Rassistischer Übergriff in Ottobrunn:Neonazi greift Taxifahrer an

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Ein polizeibekannter Neonazi hat an einer Tankstelle in Ottobrunn einen türkischen Taxifahrer zusammengeschlagen und vermutlich eine Flasche nach ihm geworfen. Drei weitere Neonazis beobachteten den Angriff.

Susi Wimmer, Bernd Kastner

Ein polizeibekannter Neonazi hat am Wochenende an einer Tankstelle in Ottobrunn einen türkischen Taxifahrer zusammengeschlagen und vermutlich eine Flasche nach ihm geworfen. Drei weitere Neonazis, die den Angriff in der Tankstelle beobachteten, verhielten sich passiv. Der Schläger ist der Polizei namentlich bekannt, er ist momentan allerdings flüchtig.

Es ist nicht das erste Mal, dass der 28-jährige Stephan W. zugeschlagen hat. Erst im vergangenen Jahr war er wegen Körperverletzung verurteilt worden. Stephan W. ist offenbar fest in der rechtsextremen Szene verwurzelt.

Am vergangenen Samstag nahm er an der Neonazi-Demonstration teil, bei der zu Beginn die Paulchen-Panther-Melodie abgespielt wurde, jenes Lied, mit dem die rechtsextremen Mörder der Zwickauer Zelle ihr Bekennervideo unterlegt hatten. Während des Marsches durch die Innenstadt trug W. eine Fahnenstange bei sich.

Nach Informationen des Antifaschistischen Informationsarchivs Aida soll W. früher der Kameradschaft "Nationale Solidarität Bayern" angehört haben. Er war auch Interessentenbetreuer bei der Bürgerinitiative Ausländerstopp (BIA), die mit Karl Richter im Stadtrat vertreten ist. Auch soll W. dem NPD-Kreisverband angehört haben. Richter sagte auf Nachfrage der SZ, dass W. sich vor knapp einem Jahr aus BIA und NPD zurückgezogen habe.

Nach der Demo betrank sich der Versicherungskaufmann in einer Kneipe in Neubiberg. Dort bestellte er sich gegen 4 Uhr ein Taxi. Der Kneipenwirt muss den 27-jährigen Taxifahrer noch gewarnt haben, dass der Fahrgast "problematisch" sei.

Die Fahrt ging bis zur Shell-Tankstelle nach Ottobrunn. Dort wollte Stephan W. einen Kaffee trinken und telefonieren. Der Chauffeur sollte das Taxameter laufen lassen. Der Taxifahrer folgte dem Fahrgast in den Innenraum der Tankstelle. Dort trafen drei weitere Neonazis ein, offenbar trank man gemeinsam Kaffee.

Stephan W. soll dann angefangen haben, Schokolade aus dem Verkaufsraum auszupacken und durch den Laden zu werfen. Dann begann er, den Türken rassistisch zu beleidigen und schließlich versetzte er dem Taxifahrer einen Faustschlag ins Gesicht. Der Taxifahrer stürzte ins Weinregal, angeblich soll Stefan W. dann noch eine Bierflasche nach ihm geworfen haben.

Der Taxifahrer griff sich daraufhin einen Barhocker, um sich zu verteidigen. Schließlich alarmierte der Tankstellenpächter die Polizei. Der Vorfall ist auf dem Überwachungsvideo der Tankstelle dokumentiert.

© SZ vom 25.01.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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