Was für eine beschämende Szene: Bei einer Kundgebung von Neonazis hetzt am Samstag ein Rechtsextremer ungestraft gegen Farbige in München. Da stehen ein paar Meter weiter an der Polizeiabsperrung zwei kleine dunkelhäutige Mädchen und betrachten stumm die Szene. Ihre Mutter eilt herbei und zieht die Kinder schnell fort.
Ja, Menschen können in München inzwischen Angst bekommen wegen ihrer Hautfarbe oder Herkunft, wegen ihrer Religion oder ihrer Neigung - weil andere Menschen sich das Recht herausnehmen, Hass und Angst zu schüren mit üblen Reden und plumpen Parolen.
Flüchtlinge:Wie Münchner Neonazis die Asyldebatte nutzen
Zwei rechtsextreme Gruppierungen versuchen offensiv, sich in München zu etablieren. Hat die Stadt ein wachsendes Nazi-Problem?
Münchner setzten ein weltweit beachtetes Zeichen gegen Pegida
Es ist leider fast alltäglich zu beobachten, wie Rechtsextremisten mit rassistischen oder antiislamischen Kundgebungen versuchen, in München Fuß zu fassen. Gut, dass denen jedes Mal eine vielfache Menge an Menschen gegenübersteht, die deutlich macht, dass München eine Stadt ist, die Flüchtlinge willkommen heißt und die für ein friedliches und tolerantes Miteinander steht.
München ist aufgestanden, als im vergangenen Winter Pegida-Aktivisten gegen Muslime hetzten. Zehntausende demonstrierten für Toleranz und ein friedliches Miteinander, gegen Hass und Intoleranz. Die Münchner setzten ein Zeichen, das weltweit Beachtung fand. Als immer mehr Flüchtlinge in München ankamen, boten Tausende Münchner ihre Hilfe an, Hunderte packten an und tun es bis heute. Damit die Menschen nach ihrer Flucht hier eine menschenwürdige Aufnahme finden.
Islamfeindlichkeit:15 000 Münchner bilden Lichterkette für Toleranz
Kerzen, Taschenlampen, Lampions - und plötzlich ist da eine Lichterkette: 15 000 Menschen demonstrieren in München für Frieden und Toleranz. Zur gleichen Zeit aber gehen auch Islamfeinde des örtlichen Pegida-Ablegers wieder auf die Straße - allerdings deutlich weniger als bisher.
Es kommt auch auf das Agieren im Alltag an
Diese wunderbare Hilfsbereitschaft darf nicht nachlassen, die eindrucksvollen Zeichen für Toleranz und Respekt dürfen nicht verblassen. Natürlich, nicht jeder kann und soll jedes Wochenende auf die Straße gehen und sich mit Tausenden anderen einem kleinen Haufen Neonazis entgegenstellen. Aber es muss auch im Alltag eine Selbstverständlichkeit sein, braunen Parolen zu widersprechen statt sie als dumpfes Stammtischgerede hinzunehmen.
Als am Samstag bei der Versammlung im Münchner Norden drei Dutzend Rechtsextreme ihre Feindbilder unters Volk zu bringen versuchten, stand eine junge Frau auf der anderen Seite. Die Flüchtlinge seien dem Tod entronnen, sie seien übers Meer und durch viele Länder geflohen. Jetzt seien sie endlich hier angekommen - und sie müssten wieder Angst haben: vor diesen Menschen, sagte die junge Frau mit Kopftuch und deutete auf die Neonazis.