Ramersdorf:Gefährliches Nadelöhr

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Ungeliebte Querung: Die Brücke an der Hochäckerstraße über die A 8 ist alt - und zu schmal. (Foto: Claus Schunk)

Die Stadt will die Brücken der Hochäcker- und Peralohstraße verbreitern und für Fußgänger und Radfahrer besser passierbar machen. Ein Verkehrskonzept für das angrenzende Quartier wird es aber nicht geben

Von Hubert Grundner, Ramersdorf

Mit der Fertigstellung von rund 1100 Wohnungen im Baugebiet zwischen Peraloh- und Hochäckerstraße werden neue, größere Verkehrsströme entstehen. Dabei stellt sich den Auto- und Motorradfahrern, gewissermaßen als natürliche Barriere, im Westen die Autobahn A 8 München-Salzburg in den Weg. Den einzigen Übergang in Richtung Fasangarten bietet die Brücke der Hochäckerstraße. Doch die ist ziemlich alt und schmal.

Schon bei der Vorstellung der Planungen vor circa drei Jahren wurde deshalb Kritik an diesem Nadelöhr beziehungsweise am Verkehrskonzept insgesamt laut. Nicht zuletzt aber wurde bei zwei Bürgerversammlungen im Jahr 2013 darauf gedrungen, dass unbedingt auch etwas für Fußgänger und Radfahrer gemacht werden muss. Das soll nun geschehen, wie bei der Sitzung des Ausschusses für Stadtplanung und Bauordnung am Mittwoch zu hören war: Demnach hat das Baureferat die Prüfung begonnen, wie die beiden Brücken über die Hochäcker- und die Peralohstraße für den Radverkehr ertüchtigt werden können. Hierzu wird eine Machbarkeitsstudie erstellt. Nach Abschluss der Prüfungen soll über deren Ergebnisse dem Stadtrat berichtet werden. Ein Termin dafür wurde jedoch noch nicht genannt.

Allzu viel Zeit sollte man sich damit nicht lassen, denn schon seit Jahren haben Fußgänger und Radfahrer an den genannten Engstellen das Nachsehen: So verfügt die Hochäckerstraße aus Richtung Osten kommend auf der nördlichen sowie auf der südlichen Straßenseite über einen gemeinsamen Geh- und Radweg. Beide Radwege enden aber vor dem Beginn der Brückenrampe, und die Radler werden hier auf die Fahrbahn gelotst. Aus Richtung Westen kommend existiert auf der südlichen Straßenseite vor der Brücke ein gemeinsamer Geh- und Radweg. Diese gemeinsame Führung endet jedoch ebenfalls vor der Brücke. Und auf der nördlichen Seite der Hochäckerstraße ist nur ein Gehweg angelegt. Im Bereich der Brücke über die Autobahn sind auf beiden Straßenseiten Gehwege mit einer Breite von circa 1,50 Meter beziehungsweise 2,50 Meter vorhanden. Diese können jedoch von Radfahrern nicht mitbenutzt werden - offiziell zumindest. Ihnen bleibt somit nichts anderes übrig, als mit einer gehörigen Portion Todesverachtung im Strom der Lkw und Pkw mitzuschwimmen.

Etwas anders stellt sich die Situation an der Peralohstraße dar, die an ihrem westlichen Ende zur Fuß- und Radwegbrücke wird. Ohne größere Umwege in Kauf nehmen zu müssen, gelangen die Bewohner der Siedlung hier über die Salzburger Autobahn nach Giesing. Allerdings weist die Rampe ein großes Manko auf: Sie ist sehr steil. So manche Mutter mit Kinderwagen oder Menschen mit einer körperlichen Einschränkung stehen hier vor einem unüberwindbaren Hindernis. Und auch für Fahrradfahrer ist der Übergang nur mit Mühe zu schaffen. Aus diesen Gründen hatte die Grünen-Fraktion im Bezirksausschuss Ramersdorf-Perlach bereits im Februar dieses Jahres beantragt, die Fuß- und Radwegbrücke an der Peralohstraße so umzugestalten beziehungsweise zu ertüchtigen, dass sie von allen komfortabel zu nutzen ist: "Diese Brücke wird nach Fertigstellung des Baugebietes an der Hochäckerstraße sicherlich deutlich stärker frequentiert werden, als das bisher der Fall ist, da es in unmittelbarer Nähe auch einen Weg vom Baugebiet zur Peralohstraße geben wird."

Mit dem Auftrag an das Baureferat, zu prüfen, wie die beiden Brücken für den Radverkehr ertüchtigt werden können, wurde auch zwei Empfehlungen aus den Bürgerversammlungen 2013 entsprochen. Abgelehnt wurde von der Mehrheit des Planungsausschusses hingegen der Wunsch, ein Verkehrskonzept für den Bereich Hochäcker-, Balan-, Ständler- und Chiemgaustraße unter Berücksichtigung der neuen Wohnanlage an der Hochäckerstraße zu erstellen. Die Stadträte verwiesen zur Begründung auf das Gutachten, das ein externer Verkehrsexperte für das künftige Wohngebiet an der Hochäckerstraße geliefert hatte. Dessen zwei Kernaussagen: Der neue Quellverkehr lasse sich im umgebenden Straßennetz leistungsfähig abwickeln und mache sich im größeren Umfeld praktisch nicht mehr bemerkbar.

Anderer Ansicht war indes Grünen-Stadtrat Herbert Danner. München sei vom selbstverliehenen Titel einer Radlhauptstadt nach wie vor weit entfernt. Den Radfahrern würden gerade in dem Neubaugebiet große Umwege zugemutet. Er sehe eine große bauliche und planerische Notwendigkeit, den jetzigen Zustand zu verbessern. Im Gegensatz zu Stadtbaurätin Elisabeth Merk wertete er ein Verkehrskonzept mit Umgriff über das Baugebiet Hochäckerstraße hinaus sehr wohl als zielführend. Für seinen Änderungsantrag fand Danner allerdings im Gremium keine Mehrheit.

© SZ vom 05.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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