Ramersdorf:Bitterer Beigeschmack

Ramersdorf: Hier wird es noch enger: An der Balanstraße soll nachverdichtet werden.

Hier wird es noch enger: An der Balanstraße soll nachverdichtet werden.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Trotz aller Zugeständnisse: Bezirksausschuss beklagt die Informationspolitik der Wohnungsbaugesellschaft GWG

Von Hubert Grundner, Ramersdorf

Für das städtische Projekt "Wohnen für alle", das an der Balanstraße 159-163 sowie an der Puechberger Straße, Nummer 9-31 und 38-46, realisiert werden soll, liegen inzwischen alle Baugenehmigungsanträge vor. Anlass genug für die Mitglieder des Bezirksausschusses (BA) Ramersdorf-Perlach, in ihrer jüngsten Sitzung eine vorläufige Bilanz zu ziehen. Dabei kam das Gremium zu einem relativ zwiespältigen Urteil.

So sei einerseits festzustellen, dass der BA doch maßgebliche, für die Anwohner positive Änderungen des Projektes erreichen konnte. Wolfgang Thalmeir (CSU) nannte an erster Stelle den Verzicht der städtischen Wohnungsgesellschaft GWG auf zwei Baukörper. Die GWG reagierte damit auf den Protest der Nachbarn, die den Verlust der praktisch einzigen Spiel- und Erholungsfläche im Karree befürchtet hatten. Zudem, so Thalmeir weiter, wurde der Zuschnitt der Wohnungen familienfreundlich gestaltet; es seien mittlerweile auch noch Wohnungsgrößen von mehr als 100 Quadratmetern im Angebot. Und auch die vielfach geforderte Sozialbetreuung wurde mit ausreichend großen Räumlichkeiten bedacht. Insgesamt sei die Gestaltung der Baukörper der Umgebungsbebauung angepasst worden.

Darüber hinaus wurde die GWG laut Thalmeir darauf hingewiesen, dass ausgerechnet in der unmittelbaren Nähe des Gebäudes mit den größten Wohnungen ein Spielplatz für Kinder fehlt. Hier habe die Wohnungsgesellschaft eine Änderung und Nachbesserung der Planung versprochen.

Trotzdem sind die Lokalpolitiker einigermaßen sauer auf das Unternehmen. Den Grund dafür benannte ebenfalls Wolfgang Thalmeir, der auch Vorsitzender des Unterausschusses Bauvorhaben, Stadtplanung und Bürgerbeteiligung ist. In dieser Funktion habe er ein Vorgespräch zu der von der GWG geplanten Bürgerinformation geführt, die am Mittwoch, 21. Juni, von 19.30 Uhr an im Pfarrsaal von St. Bernhard an der Görzer Straße 86 stattfinden soll. Eine solche Veranstaltung sei vom Bezirksausschuss bereits mehrfach gefordert und von der GWG bereits vor mehr als einem Jahr auch zugesagt worden. Mittlerweile aber, so Thalmeir, habe die GWG geplant, bereits vor der Bürgerinformation mit den Bauarbeiten - Baustelleneinrichtung und Erdaushub - zu beginnen. Ein solches Vorgehen lehnte das Gremium in seiner Stellungnahme jetzt mit Nachdruck ab: "Eine Bürgerinformation hat nur dann Sinn, wenn sie vor Beginn der Arbeiten erfolgt. Eine Bürgerinformation nach Beginn der Arbeiten würde den Sinn und Zweck einer Information der Bürger nicht erfüllen und wäre sogar als eher schädlich einzustufen", hieß es zur Begründung in der BA-Sitzung. Im Übrigen sei auch nicht nachvollziehbar, weshalb jetzt vor der Bürgerinformation mit den Bauarbeiten begonnen werden müsse, obwohl man bereits seit mehr als einem Jahr um die dringende Notwendigkeit wisse, die Anwohner möglichst frühzeitig aufzuklären.

Dass die GWG mit dieser Art Informationspolitik nicht gut beraten sein könnte, deutete sich bereits zu Beginn der BA-Sitzung an. Da berichtete der Vorsitzende des Gremiums, Thomas Kauer (CSU), davon, dass in der Nachbarschaft bereits mit teils ausländerfeindlichen Parolen Stimmung gegen das Wohnen-für-alle-Projekt gemacht worden sein soll. Dies in Kombination mit dem unter Anwohnern verbreiteten Gefühl, vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden, dürfte der Akzeptanz nicht unbedingt zuträglich sein. Kauer erwartet eine möglicherweise "turbulente Veranstaltung".

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