft Berg.

"Parteipolitische Zusammenhänge sehe ich keine"

Mit der Annahme der Medaille, "für die ich mich persönlich bedankt habe", wie Fleissner auf Anfrage der SZ bestätigte, hat sich der Münchner Verleger zum wiederholten Mal in die Szene der Rechtsextremisten und Neonazis begeben. Dass Verfassungsschützer sowohl des Bundes wie des Landes die GFP seit Jahren als rechtsextremistische Organisation beobachten und beschreiben, nennt Fleissner "eine Behauptung, die ich nicht kenne". Die Medaille, so seine Interpretation, sei "eine literarische Auszeichnung" und "parteipolitische Zusammenhänge sehe ich keine".

Beifall aus der falschen Ecke

Der Großverleger, in dessen Verlagen Bücher von Autoren wie dem sozialdemokratischen Bundeskanzler Willy Brandt, dem jüdischen Bestseller-Humoristen Ephraim Kishon oder der Münchner Gesellschaftsikone Rudolph Moshammer erschienen, bewegt sich jedoch schon länger am rechten äußeren Rand des politischen Spektrums und hat sich bereits des öfteren von Rechtsextremisten einspannen lassen.

So berichtete die Süddeutsche Zeitung vor knapp fünf Jahren über die Beteiligung des CSU-Mitglieds Fleissner an einer österreichischen Wochenzeitung, die ihre Spalten unverhohlenem Antisemitismus öffnet. Von den offen judenfeindlichen Ausfällen in dem vom rechtsextremen Europa-Abgeordneten geleiteten Blatt Zur Zeit hatte sich Fleissner damals distanziert - allerdings erst auf massiven Druck aus der CSU und der Israelitischen Kultusgemeinde.

Neue Peinlichkeiten für Münchens CSU

Konsequenzen folgten seinen Worten jedoch nicht: Laut Angaben der Auskunftei Creditreform hält Fleissner bis heute seinen Zehn-Prozent-Anteil an dem Verlag, der das rechtsextreme Blatt herausgibt. Und dessen Inhalte haben sich auch nicht verändert. "Hinter der zionistischen Maske Israels und der USA", durfte der Autor Friedrich Romig Anfang dieses Jahres antisemitisches Gift verspritzen, "verbirgt sich der Lügner, Verwirrer und Menschenmörder von Anfang an (Joh 8, 44) und stiftet Unfrieden, bis die Welt seine Herrschaft anerkennt."

Fleissners neue Verwicklungen in die rechtsextreme Szene könnten die Christsozialen der Stadt erneut in Peinlichkeiten stürzen. Denn der Verleger ist nach wie vor Mitglied der München-CSU.

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