Rathaus:Ursula Sabathil tritt aus der CSU aus

Einst war die CSU für sie wie eine Familie. Jetzt kehrt Ursula Sabathil der CSU den Rücken. Die stellvertretende Vorsitzende der Rathausfraktion verlässt die Partei - aus "inhaltlichen und zwischenmenschlichen Gründen".

Dominik Hutter

Nach mehr als 25 Jahren Mitgliedschaft hat Ursula Sabathil, die stellvertretende Vorsitzende der CSU-Rathausfraktion, ihren Austritt aus der Partei erklärt. Der Schritt erfolge "aus einigen inhaltlichen, insbesondere aber aus zwischenmenschlichen Gründen", steht in einer sehr emotional formulierten Erklärung, die die Politikerin am Sonntag verschickte. Sabathil, die auch stellvertretende Chefin des Münchner CSU-Bezirksverbands ist, sieht sich "nicht mehr in der Lage, bestimmte Teile der Partei, vor allem aber den Vorsitzenden der CSU-Stadtratsfraktion Josef Schmid so zu unterstützen, wie das angemessen und nötig wäre".

Die gebürtige Münchnerin, die 1992 erstmals ins Rathaus gewählt wurde, will ihren Sitz im Stadtrat behalten - als Parteilose. Die CSU-Fraktion schrumpft damit auf 22 Mitglieder, was auf die Mehrheitsverhältnisse jedoch keine Auswirkung hat. Allerdings hat Sabathil eine Fülle von Parteifunktionen inne, die nun neu besetzt werden müssen: Neben den Vizechef-Posten in Fraktion und Bezirksvorstand ist sie Ortsvorsitzende der CSU Obermenzing, Kultur-Korreferentin im Stadtrat sowie Mitglied im Umweltausschuss des Deutschen Städtetags und in diversen Aufsichtsräten. In der CSU-Fraktion wirkt sie als Umwelt- sowie stellvertretende Kultursprecherin.

In den Augen Sabathils, so steht es in ihrem Rücktrittsschreiben, war die CSU einst "wie eine Familie", die es nun aber nicht mehr gebe. Inzwischen seien "dauernde Hektik, Egozentrismus verkleidet als Coolness, immer weniger Loyalität untereinander" sowie "Gleichgültigkeit dem anderen gegenüber" prägend. Daher hat sich die Gymnasiallehrerin und Mutter dreier Kinder "nach schmerzhafter, einsamer, aber reiflicher Überlegung" entschlossen, ihre politische Heimat zu verlassen.

Die Münchner CSU traf die Nachricht von Sabathils Parteiaustritt wie ein Paukenschlag. "Ich bin völlig überrascht", erklärte Bezirkschef Ludwig Spaenle, der die Entscheidung der langjährigen Parteifreundin ausdrücklich bedauert. Der Kultusminister will Sabathil nun ein persönliches Gespräch vorschlagen, um "die Befindlichkeiten nachvollziehbar zu machen". Erschüttert zeigen sich auch die Fraktionskollegen Walter Zöller und Marian Offman, die ebenfalls nichts von den Überlegungen Sabathils wussten.

Die Romanistin und Germanistin Sabathil war seit 1983 Mitglied der CSU. Im Mittelpunkt ihrer politischen Arbeit stehen die Themen Bildung und Kultur, zudem hat sie sich den Kampf gegen Drogen auf die Fahnen geschrieben.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: