Ramersdorf:Flüchtlinge und Azubis unter einem Dach

Die Unterkunft an der Ottobrunner Straße 90-92 steht nun auch Nachwuchskräften der Stadt offen

Von Hubert Grundner, Ramersdorf

Dass in ihrer Nähe ein Wohnheim für Heranwachsende mit und ohne Migrationshintergrund entsteht, das wissen die Nachbarn des Anwesens Ottobrunner Straße 90-92 schon seit einiger Zeit. Bei einer Veranstaltung im Januar hatte sie die damalige Sozialreferentin Brigitte Meier über diese künftige Einrichtung der Jugendhilfe informiert. In der Zwischenzeit sind aber längst nicht so viele unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in München angekommen, wie ursprünglich erwartet wurde. Dadurch haben sich Spielräume eröffnet, die zwei Gebäudeteile zum Teil anderweitig zu nutzen: Sie dienen bereits seit dem 1. Dezember als Wohnheim für Nachwuchskräfte der Stadt. Damit ist ein entsprechender Beschluss des städtischen Kinder- und Jugendhilfeausschusses umgesetzt.

Das Objekt Ottobrunner Straße 90 bis 92 umfasst einen Flachbau und einen Hochbau mit insgesamt 140 Wohneinheiten. Derzeit nutzbar seien, wie es im Ausschuss hieß, ungefähr 100 möblierte Apartments, Büroräume und Gemeinschaftsräume. Zwar reklamieren Sozialreferat und Stadtjugendamt einen hohen Platzbedarf, um junge Heranwachsende über 18 Jahren aus den Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe zu verselbstständigen. Die Beendigung einer Erziehungshilfe sei aber immer nur individuell steuerbar und insofern verzögerte sich die Belegung des Hauses an der Ottobrunner Straße. "Im Sommer 2016 verdichteten sich die Einschätzungen, dass eine vollständige Belegung nicht erreicht werden kann und damit muss ein Leerstand von großen Teilen des Objekts vermieden werden." Daneben hat auch das Personal- und Organisationsreferat einen sehr hohen Bedarf an Wohnheimplätzen für städtische Nachwuchskräfte. Diese würden, wie es in der Beschlussvorlage heißt, deutschlandweit gewonnen und benötigten dringend Wohnraum.

Die beiden Referate hatten deshalb die Vereinbarung getroffen, das Objekt in ein Wohnheim für Nachwuchskräfte der Stadt und eines für Auszubildende in der Betreuung der Jugendhilfe umzuwandeln. Dabei hielt man es für sinnvoll, in dem Projekt auch die Gelegenheit zu interkulturellem Austausch und Begegnung zu nutzen. Und: Es wird in Ergänzung des reinen Wohnheimcharakters für die beiden unterschiedlichen Zielgruppen ein Angebot an Jugendkulturarbeit eingerichtet.

Bei der einen Zielgruppe handelt es sich um junge Menschen zwischen 18 und 25 Jahren mit und ohne Fluchthintergrund; diese wurden vor ihrem Wechsel in das Wohnheim in einer Einrichtung der Jugendhilfe intensiv betreut. Sie konnten dort zunehmend eigenständiges Leben lernen und absolvieren nun eine Schul- oder Berufsausbildung. Neben der Bereitstellung von Wohnraum werden die Bewohnerinnen und Bewohner bei der Ausbildung, beim Studium, der Eingliederung in die Arbeitswelt und der sozialen Integration bei Bedarf sozialpädagogisch betreut.

Die zweite Zielgruppe sind Nachwuchskräfte der Stadt. So hat das Personal- und Organisationsreferat im Sommer vergangenen Jahres einen Bedarf von durchschnittlich knapp 300 Wohnheimplätzen für Nachwuchskräfte und neu gewonnenes Personal gemeldet. Ziel sei es, diesen Bedarf vorübergehend durch Anmietung und langfristig durch den Bau und den Kauf von geeigneten Objekten abdecken zu können.

Bei aller Unterschiedlichkeit der Zielgruppen, die das Wohnheim an der Ottobrunner Straße bevölkern, weisen sie doch etliche Gemeinsamkeiten auf: Es handelt sich meist um junge Menschen im ungefähr gleichen Alter, mit vergleichbaren Interessen und vergleichbarer Lebenslage. Alle befinden sich in Ausbildung, und so wie die jungen Flüchtlinge dabei sind, sich in ihrer neuen Heimat zu integrieren, so geht es auch für die Auszubildenden der Stadt darum, sich in München einen neuen Lebensmittelpunkt aufzubauen. Unter dem Strich: eine Chance für modellhaftes Zusammenleben.

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