Razzia in Germering:Polizei hebt Drogenlabor aus

Razzia in Germering: Ein paar der beschlagnahmten Gegenstände aus dem Drogenlabor in Germering.

Ein paar der beschlagnahmten Gegenstände aus dem Drogenlabor in Germering.

(Foto: Robert Haas)

Cannabisprodukte, Amphetamin, Ecstasy: In einer Wohnung in Germering stellt eine Bande diverse Aufputschmittel her. Die Polizei nimmt acht Verdächtige fest. Was die Ermittler finden, ist ziemlich professionell.

Von Susi Wimmer

Einmal, da muss es brenzlig geworden sein. Vermutlich waren Nachbarn aufmerksam geworden auf die merkwürdigen Gerüche und Dämpfe, die aus der Wohnung in der Isarvorstadt drangen. Da packte die Bande flugs das Labor zusammen und verlegte es nach Germering. Doch es half letztendlich alles nichts: Die Polizei ließ vergangenen Donnerstag das Drogenlabor hochgehen, in dem acht Verdächtige im Alter zwischen 16 und 29 Jahren Cannabisprodukte, Amphetamin sowie Ecstasy-Tabletten hergestellt und unter die Leute gebracht hatten. Neben Drogen im Wert von etwa 20 000 Euro fanden die Beamten auch Waffen wie Schlagringe, dreizackige Messer, Schlagstöcke, Würgehölzer und etliches mehr. Inwieweit die Bande auch von den Waffen Gebrauch gemacht hat, ist noch nicht bekannt.

Kriminaloberrat Markus Karpfinger ist jung - 38 Jahre alt - und erst seit ein paar Monaten neuer Chef des Drogendezernats. Aber er hat genug Erfahrung, um zu wissen, dass dieser Coup der Polizei nicht ganz alltäglich war. "Dass wir auf derartige Labore stoßen, kommt wirklich nicht oft vor", sagt er. Denn was die Männer da in ihrer Küche gepanscht haben, sei "so trivial nicht herzustellen" und zudem auch sehr auffällig. Allein die Dämpfe, die bei der Herstellung von Amphetamin, genannt Speed, freigesetzt werden, könnten schon sehr verräterisch sein.

Zunächst produzierte das Team in einer Wohnung in München. Die Grundstoffe für Speed, wie etwa Putzmittel oder flüssige Chemikalien, besorgte man sich entweder in Drogerien, Apotheken oder via Internet. Dann wurde in der Küche teilweise in Töpfen unter einer Dunstabzugshaube geköchelt oder in diversen Glaskolben. In den Wohnungen fand die Polizei aber auch professionelle Ausrüstung wie Atemschutzmasken, Laborkittel und Hauben, eine Pillenpresse, eine Feinwaage, ein Vakuumiergerät und ähnliche Utensilien. "Und die Anleitung zur Herstellung von Drogen kann man ja heute aus dem Internet beziehen", sagt Karpfinger. Allerdings: In welchem Verhältnis die Männer die Sachen zusammengemixt haben und wie gefährlich die Pillen dann waren, die sie weiterverkauften, das werde man noch chemisch analysieren.

Die Bande war aufgeflogen, weil ein Kunde sie verraten hatte: Der war im Januar mit Drogen erwischt worden - und verpfiff prompt seine Hintermänner. Peu à peu ermittelten die Drogenfahnder acht Männer, die in der Isarvorstadt, Ramersdorf, Westend und in Germering wohnten. Zunächst war bei einem von ihnen in München produziert worden, dann zog man sicherheitshalber nach Germering um. Die Verdächtigen sind alle arbeitslos, teilweise bei der Polizei einschlägig bekannt und selbst Drogenkonsumenten. Welche Rolle der 16-jährige Schüler in der Bande hatte, dazu wollte sich Karpfinger nicht äußern.

Die Rollen waren so verteilt, dass einer für die Besorgung der Grundstoffe zuständig war, ein oder zwei im Labor tätig waren, einer sich um die Organisation und Kundenakquise kümmerte, andere um das Bunkern des Stoffs und den Transport, wieder andere um den Verkauf. Während Ecstasy in der Szene eher schon out ist, steigt das Interesse an dem Aufputschmittel Speed beim Partyvolk nach wie vor.

Zur gleichen Zeit durchsuchten die Drogenfahnder vergangenen Donnerstag sechs Objekte, fanden unter anderem rund 330 Gramm verschiedener Cannabisprodukte, 245 Gramm Amphetamin, 517 Stück Ecstasy-Tabletten, 18 Gramm MDMA sowie Dopingmittel. Außerdem stellten sie 7450 Euro Bargeld sicher sowie etliche Kanister und Fläschchen mit "Rohmaterial". Alle acht Verdächtigen sitzen nun in Untersuchungshaft, sie sind nach Angaben von Karpfinger teilweise geständig. Sie werden sich wegen der Herstellung von Drogen sowie wegen bewaffneten Drogenhandels verantworten müssen. Die sichergestellten Drogen hätten im Straßenhandel gut 20 000 Euro eingebracht. Nun werden sie in einer speziellen Anlage verbrannt, das sichergestellte Geld fließt in die Staatskasse.

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