Ramersdorf:Dicke Luft

Ramersdorf: Streitobejekt: das noch unbebaute Areal an der Ecke Balanstraße, Puechberger Straße.

Streitobejekt: das noch unbebaute Areal an der Ecke Balanstraße, Puechberger Straße.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Beim Info-Abend zum "Wohnen für alle"-Projekt an der Görzer Straße muss GWG-Chef Amlong mit Saalverweisen drohen

Von Hubert Grundner, Ramersdorf

Draußen knallige Sommerhitze, drinnen dicke Luft. So in etwa lässt sich die aufgeladene Stimmung beschreiben, die am Mittwochabend im Pfarrsaal von St. Bernhard herrschte. Dorthin hatte die städtische Wohnungsbaugesellschaft GWG eingeladen, um die Anwohner über den Stand des "Wohnen für alle"-Projektes im Bereich Görzer-/Ständler-/Puechberger-/Bodenschneid- und Stümpflingstraße zu informieren.

Tatsächlich konnte Moderatorin Sonja Epple gut 100 Bürgerinnen und Bürger begrüßen. Einige Besucher schienen das aber als Einladung zu verstehen, unter größtmöglicher Missachtung von Anstand und Benehmen die Veranstaltung mit ihren aggressiven Zwischenrufen zu stören. Erst nachdem GWG-Geschäftsführer Christian Amlong androhte, vom Hausrecht Gebrauch zu machen und sie aus dem Saal zu verweisen, kehrten Ruhe und ein ziviler Umgangston ein.

Jedenfalls trugen dieser Auftakt mit "Blitz und Donner", noch mehr aber die folgenden Erklärungen dazu bei, die Gemüter zu beruhigen - und so manche Sorge zu zerstreuen. "Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird", erinnerte der Bezirksausschussvorsitzende von Ramersdorf-Perlach, Thomas Kauer (CSU), die Zuhörer an die erste Info-Veranstaltung vor circa einem Jahr. "Damals hieß es: Das bringt doch alles nichts." Inzwischen seien aber sehr wohl Erfolge erzielt worden. So habe die GWG auf zwei geplante Baukörper parallel zur Ständlerstraße verzichtet. Es werde jetzt auch höherwertig gebaut und der Stellplatzschlüssel werde - durch den Bau einer Tiefgarage - verbessert. Kauer räumte aber freimütig ein, dass das Nachverdichtungsprojekt die Bewohner belastet.

Harte Fakten lieferte dann Ole Beißwenger, Abteilungsleiter Neubau bei der GWG. Statt 133 Wohnungen sollen nur noch 53 in vier Gebäuden entstehen. War anfangs an 1- und 2-Zimmer-Wohnungen gedacht, werden jetzt auch Vier- und Fünf-Zimmer-Wohnungen angeboten. Außer dem Verzicht auf zwei Häuser bewirkte der Protest der Nachbarn zudem, dass die Neubauten teilunterkellert werden, Funktionsräume entstehen und auch eine Sozialbetreuung eingerichtet wird. Baubeginn soll am kommenden Montag, 26. Juni, sein. Mit der Fertigstellung wird bereits im November/Dezember 2017 gerechnet und mit dem Bezug im Januar/Februar 2018.

Womit man bei der Frage war, die den meisten auf den Nägel brannte: Wer kommt denn da hinein? Laut Monika Betzenbichler vom Amt für Wohnen und Migration werden die neuen Nachbarn jeweils ungefähr zur Hälfte anerkannte Flüchtlinge und registrierte Bewerber mit Anspruch auf eine Sozialwohnung sein. GWG und Sozialreferat würden die künftigen Mieter sorgfältig aussuchen. "Das Ziel ist es, eine gute Mischung hinzubekommen - von Nationalitäten, von Männern und Frauen, von Einzelnen und Familien."

Am Ende schienen etliche Vorbehalte gegen das Projekt ausgeräumt worden zu sein. Für ein anderes Ärgernis aber hatte keiner der Redner eine Lösung parat: Mit der sehr schwierigen Verkehrs- und Stellplatzsituation werden die Bewohner länger leben müssen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: