Ramersdorf:Problematisches Umfeld

Lokalpolitiker sind gegen Wohnen-für-alle-Projekt zwischen Mittlerem Ring, Autovermietung und Tankstelle

Von Hubert Grundner, Ramersdorf

Mit Argusaugen verfolgen die Mitglieder des Bezirksausschusses (BA) Ramersdorf-Perlach die Planungen für das städtische Grundstück an der Kagerstraße 9. Vor allem aber wollen sie als Repräsentanten der lokalen Interessen daran sofort beteiligt werden. Der entsprechende Beschluss des Gremiums geht auf einen Antrag der CSU-Fraktion zurück.

Von einseitigen, überstürzten Planungen - über die geplante und allseits begrüßte Verlagerung des Straßenbau-Betriebshofs hinaus - sei bis auf weiteres Abstand zu nehmen, heißt es in dem Antrag. Dies gelte insbesondere für ein Wohnen-für-alle-Projekt "ohne Grünflächen, ohne soziale Infrastruktur, dafür aber mit Hauptverkehrsachse auf der einen und Betriebshof beziehungsweise Tankstelle auf der anderen Seite", so die CSU.

Vielmehr solle überlegt werden, welcher Bedarf nach wichtigen Einrichtungen für das Stadtviertel mit den offenbar vorhandenen Baurechtsreserven an der Kagerstraße gedeckt werden könne. Die Lokalpolitiker denken unter anderem an soziale Einrichtungen, bürgerschaftliche Nutzungen oder auch an Einzelhandelsgeschäfte. Dabei müsste auch geprüft werden, ob Betriebe, die heute im Bereich des Sanierungsgebietes Ortskern Ramersdorf liegen, dorthin umgesiedelt werden können, um die Ortskern-Planungen zu befördern, beziehungsweise das dortige Gelände zu arrondieren. Hier sollte in jedem Fall die Abstimmung mit den Verantwortlichen der Stadtsanierung gesucht werden, fordern die Lokalpolitiker abschließend in ihrem Antrag.

Bei der Begründung ihres Antrags beruft sich die CSU auf die im Stadtrat offenbar kontrovers geführte Debatte zur Zukunft des Grundstücks Kagerstraße 9. Ausgehend von der Frage, ob das Areal zusätzliche kreative, kulturelle oder bürgerschaftliche Nutzungen beherbergen könnte, entstand das Ansinnen, dort ein Wohnen-für-alle-Projekt zu realisieren. Ein entsprechender Antrag wurde im Stadtrat bereits eingereicht.

Das Grundstück weist eine recht wechselvolle Vorgeschichte auf, woran in dem Antrag erinnert wird: Lange Zeit war es für eine Schießstätte für den Polizeisportschützenverein München freigehalten worden. Als sich dieses Vorhaben zerschlagen hatte, forderte der Bezirksausschuss die Stadt auf, die Fläche für eine schulische Nutzung zu sichern, um beispielsweise die Grund- und Mittelschule an der Führichstraße, die aus allen Nähten platzt, zu entlasten. Dieser vor dem Hintergrund der Schulsituation und des anhaltenden Zuzugs nach wie vor nicht abwegige Gedanke wurde allerdings von der Stadt als nicht notwendig erachtet.

Erst auf Nachfrage habe der Bezirksausschuss seinerzeit von der geplanten Verlegung des Stützpunkts des Straßenunterhalts erfahren, bemängeln die Antragsteller. Und auch die jetzige Vorlage zur Freimachung des Grundstücks sehe kein Anhörungsrecht der Lokalpolitiker vor. "Nach den aktuellen Wendungen im Stadtrat ist es aber dringend nötig, den Bezirksausschuss umfassend zu informieren", heißt es im Antrag weiter. Solange dies nicht geschehe, seien alle weiteren Schritte auszusetzen. Die bisherigen Erfahrungen mit dem Wohnen-für-alle-Projekt der GWG in Ramersdorf, einem Flexi-Heim an der Ständlerstraße oder Überlegungen für eine Bebauung des Kustermannparks zeigten eindrucksvoll, dass überstürztes, intransparentes Handeln nur zu Verwerfungen führe, die später kaum zu kitten seien.

Geradezu makaber mute es in diesem Zusammenhang an, ineffizientes Grundstücksmanagement damit zu kaschieren, dass man das schwierige Umfeld an der Kagerstraße mit Mittlerem Ring, Betriebshof, Autovermietung und Tankstelle für "Wohnen für alle" noch als gut genug definiere. Gerade diese Wohnform brauche ein adäquates Maß an sozialer Infrastruktur, moniert der Bezirksausschuss.

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