Raus in die Natur:Karibik im Alpenvorland

Sonnig ist es derzeit - aber noch nicht so brüllend heiß. Viele Münchner wollen das schöne Wetter draußen in der Natur genießen. Wir zeigen sieben Ausflugstipps für die freien Tage.

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(Foto: Catherina Hess)

Der Frühling hat ja verschiedene Phasen. Von den ersten Tagen, an denen man draußen einen Cappuccino trinken kann bis zu den richtig heißen Vorsommerzeiten. Die jetzige Phase ist ideal zum Wandern. Noch ist nicht die ganze Armada des hiesigen Stechgetiers im Einsatz. Noch ist es mittags nicht brüllend heiß, aber doch so warm, dass beim Ausflug kalte Speisen genehm sind. Und zu so einem Ausflug locken einige Orte rund um München. Etwa die Osterseen mit ihrem glasklaren Wasser, der Lehrpfad "Kultur" auf dem Weg zum Kloster Schäftlarn oder der Panoramaweg zwischen Fraunberg und Bachham. Sieben Vorschläge für eine Fahrt in die Natur an den freien Tagen. Karibik im Alpenvorland Das Gebiet um die Osterseen dürfte mit zu den am besten untersuchten und dokumentierten Landschaften in Bayern gehören. Dort tummeln sich Botaniker, Geologen und Limnologen und geraten ob der Vielfalt der eiszeitlichen Phänomene regelmäßig in Verzückung. Man muss diese wissenschaftliche Begeisterung für Toteislöcher und Quelltrichter gewiss nicht teilen, um bei einem Ausflug auf seine Kosten zu kommen. Alleine das glasklare, türkis schimmernde Wasser versetzt die meisten Besucher ins Staunen, erinnert es doch eher an Karibik denn an Alpenvorland. Der Blick vom Ufer zu den noch schneebedeckten Gipfel im Süden rückt die abschweifenden Gedanken wieder ins rechte Licht, ist aber für den Osterseen-Anfänger fast zu kitschig, um wahr zu sein. Am besten setzt man sich in Bewegung und umrundet den Großen Ostersee auf dem etwa zwölf Kilometer langen Wanderweg, der meist durch Wälder und immer nahe des Ufers verläuft. Man kann übrigens auch mit dem Zug ganz ohne Stress anreisen und direkt vom Bahnhof Staltach aus in die verzaubernde Welt eintauchen. Michael Ruhland

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(Foto: FFB)

Ausflug in die Geschichte Nur 100 Jahre hat es gedauert, um eine Moorlandschaft in urbanes Siedlungsgebiet zu verwandeln. Weiden und Erlen dominierten einst den Ausläufer des Dachauer Mooses, in dem Brachvogel und Kiebitz lebten. Gröbenzell zeichnet sich bis heute durch viel Grün aus, ebenso der Bereich am Gröbenbach in Puchheim. Großen Anteil an dieser Kultivierung hatten Kriegsgefangene aus Russland und Frankreich, die im Ersten Weltkrieg in einem Lager in Puchheim interniert waren. Ihre Spuren kann man bei einer Wanderung durch beide Orte entdecken. Die "Russenbrücke" (Foto), 1916 von französischen Kriegsgefangenen erbaut, findet sich an der Zillerhofstraße am östlichen Rand Gröbenzells. Das Bauwerk im Jugendstildekor steht unter Denkmalschutz. An der Lagerstraße in Puchheim befindet sich der Russenfriedhof, wo die Opfer der elenden Verhältnisse des Lagers beerdigt sind. Die Grabsteine aus Terakotta sind lateinisch und kyrillischen Buchstaben beschriftet. Vor der Friedhofsmauer steht eine Informationstafel. Die Anlage selbst ist nur zu Allerheiligen und für besondere Führungen geöffnet. Peter Bierl

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(Foto: Schunk Claus)

Lehrpfade am Fluss Ein Ausflug ins Isartal zwischen Schäftlarn und Icking lohnt immer. Folgt man den drei Touren, die der Isartalverein für diesen Flussabschnitt ersonnen hat, kann man auf Fuß- und Radwanderungen auch noch eine Menge lernen. Da gibt es den zwei Kilometer langen Lehrpfad "Kultur", dessen Ziel das Kloster Schäftlarn ist, eine Tour "Technik" (6,4 Kilometer), die zum Wasserkraftwerk Mühltal führt sowie - diese Variante ist klarer Publikumsfavorit - eine Tour "Natur und Umwelt" (9,8 Kilometer). Im letzten Fall übernimmt der Vorsitzende des Isartalvereins, Schäftlarns früherer Bürgermeister Erich Rühmer, die Führung häufig selbst. Unterwegs erzählt er von der Renaturierung, von Fischen, der Flößerei und vielem mehr. Der nächste Ausflug mit ihm ist zwar erst für Juni geplant, das macht jedoch nichts: Entlang der Natur-und-Umwelt-Route stehen - meist in der Nähe von Ruhebänken - Schautafeln, die gleichfalls viel erzählen über den Paradefluss Oberbayerns. Ausgangspunkt aller Touren ist der Großparkplatz beim Kloster Schäftlarn (mit Toilettenanlage und Prospektkasten). Um Einkehrmöglichkeiten muss man sich keine Sorgen machen; Wanderer haben die Wahl: "Bruckenfischer", "Aumühle", "Aujäger" - alle mit Biergarten. S-Bahnhöfe gibt's in Icking und Schäftlarn. Jürgen Wolfram

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(Foto: Niels P. Jørgensen)

