Ramersdorf:Gemeinsam in den Tod

Als sie mit ihrem Hund Gassi ging, lebte ihr Mann noch. Doch als sie ins Bett gehen wollte, fand die Ehefrau die Leiche ihres Mannes - und seiner beiden Betreuerinnen. Offenbar war die Tat schon länger geplant.

Susi Wimmer und Monika Maier-Albang

Es war offenbar eine genau geplante, gemeinsame Tat: Am Montagabend fand die Polizei drei Leichen in einer Ramersdorfer Wohnung. Offenbar haben sich der ehemalige Kraftfahrer Erich H., 63, und zwei 54 und 52 Jahre alte Frauen umgebracht, die mit ihm in der Wohnung lebten. Nach der Obduktion der Leichen schließt die Polizei bisher jede Form von Fremdeinwirkung aus, will aber "aus Rücksicht auf die Familien der Verstorbenen keine weiteren Angaben machen".

Nach SZ-Informationen litt der 63-jährige Münchner unter heftigen Schmerzen. Weil der Aufzug nur zum ersten Stock reichte, musste ihm für die letzten Stufen bis zum Ausgang immer aus dem Rollstuhl geholfen werden. Zwei Frauen, eine 54-jährige Ärztin sowie eine 52-Jährige, pflegten den Mann offenbar. Sie lebten mit ihm und auch der Ehefrau in der Wohnung am Karl-Preis-Platz. Neben den vier Personen war noch ein weiterer Mann, wohl ein Verwandter des Ehepaars, mit in der Wohnung gemeldet.

Als die Ehefrau des 63-Jährigen am Montagabend mit dem Hund Gassi ging, zogen sich ihr Mann und die beiden Frauen offenbar in das Schlafzimmer zurück. Die Ehefrau fand die Leichen sowie Abschiedsbriefe erst, als sie gegen 23 Uhr ins Bett gehen wollte. Sie verständigte die Polizei, und diese rückte sofort mit einem Großaufgebot von fast einem Dutzend Streifen aus. Der Notarzt konnte allerdings nur noch den Tod der drei Personen feststellen.

Der Rollstuhlfahrer und die zwei Frauen sollen sich gemeinsam mit Infusionen des Narkose- und Schlafmittels Propofol das Leben genommen haben. Zu einem etwaigen religiösen Hintergrund für die Tat, über den im Haus spekuliert wurde, wollte die Polizei am Dienstag nichts sagen. Man gehe derzeit aber keinesfalls von einer strafrechtlich relevanten Handlung aus, sagte ein Sprecher der Polizei.

Die 54-jährige Ärztin war nach SZ-Informationen als Anästhesistin im Bogenhausener Krankenhaus beschäftigt. Ob das Narkosemittel Propofol, mit dem sich die drei das Leben nahmen, aus dem Klinikum stammt, ist bislang noch nicht geklärt.

Nachbarn waren am Dienstag schockiert von der Nachricht. Man kannte und schätzte die älteren WG-Bewohner, die in der Arztpraxis im Haus schon mal Kuchen vorbeibrachten. Manche Hausbewohner sprechen aber auch davon, dass die beiden Frauen und der Mann eher zurückgezogen gelebt und nicht gern jemanden in ihre Wohnung gelassen hätten, die im zweiten Stock des Mehrfamilienhauses liegt. An ihrer Haustür fällt denn auch als erstes auf, dass sich dort keine Namensschilder befinden.

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