Realschulen:Platzmangel: Viele Schulen sagen neuen Fünftklässlern ab

Realschulen: Schülerhorden strömen in die Pause: An vielen Schulen in München wird der Raum knapp.

Schülerhorden strömen in die Pause: An vielen Schulen in München wird der Raum knapp.

(Foto: Alessandra Schellnegger)
  • In München bekommt lange nicht jeder Viertklässler eine Zusage von der Schule, auf die er gehen will - auch wenn die Noten stimmen.
  • Die Schulhäuser kämpfen vielerorts mit Platznot, darum werden in den Realschulen jetzt die Klassen vergrößert.
  • Zudem sollen im Rahmen der Schulbauoffensive zahlreiche neue Realschulen und Gymnasien entstehen.

Von Melanie Staudinger

Der Stichtag rückt näher: In gut drei Wochen erhalten alle Viertklässler ihr Übertrittszeugnis, das darüber entscheidet, welche Schule das Kind künftig besuchen wird. Die Zeit des Zitterns und Hoffens endet damit aber nicht. Denn den erforderlichen Schnitt für ein Gymnasium oder eine Realschule zu haben, bedeutet in München noch lange nicht, auch einen Platz an der Wunschschule zu bekommen.

Die Aufnahmekapazitäten sind begrenzt, und deshalb müssen jedes Jahr so einige Kinder an andere Schulen verwiesen werden. Damit nicht zu viele Mädchen und Jungen quer durch die Stadt fahren müssen, hat das Bildungsreferat nun die Platzzahlen in den fünften Klassen der Realschulen erhöht: Statt 30 Kinder werden dort bis zu 33 Schüler pro Klasse aufgenommen.

Dies geht aus einem Schreiben von Stadt und Freistaat an die Schulleiter hervor. Die Zahlen aus dem vergangenen Schuljahr dürften die betroffenen Familien kaum beruhigen: 4992 Kinder wurden für die fünften Klassen der 39 öffentlichen Gymnasien in München angemeldet, 257 Schüler bekamen keinen Platz an ihrer Wunschschule. Das sind gut 5,5 Prozent. Bei den Realschulen zeigt sich ein noch deutlicheres Bild, hier bekam jeder vierte nicht seine erste Wahl.

389 Schüler mussten sich nach einer anderen Einrichtung umsehen - bei 1468 Anmeldungen insgesamt an den 23 öffentlichen Realschulen. Besonders hart trifft es die Jungen im Münchner Westen. In Pasing gibt es nur eine öffentliche Realschule, die Anne-Frank-Realschule, die aber eine reine Mädchenschule ist. Die nächstgelegene gemischtgeschlechtliche liegt in Untermenzing. Wer auch dort keinen Platz bekommt, muss unter Umständen lange pendeln.

Nun hat die Stadt bereits einige Maßnahmen ergriffen, um die Verschieberei zumindest ein wenig einzudämmen: So sollen im Zuge der großen Schulbauoffensive fünf zusätzliche Realschulen und bis zu zwölf neue Gymnasien entstehen. Zudem hat der Stadtrat bereits im Schuljahr 2013/14 beschlossen, dass die 14 städtischen Gymnasien mehr als 50 fünfte Klassen bilden dürfen; zuvor mussten jährlich etwa 1700 Kinder von dort an die staatlichen Gymnasien geschickt werden. Die 20 städtischen Realschulen leiteten jedes Jahr etwa drei komplette fünfte Klassen an die Schulen des Freistaats weiter, davon gibt es aber nur drei in der Stadt.

Die Direktoren müssen auswählen

Die Anmeldungen sind immer sehr unterschiedlich verteilt. An neuen Schulen ist das Interesse der Eltern meist groß. Ein Zugpferd kann zudem die Einrichtung eines neuen Zweiges sein. Als zum Beispiel das Käthe-Kollwitz-Gymnasium vor drei Jahren zusätzlich zum sprachlichen einen naturwissenschaftlichen Zweig einführte, erhöhte sich die Zahl der Bewerber von 75 auf mehr als 200. Längst können dort nicht mehr alle Kinder aufgenommen werden. Zugleich gibt es Schulen, die traditionell einen hohen Zulauf haben, etwa das St.-Anna-Gymnasium oder das Luitpold-Gymnasium im Lehel, das Louise-Schröder-Gymnasium in Untermenzing und das Schwabinger Gisela-Gymnasium.

Bewerben sich mehr Kinder, als es Plätze in den fünften Klassen gibt, müssen die Direktoren auswählen. Bevorzugt wird, wessen Geschwister die Schule bereits besuchen. Bei den Realschulen versucht das Bildungsreferat nach eigenen Angaben, in Absprache mit dem staatlichen Ministerialbeauftragten für jeden Schülern den passenden Platz zu finden. Dabei spielen die Wahlpflichtfächer, die Wünsche der Eltern und der Weg vom Wohnort zur Schule eine Rolle. Bei den Gymnasien ist die Länge des Schulwegs ebenso relevant wie die Sprachenfolge und die fachliche Ausrichtung.

Einen Rechtsanspruch gibt es nicht

Wer nicht an seiner Wunschschule untergebracht wird, hat kaum Chancen, sich zu wehren. Familien steht zwar rein rechtlich ein Schulplatz zu, wenn das Kind die Eignung hat, also fürs Gymnasium einen Notendurchschnitt von 2,33 oder besser in den Fächern Deutsch, Mathematik sowie Heimat- und Sachunterricht und für die Realschule einen Schnitt von 2,66.

Einen Rechtsanspruch auf eine bestimmte Schule aber gibt es in Bayern nicht. Deshalb ist es auch schwierig, in höheren Jahrgangsstufen zu wechseln. Auch hier sollten nicht mehr als 33 Kinder in einer Klasse sitzen. Zum Vergleich: Der Durchschnitt in den 44 Münchner Mittelschulen liegt bei 19 Schülern pro Klasse.

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