Ramersdorf:Erinnerung an einen Aufrechten

Ramersdorf: Alois Meier, Renate Schemann, Thomas Jansing, Angela Girnghuber und Martin Swoboda (v. l. n. r.) beim Spatenstich für das Dominik-Brunner-Haus.

Alois Meier, Renate Schemann, Thomas Jansing, Angela Girnghuber und Martin Swoboda (v. l. n. r.) beim Spatenstich für das Dominik-Brunner-Haus.

(Foto: Robert Haas)

Ein Gemeinschaftsprojekt der Dominik-Brunner-Stiftung und der Johanniter-Unfall-Hilfe in Ramersdorf soll jungen Menschen Halt geben. Der erste Spatenstich ist gesetzt, 2016 will man die Eröffnung feiern

Von Hubert Grundner, Ramersdorf

Nach den Rückschlägen in der Vergangenheit bei der Standortsuche ist es nun geschafft: Am Mittwoch ist in Ramersdorf an der Görzer Straße 115 der offizielle Spatenstich für das Dominik-Brunner-Haus erfolgt. Geplant ist ein Erweiterungsbau des an der Stelle bereits beheimateten Johanniter-Kinder- und Jugendhauses. Das Ganze ist ein Gemeinschaftsprojekt der Dominik-Brunner-Stiftung und der Johanniter-Unfall-Hilfe, das sich eine bessere Integration von sozial benachteiligten Kindern in die Gesellschaft und die Förderung von friedlichen Konfliktlösungen zum Ziel gesetzt hat.

"Das ist ein besonderer Moment für uns", betonte Alois Meier, Vorstandsvorsitzender der Dominik-Brunner-Stiftung. "Nach dem fast ein Jahr dauernden Verfahren haben wir nun alle nötigen Genehmigungen der Stadt München vorliegen und freuen uns sehr, dass wir jetzt mit den Bauarbeiten beginnen können." Endlich sei der Durchbruch gelungen, wozu auch die beiden karitativen Hilfevereine beitrugen, die das Vorhaben finanziell unterstützen. "Im Kinder- und Jugendhaus beweisen Leiterin Renate Schemann und ihr Team seit 2009 eindrucksvoll, dass es durch individuelle Fördermaßnahmen möglich ist, den Teufelskreis aus Armut, niedriger Bildung und fehlenden Zukunftschancen zu durchbrechen. Mit der Erweiterung zum Dominik-Brunner-Haus der Johanniter ermöglichen wir künftig eine durchgehende Betreuung vor Ort vom ersten bis zum 16. Lebensjahr", so Meier. Ebenso verdeutlichte er das Leitmotiv, aus dem sich das Engagement der Stiftung speist: Gewalt entstehe, wenn keine Perspektiven vorhanden sind, wenn junge Menschen keinen Halt haben.

Genau das aber sollen sie künftig in dem neuen Haus finden. "Erziehung und Bildung ergeben zusammen notwendige Perspektiven, und dadurch wird letztlich der Gewalt auch Einhalt geboten", sagte Meier. An der Görzer Straße solle möglichst vielen Kindern aus sozial benachteiligten Familien die Chance auf einen gelungenen Einstieg in die Schule und in den Beruf geboten werden. Nicht zuletzt wolle man das Andenken an Dominik Brunner und dessen Zivilcourage bewahren. Geradezu überschwänglich kommentierte auch Martin Swoboda, Mitglied des Regionalvorstands der Johanniter-Unfall-Hilfe, den Beginn der Bauarbeiten: "Dieses Haus ist etwas ganz Besonderes für uns."

Tatsächlich stellt der Erweiterungsbau eine Art Quantensprung dar: Wurden bisher 36 Kinder in drei Gruppen betreut, steigt ihre Zahl in Zukunft auf rund einhundert. Gleichzeitig soll aber das bestehende Förderkonzept unbedingt beibehalten werden. Dessen wesentliches Element ist ein Betreuungsschlüssel, wonach eine Gruppe von maximal zehn bis zwölf Kindern von drei Pädagogen betreut wird. Und das sei nur mit starken Partnern wie der Dominik-Brunner-Stiftung möglich, lobte Swoboda.

"Der Bedarf an individueller Förderung, die über die Betreuung in Regeleinrichtungen hinausgeht, ist in den Stadtteilen Ramersdorf und Neuperlach groß. Das Johanniter-Kinderhaus ist eine intensive Form der Hilfe, die hier dringend benötigt wird. Die Warteliste ist zurzeit entsprechend lang", fügte Swoboda hinzu. "Im Dominik-Brunner-Haus der Johanniter sind wir künftig in der Lage, deutlich mehr Kindern und Familien zu helfen."

Laut Architektin Angela Girnghuber begannen die Planungen für das Haus im Sommer 2012, nachdem sich der erste ins Auge gefasste Standort in einer ehemaligen Postfiliale im Harthof nicht zuletzt wegen der Skepsis von Sozialexperten im Viertel zerschlagen hatte. Im Frühjahr 2015 erhielt man die Baugenehmigung. Der Rohbau werde noch diesen Sommer fertiggestellt, der Innenausbau erfolge im Winter und zu Schuljahresbeginn 2016 wolle man Eröffnung feiern. Gebaut wir ein unterkellertes, zweigeschossiges Gebäude. Im Erdgeschoss kommen eine Kindergartengruppe mit 25 Plätzen und eine Kinderkrippengruppe mit zwölf Plätzen unter. Und im ersten Stock ziehen drei Hortgruppen mit jeweils zehn bis zwölf Kindern und Jugendlichen ein. Das Dachgeschoss bleibt den Erwachsenen vorbehalten: Das intensive Einbeziehen der Eltern ist integraler Bestandteil des Förderkonzepts.

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