Rauchverbot:Nichtrauchen, aber nicht per Gesetz

Ein allgemeines Rauchverbot auch für Gaststätten plant Gesundheitsminister Horst Seehofer und stößt auf Widerstand. Ein Gesetz sei nicht notwendig, weil sich das Bewusstsein der Gäste schon geändert hat, meinen die Münchner Wirte.

Christopher Stolzenberg

"Etwas Besseres könnte mir gar nicht passieren." Diese Antwort hätte man vom Inhaber einer Zigarrenbar nicht erwartet. Rudolf Fischer vom "y Julieta" freut sich über das vom Bundesgesundheitsminister geplante Rauchverbot: "Zum Rauchen kommen die Leute dann zu mir."

Doch nicht jeder blickt derart zuversichtlich auf das mögliche Gesetz. Der Gaststättenverband Bayern setzt eher auf die freiwillige Selbstverpflichtung der Wirte. Nichtrauchen sei unter den Gästen der Trend, daher benötige es keines Bundesgesetzes, meint Sprecher Frank-Ulrich John.

Dem Wirt bringe es einfach einen Wettbewerbsvorteil, sich auf Nichtraucher einzustellen. Aber genau hier liegt das Problem. "Die meisten Gastronomen haben noch immer eine Scheu davor, Raucher auszugrenzen", sagt John.

Bewusstsein der Gäste hat sich geändert

Bei einem Besuch in Münchner Restaurants und Bars bestätigt sich diese Einschätzung des Verbandssprechers nur teilweise. Denn es fällt auf, dass Restaurant-Besitzern sich eher auf Nichtraucher einstellen als Kneipiers.

So wirbt das Restaurant "Zauberberg" damit, vollständig rauchfrei zu sein. "Wir bereiten unsere Gerichte mit frischen Produkten zu, da passt Nichtrauchen gut ins Konzept", sagt Inhaber Thomas Rüppel. Die Initiative sei aber weniger einem möglichen Wettbewerbsvorteil geschuldet, als dass sie auf Wunsch der Gäste erfolgte. Und auch die nichtrauchenden Mitarbeiter ziehen einen qualmfreien Arbeitsplatz vor. Raucher kämen aber weiterhin und gingen eben zum Qualmen vor die Tür, so Rüppel.

Im Bar-Restaurant "Café Forum" geht man nicht ganz so weit und hat für Nichtraucher einen kleinen Bereich mit eigener Lüftung abgetrennt. Aber wirklich notwendig sei das nicht, meint Inhaberin Anke Kolonko. "Ich sehe im gesamten Lokals immer weniger Gäste, die rauchen", stellt sie fest. Das Bewusstsein der Leute habe sich schon geändert, auch ohne ein Gesetz.

Für die Gäste scheint der "Faktor rauchfrei" kein zentraler Grund zu sein, ein Restaurant dem anderen vorzuziehen. "Ich suche mir das Lokal vor allem nach der Qualität des Essens aus", sagt Jörg Tatzelt, zu Gast im "Buxs". "Vielleicht ist ja in Raucher-Restaurants mit Buffet das Essen schlechter", gibt seine Tischnachbarin Elke Lindert schulterzuckend zu bedenken.

Passivrauchen aus Freundschaft

Der Blick in den Gastro-Guide der Stadt München verrät: Mit rauchfreien Räumen werben vor allem gehobene Restaurants oder solche, die sich auf Gäste einstellen, die insgesamt einen gesunden Lebensstil pflegen wollen. Dort steht besonders vegetarisches Essen mit biologischen Zutaten auf der Speisekarte. In Kneipen sitzen dagegen die Nichtraucher wie eh und je im Qualm ihrer Tischnachbarn.

Und wie wäre es mal mit Pils ohne Rauch? Anne hat es probiert. "Ich habe aber wieder angefangen zu rauchen", sagt sie. Sie sitzt mit Freunden im "Baader28", darunter viele Raucher, bis auf Alex. "Ich lasse mich aber gerne von Euch zuqualmen", meint er ironisch. Um mit den anderen zusammen zu sein, muss er wohl oder übel passiv rauchen. Zum Wohle aller ist er aber für ein allgemeines Rauchverbot.

"Baader28"-Wirt Thomas Scholl pflichtet seinem Gast bei: "In Irland ist das Verbot auch kein Problem. Warum sollte es das hier sein?" Und weil dort die Kunden ihren Pubs trotz Verbots seit zwei Jahren treu geblieben sind, ist auch er für ein generelles Rauchverbot in Deutschland. "Wir sollten die Raucher vor sich selbst schützen," sagt Scholl.

So klar sprechen sich nur wenige Wirte für ein Verbot aus. Vielmehr haben sie eine liberale Haltung wie Yascha Karaoglu. Der Mitinhaber vom "tabacco" plädiert für die "freie Entscheidung, ob ich rauche oder nicht". Wenn tatsächlich ein Gesetz das Rauchen in Gaststätten verbieten sollte, dann will er seine Bar als privaten Club neu eröffnen.

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