Rechtsextremismus:Neonazi-Pläne: Selbstmordattentat auf Münchner Marienplatz

Elf Mitglieder der rechtsextremistischen Vereinigung "Aktionsbüro Süd" stehen nach Angaben der Generalbundesanwaltschaft im Verdacht, sie hätten die bestehende Gesellschaftsordnung beseitigen und eine Neonazi-Diktatur errichten wollen. Ihr Ziel wollten sie mit Anschlägen, unter anderem auf das Münchner Jüdische Zentrum und dem Marienplatz erreichen.

Innerhalb der im September verhafteten Neonazi-Gruppe, die Sprengstoffanschläge geplant haben soll, sind nach Informationen des Magazins Focus auch Selbstmordattentate im Gespräch gewesen.

Eine heute 18-jährige Inhaftierte aus Baldham bei München habe in zwei Vernehmungen bei der Polizei berichtet, dass sie ihren Komplizen vorgeschlagen hatte, sich mit einem Sprengstoffgürtel auf dem belebten Marienplatz vor dem Rathaus in die Luft zu sprengen.

Generalbundesanwalt Kay Nehm will gegen die Beschuldigten im Frühjahr Anklage wegen Mitgliedschaft und Unterstützung einer terroristischen Vereinigung erheben. Auch er hatte bestätigt, dass es in der Gruppe Überlegungen gab, den Marienplatz in die Luft zu sprengen.

Laut Nehm sind elf Mitglieder eines rechtsextremistischen "Aktionsbüros Süd" dringend verdächtig, sie hätten die bestehende Gesellschaftsordnung beseitigen und eine Neonazi-Diktatur errichten wollen.

Fünf weitere Beschuldigte stehen laut Nehm im Verdacht, diese terroristische Vereinigung durch Beschaffung von Waffen und Sprengstoff logistisch unterstützt zu haben.

Kein bundesweites braunes Netzwerk"

Für ein bundesweites "braunes Netzwerk" gebe es aber keine Anhaltspunkte. Kernzelle der mutmaßlichen Terrorgruppe ist laut oberster deutscher Anklagebehörde das seit mehreren Jahren bestehende Münchner "Aktionsbüro Süd", das auch unter der Bezeichnung "Kameradschaft Süd" bekannt sei.

Der 27-jährige Anführer Martin Wiese habe im Herbst 2002 begonnen, einen von den übrigen Mitgliedern abgeschotteten Führungskreis aus elf Mitgliedern im Alter zwischen 17 und 37 Jahren aufzubauen, erklärte Nehm. Dessen Aufgabe sei es gewesen, die politischen Ziele des "Aktionsbüros" durch Einsatz von Waffen und Sprengstoff zu erreichen.

Verabredet gewesen sei zunächst ein Sprengstoffattentat auf das Gelände des geplanten jüdischen Kulturzentrums am St.-Jacobs-Platz. Die Beschuldigten hätten die für den 9. November 2003 vorgesehene Grundsteinlegung verhindern wollen. Fest stehe, dass der Sprengstoff unter dem St.-Jacobs-Platz im Kanalsystem platziert werden sollte.

Nach Angaben der Bundesanwaltschaft beschaffte sich die Gruppe neben Faustfeuerwaffen TNT-Sprengstoff und andere Sprengmittel, unter anderem aus Polen. Der Pressesprecher der Bundesanwaltschaft, Harmut Schneider, wollte gestern auf Anfrage keine Stellungnahme abgeben. Details würden erst mit Anklageerhebung bekannt gegeben.

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