Auf Ludwig Thomas Spuren Schon die Freilichtmaler der Künstlerkolonie wussten die Schönheit des Dachauer Landes zu schätzen, und zu den Bewunderern des Landstrichs zwischen Amper und Glonn gehörte auch der Schriftsteller Ludwig Thoma, der in den Wäldern und Feldern um den Ort Kleinberghofen sein Jagdrevier hatte. In dieser hügeligen, pittoresken Landschaft, durch die auch Thomas berühmte Lokalbahn zuckelt, lässt sich die Natur vortrefflich genießen. In Kürze soll dort querfeldein ein "meditativer Wanderweg" entstehen, der die beiden Klosterstandorte Erdweg und Altomünster miteinander verbindet. Entlang des Weges sind mehrere Stationen geplant, zum Beispiel mit Modellen von Sonne und Erde, die dem Wanderer die Dimensionen des Universums vor Augen führen. Noch existieren die Skulpturen nicht, doch die Strecke ist schon jetzt für einen Osterspaziergang bestens geeignet. Dies liegt nicht zuletzt am Start- und Zielpunkt des Wanderweges: Der Petersberg ist nicht nur wegen der Landvolkshochschule, sondern auch wegen seiner romanischen Basilika bekannt; Altomünster ist ein bayerischer Bilderbuchort mit Kloster und Barockkirche, zwei Privatbrauereien und einer facettenreichen Kultur. Osterspaziergänger kommen mit der S2 bis Dachau und von da mit der Linie A nach Erdweg. Robert Stocker

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(Foto: STA)

Frühlingshafter Zauber Es ist jetzt eine wunderbare Zeit, um durch das Leutstettener Moos zu wandern, das in diesen Tagen zu seinem frühlingshaften Zauber erwacht. Und wer neben Natur auch noch Kultur genießen will, ist hier ebenfalls richtig. Denn auf dem Weg entlang der Würm kommt man an der Villa Rustica (Foto) vorbei. Nun gut, wie eine prächtige römische Villa sehen die in einer Art Glashaus präsentierten Relikte dieses römischen Gutshofes nicht mehr aus. Aber interessante Einblicke in die Lebensweise der Römer im zweiten Jahrhundert nach Christus gestatten sie dennoch. Aber der Reihe nach: Start der gut zweieinhalbstündigen Wanderung ist der S-Bahnhof Gauting (S6). Von dort geht es gut ausgeschildert zunächst an der Bahnlinie entlang, dann durch den Wald zum ehemaligen S-Bahnhof Mühltal. Auch der benachbarte Biergarten ist verwaist. Doch ein paar Minuten weiter, hügelabwärts, wartet der Leutstettener Biergarten mit einer deftigen Brotzeit auf. Dann geht es weiter, am Schloss der Wittelsbacher vorbei, hinein ins Moos. Die Villa Rustica ist nicht zu übersehen. Nach gut einer Stunde taucht der Starnberger Ortsteil Percha auf. Wer will, kann hier auf der neuen Minigolfanlage noch eine Runde spielen - oder in einer Viertelstunde den S-Bahnhof Starnberg Nord erreichen. Otto Fritscher

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(Foto: N/A)

Unterwegs im Vogelschutz-Gebiet Von Osterruhe keine Spur: Die Geräuschkulisse an den beiden Isarstauseen nördlich von Moosburg ist enorm. Flussseeschwalben kreisen laut rufend über den Brutinseln, Graugänse setzen schnatternd zur Landung an, Blässhühner suchen emsig nach Nistmaterial. Zu sehen gibt es für Tier- und Naturliebhaber immer etwas - die beiden Gewässer zählen zu den wichtigsten Wasservogel-Schutzgebieten Bayerns. Der Rundweg um den Moosburger See ist mit fünf Kilometern etwas kürzer, schöner ist allerdings der Echinger See mit seinem großen Schilfgürtel. Als Ausgangspunkt bieten sich der Biergarten Fischerhans bei Weixerau oder die kleine Ortschaft Eching an. Wer mehr über die Tier- und Pflanzenwelt entlang des Isardamms erfahren will, dem sei in jedem Fall der etwa zwei Kilometer lange Vogelbeobachtungsweg empfohlen - mit einem Aussichtsturm und informativen Tafeln zu Flora und Fauna. Ein kompletter Rundgang um den See dauert etwas mehr als zwei Stunden, dafür öffnet sich vom Damm aus der Blick auf die Isar - schöne Picknick-Plätze inklusive. Petra Schnirch

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(Foto: ERD)

Henkergehilfe und Urelefant Von Fraunberg aus führt der Panoramaweg nach Osten in Richtung Bachham hinauf zum Galgenberg, wo eine alte Hinrichtungsstätte stand. Das Haus des Henkergehilfen in Bachham lässt sich erspähen, aber auch das Schloss Fraunberg. Im Nordwesten liegt der alte "Urtl-Hof", der Urteilshof, in dem den Delinquenten das Urteil verlesen wurde, ehe sie zur Vollstreckung gebracht wurden. Am höchsten Punkt des Panoramaweges sieht man den Kirchturm von Maria Thalheim und südlich den Spitzturm von Rappoltskirchen. In der Ferne ist bei klarer Sicht München zu erkennen. Der Wanderer steht hier auf Millionen Jahre alten Hügeln und blickt über das 15.000 Jahre alte Moosland. In Kleinthalheim geht es links nach Vorderbaumberg und nach kurzer Rast an der Baumgruppe beim Jägerstand bergab durch die Einöde Hainthal nach Riding. Hier leitet der Wegweiser bereits zurück nach Fraunberg. Der Wanderer passiert den Sandberg, wo vor zehn Millionen Jahren der Urelefant und das große Kurzfußnashorn lebten. Nach 9,5 Kilometern lässt man sich am besten im Gasthof Stulberger eine Brotzeit schmecken. Antonia Steiger

© SZ vom 23.04.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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