Rauschgifthandel:Student dealt im Darknet mit Drogen - aus Liebe

Illegale Cannabis-Plantage in Hamburg

Pflanzen einer illegalen Cannabis-Plantage: Der Student bestellte sich verschiedene Drogen im Darknet und verkaufte sie dann weiter.

(Foto: dpa)
  • Ein junger Mann ist nach seinem Abitur 2013 mehrmals nach Kambodscha gereist und hat sich dort verliebt.
  • Um Reisen zu ihr zu finanzieren, hat er mit den Rauschgiftgeschäften begonnen - bis er durch einen Drogenhund aufflog.
  • Das Amtsgericht München verurteilte ihn zu einer Jugendstrafe von einem Jahr und drei Monaten, auf Bewährung.

Von Ekkehard Müller-Jentsch

Wer nicht von Insidern eingeladen wird, bekommt keinen Zutritt. Die Mitglieder sind streng anonym und nennen sich etwa "HollandDuch", "THCXpert" oder "DiazNL". In dieser finsteren Ecke des Internets, dem sogenannten Darknet, hat ein 21-jähriger Student aus Ismaning Drogen gekauft und dann gewinnbringend im Freundeskreis vertickt. Das Geld brauchte er, um regelmäßig zu seiner Freundin zu fliegen. Aufgeflogen ist der Cyber-Dealer ganz profan: Ein Drogenhund hat Lieferungen erschnüffelt. Da der Student Reue zeigt und kooperativ ist, kam er mit einer sehr milden Strafe davon: Das Amtsgericht München verurteilte ihn zu einer Jugendstrafe von einem Jahr und drei Monaten, auf Bewährung.

Ecstasy für 1100 Euro, Marihuana für 3300 Euro, Haschisch für 170 Euro

Im Darknet kann man Internetadressen nicht einfach anklicken. Das dunkle Netz besteht aus geschlossenen Gruppen. In solchen Untergrundnetzen kommunizieren Dissidenten in Zensurländern wie China ebenso wie vielleicht Whistleblower - aber eben auch Drogen- und Waffenhändler. Das Darknet ist viel umfangreicher als das bekannte World Wide Web, aber es gibt keine Suchmaschine: Um technisch Zugang zu erhalten, benötigt man zudem eine spezielle Software, die Verbindungsdaten verschleiert und verschlüsselt. In dieser digitalen Grauzone kaufte der Ismaninger mindestens 370 Ecstasy-Tabletten für rund 1100 Euro, 1200 Gramm Marihuana für insgesamt 3300 Euro und 50 Gramm Haschisch für circa 170 Euro. Bezahlt wurde mit der Internet-Währung Bit-Coins.

Der junge Mann war nach seinem Abitur 2013 mehrmals nach Kambodscha gereist - dort verliebte er sich in ein Mädchen. Um Reisen zu ihr zu finanzieren, hatte er mit den Rauschgiftgeschäften begonnen. Zu Beginn des Jahres 2015 wurden vom Zoll aber zwei Lieferungen mit jeweils 200 Gramm Marihuana aufgespürt - adressiert an den Ismaninger. Ein Drogenhund hatte den Inhalt erschnüffelt.

Im Juni wurde der Mann am Flughafen festgenommen, als er wieder mal zu seiner Freundin fliegen wollte. Die Polizei durchsuchte die Wohnung des Studenten und beschlagnahmte 116 Ecstasy-Tabletten. Der Marktwert aller von ihm gedealten Drogen betrug rund 20 000 Euro. Nur einen kleinen Teil konsumierte er selbst.

Regelmäßige Drogentests

Der 21-Jährige saß mehrere Monate in Untersuchungshaft und bewarb sich aus der Zelle heraus um einen Studienplatz. Das Gericht geht in seiner Urteilsbegründung davon aus, dass die Haftzeit und das Urteil ausreichen, um den bis dahin Unbescholtenen von weiteren Straftaten abzuhalten. In dem Prozess hat der Ismaninger ein umfangreiches Geständnis abgelegt - viele Taten hätten ihm sonst gar nicht nachgewiesen werden können. Das Gericht ordnete eine Bewährungszeit von drei Jahren an: In dieser Zeit muss er ständig nachweisen, dass er einer Ausbildung oder einer Arbeit nachgeht. Und er muss sich neben einer ambulanten Therapie auch regelmäßig unangekündigten Drogentests unterziehen.

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