Ramersdorf:Service-Station Ost

Die MVG plant, in Neuperlach und Ramersdorf Betriebshöfe für die Tram und für die U-Bahn zu bauen

Von Hubert Grundner, Ramersdorf

Mobilität lautet eins der Schlüsselwörter moderner Gesellschaften, denn Stillstand ist verpönt. Doch egal, welches Verkehrsmittel man benutzt, um eines kommt niemand herum: den Werkstattbesuch. Früher oder später müssen Fahrräder, Motorräder und Autos gewartet werden. Das gleiche gilt für Züge und Trambahnen, mit dem Unterschied, dass deren Werkstätten eine Nummer größer ausfallen. Entsprechend beunruhigt waren manche Ramersdorfer und Perlacher, als bekannt wurde, dass es Überlegungen gibt, einen Trambahn-Betriebshof an der Ständlerstraße sowie einen U-Bahn-Betriebshof in Neuperlach Süd einzurichten. Erste Planungen sind jetzt dem Bezirksausschuss (BA) 16 Ramersdorf-Perlach zur Stellungnahme zugeleitet worden. Zunächst wird sich deshalb der Unterausschuss Bauvorhaben, Stadtplanung und Bürgerbeteiligung in den nächsten Wochen mit beiden Projekten beschäftigen.

Wie fast alle aktuellen Entwicklungen in der Stadt ist auch dieses Vorhaben getrieben vom anhaltenden Bevölkerungswachstum Münchens: Das zu erwartende höhere Fahrgastaufkommen werde netzweit Angebotsausweitungen bei U-Bahn, Bus und Trambahn notwendig machen, heißt es einleitend in dem gemeinsamen Schreiben von Wirtschafts- und Planungsreferat an den BA. Zu dem Zweck müsse man dann mehr Fahrzeuge einsetzen, somit benötige man auch einen größeren Fuhrpark in den kommenden Jahren.

Zur Steigerung der Fahrgastkapazität schaffe die MVG außerdem neue, längere Busse und Trambahnen an. Diese Entwicklung mache den Ausbau beziehungsweise die Erweiterung von Betriebshöfen und Abstellanlagen für U-Bahn, Trambahn und Bus erforderlich. Kurzum, die Stadt sieht "dringenden Handlungsbedarf zur Entwicklung zusätzlicher Betriebshöfe". Ausschlaggebend für die Standortwahl der neuen Anlagen seien neben dem Kapazitäts- und Flächenbedarf die Lage zum jeweiligen Netz und damit verbunden Ausrückwege und -zeiten. Außerdem müsse für den Fall betrieblicher Störungen die Erreichbarkeit aus dem Netz gesichert sein.

Mit Blick auf diese Anforderungen kommen die Experten der Referate zu dem Schluss, dass im Trambahn-Betriebshof Einsteinstraße und der Trambahn-Hauptwerkstatt an der Ständlerstraße die Grenzen der Leistungsfähigkeit erreicht sind. Weiterer Nachteil des bestehenden Betriebshofs an der Einsteinstraße: Die Tram verfügt hier nur über eine Zulaufstrecke. Auch hier sei die Kapazität für die Zahl der morgens ausrückenden Züge ausgeschöpft. Deshalb kommen die Planer zu dem Schluss: "Bei der anstehenden Ausweitung des Fahrzeugeinsatzes ist es dringend erforderlich, dass ein zweiter Betriebshof an anderer Stelle des Netzes zur Verfügung steht." Und dafür biete sich der Standort Ständlerstraße an. Mit der Gleisanbindung über die Aschauer Straße sowie der hier angesiedelten Hauptwerkstätte könne er die entsprechenden betrieblichen und wirtschaftlichen Kriterien erfüllen, heißt es weiter.

Die Bebauung ergäbe sich dann größtenteils aus der Lage der Bestandsgebäude. Sprich, der neue Betriebshof mit Abstellhalle und Werkstätten würde südlich der jetzigen Hauptwerkstätte situiert werden. Dabei ist bereits vorgesehen, die neuen Betriebsteile weitgehend einzuhausen, um so benachbarte Gebäude bestmöglich vor Lärm zu schützen.

Ähnlich stellt sich die Situation bei den U-Bahn-Zügen dar. Die vorgesehene Ausweitung des Angebots lässt sich mit den vorhandenen Abstell- und Werkstattkapazitäten nicht bewältigen. Der bisher einzige U-Bahn-Betriebshof der MVG in Fröttmaning ist auf einen Gesamt-Fahrzeugbestand von rund 100 Sechswagenzügen ausgelegt. Hinzu kommt ein weiteres Problem: Die sogenannte Technische Basis in Fröttmaning ist nur über eine Zulaufstrecke (U 6) an das MVG-Netz angebunden. Schon in der Vergangenheit habe man während umfangreicher Sanierungsarbeiten an der Heidemannbrücke zu spüren bekommen, wie sich dieser Umstand negativ auf das U-Bahn-Angebot auswirkt. Sollte die Zulaufstrecke zur Technischen Basis, aus welchen Gründen auch immer, unterbrochen werden, wären bereits nach wenigen Tagen erhebliche Betriebseinschränkungen bis hin zur kompletten Betriebseinstellung zu befürchten, wird in der Vorlage gewarnt. Deshalb lautet auch hier die Empfehlung: Eine zweite vollwertige U-Bahn-Betriebsstätte, situiert an einem anderen Teil des Netzes, ist für die Zukunft des mit Abstand leistungsfähigsten Münchner Transportmittels unerlässlich.

Nach intensiver Prüfung kamen schließlich Riem Ost und Neuperlach Süd in die engere Auswahl als Standort für einen Betriebshof. Nur hier hätte sich der Flächenbedarf realisieren lassen. Doch von diesem Punkt abgesehen schnitt Riem Ost nach Einschätzung der Planer in praktisch allen Belangen schlechter ab. So sei die Lage von Neuperlach Süd zum Streckennetz als Endhaltepunkt für zwei U-Bahnlinien (U 5 und U 7) ideal, denn somit könnten unnötige Leer- und Überführungsfahrten vermieden werden.

Für betriebliche Zwecke sei außerdem ein Anschluss an das DB-Netz erforderlich, der mit der S-Bahnlinie 7 gegeben sei. Zudem seien die vorgesehenen Areale im Flächennutzungsplan größtenteils als Gewerbegebiet dargestellt, befinden sich auf Stadtgebiet und gehörten auch größtenteils der Stadt. Den weiteren Untersuchungen für einen neuen U-Bahn-Betriebshof solle daher der Standort Neuperlach Süd zugrunde gelegt werden, fordern die Referate.

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