Ramersdorf:Den Menschen zugewandt

Stefan Ammon

Über Umwege hat Stefan Ammon, der neue Pfarrer der Gustav-Adolf-Kirche, ans Berufsziel gefunden: Zuerst hatte er eine Schreinerlehre gemacht.

(Foto: privat)

Am Sonntag tritt Stefan Ammon sein Amt als neuer Pfarrer der Gustav-Adolf-Kirche an

Von Hubert grundner, Ramersdorf

Persönlich kennengelernt haben ihn bisher vermutlich nur wenige Mitglieder der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Gustav Adolf: Der künftige Pfarrer, Stefan Ammon, tritt erst am kommenden Sonntag offiziell sein Amt an. Soviel aber sei vorweg verraten: Er pflegt ein ambivalentes Verhältnis zur Musik. Sie sei wichtig fürs Gemeindeleben, könne die Menschen trösten und beglücken und helfe ihnen, sich zu öffnen. Er selbst sei aber leider nur ein "mittelmäßiger Sänger", gesteht er lachend ein.

Geboren wurde Ammon 1964 in Nürnberg. Als er vier oder fünf Jahre alt war, sei die Familie aber nach Fürstenfeldbruck umgezogen, erzählt er: Der Vater arbeitete als Militärseelsorger am dortigen Fliegerhorst, später wurde er Pfarrer der Erlöserkirche in Schwabing. Der Sohn wiederum besuchte auf der anderen Seite des Englischen Gartens das Luitpold-Gymnasium im Lehel. Allerdings ging er nach der zehnten Klasse ab und begann eine Lehre bei der Grünwalder Schreinerei Moser. 1986 legte Stefan Ammon erfolgreich die Gesellenprüfung ab.

So deutete es sich trotz seiner Herkunft nicht unbedingt an, dass er einmal evangelischer Pfarrer werden sollte. Dazu bedurfte es einer besonderen Erfahrung, und die machte er während seiner Zivildienstzeit. Ammon arbeitete damals im Theodor-Heckel-Bildungswerk, einer Behinderteneinrichtung in Oberschleißheim. Ein Sozialpädagoge sei ausgefallen, daraufhin habe er sechs bis acht Wochen lang eine der Gruppen betreut, die in der Tagesbildungsstätte lernen sollen, den Alltag selbständig zu bewältigen. "Das war eine ganz wichtige Erfahrung für mich", erinnert sich Stefan Ammon. Er habe dort die Gelegenheit erhalten, sich selbst noch einmal kennenzulernen. Während des Zivildienstes reifte in ihm jedenfalls die Überzeugung: "Ich möchte im Beruf mit Menschen arbeiten."

Also besuchte er zwei Jahre lang die Berufsoberschule, holte das Abitur nach. 1989 begann er an der Ludwig-Maximilians-Universität das Studium der evangelischen Theologie. "Eher ungewöhnlich", wie er heute sagt, denn er war schon 27 Jahre alt und Vater zweier Kinder. Mit Schreinerarbeiten, einem Job als Hausmeister und einer niedrigen Miete in der Emil-Riegel-Straße im Lehel gelang es ihm, die Familie trotz des Studiums über die Runden zu bringen. Seitdem hat sich weiterer Nachwuchs eingestellt. Drei der vier Kinder sind bereits erwachsen, mit Luca, dem Jüngsten, werden die Ammons das Pfarrhaus an der Hohenaschauer Straße beziehen.

Sein Vikariat absolvierte Stefan Ammon in der Offenbarungskirche in Berg am Laim. Anschließend war er als Pfarrer in Allershausen und während der vergangenen zehn Jahre in Maisach in der Kirchengemeinde Olching tätig. Als Theologe ist ihm Dietrich Bonhoeffer ein großes Vorbild. Ebenso bewundert er Repräsentanten der lateinamerikanischen Befreiungstheologie wie Oscar Romero und Leonardo Boff: "Das ist ganz stark in mir drin." Ob er sich etwas Besonderes für seinen Dienst in der Gustav-Adolf-Kirche vorgenommen hat? "Die brauchen keinen Pfarrer, der zum Motor der Gemeinde wird", antwortet Stefan Ammon und meint damit, dass dort bereits ein buntes Gemeindeleben herrscht. In diese Gemeinschaft will er sich einreihen.

Ausgleich findet Ammon beim Sport. Er spielt Volleyball, fährt gerne Fahrrad und Ski. Ansonsten lässt er sich auch gerne von zwei Enkelkindern auf Trab halten. Eine gute Gelegenheit, ihn persönlich kennenzulernen, besteht am Sonntag, 5. Juli, von 15 Uhr an: Bei einem Gottesdienst wird Stefan Ammon als neuer Pfarrer der Gustav-Adolf-Kirche in sein Amt eingeführt.

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