Radfahren:Eine Radlautobahn von München nach Garching

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  • Bayern bekommt seine erste Fahrradautobahn. Das Pilotprojekt soll in München entstehen - und bis nach nach Garching führen.
  • Vier Meter breit und zweispurig soll der Radschnellweg werden, er soll auch in Kurven für Geschwindigkeiten von bis zu 30 km/h geeignet sein.
  • Der Baubeginn ist für 2019 vorgesehen, Kostenpunkt: 34 Millionen Euro.

Von Lea Frehse, München

Wer zum Thementag "Radverkehr in der Region" mit dem Fahrrad kam, musste sich nach einem Laternenpfahl umschauen. Alle Fahrradständer vor dem Landratsamt waren belegt. Damit war schon auf der Straße klar, worüber drinnen diskutiert wurde: Begeisterte Radler gibt es immer mehr, doch es hapert an der Infrastruktur. Auch, weil Politik und Wirtschaft einiges verschlafen haben.

So stand hinter dem Thementag Radverkehr in erster Linie ein politisches Signal: "Auf einmal bekommt das Thema bei uns in der Region ungeheuer Schwung", sagte Landrat Christoph Göbel (CSU) zur Begrüßung. Eingeladen hatte der Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München (PV), dessen Vorsitzender Göbel ist. Habe man den Radverkehr lange wie ein bloßes Freizeitvergnügen behandelt, sagte Göbel, gehe es inzwischen um "eine echte Alternative zu Auto und S- oder U-Bahn". Kurz: Angesichts von Dauerstau, Smog und S-Bahn-Engpässen wird das Fahrrad ernst genommen.

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Wie ernst, das zeigen die Dimensionen des PV-Prestigeprojekts, dem geplanten Radschnellweg zwischen der Münchner Innenstadt über Unterschleißheim zum Universitätsstandort Garching. Vier Meter breit und zweispurig soll der werden, auch in Kurven geeignet für Geschwindigkeiten von bis zu 30 km/h. Der Baubeginn ist für 2019 vorgesehen, Kostenpunkt: 34 Millionen Euro. Während man im Ruhrgebiet und in Städten wie Kopenhagen bereits mit ähnlichen Wegen experimentiert hat, ist die "Fahrradautobahn" nach Garching ein Pilotprojekt für Bayern.

An der Trasse wird denn auch deutlich, worauf es in Sachen Radverkehrsplanung für den Ballungsraum München besonders ankommt: Zusammenarbeit. "Der Radschnellweg macht ja nur Sinn, wenn er nicht an der Grenze zur Landeshauptstadt endet", kommentierte Brigitte Huber, Stadträtin in Unterschleißheim.

"Wir arbeiten über den Planungsverband eng und gut mit den Landkreisen zusammen", antwortete Georg Dunkel, Leiter der Verkehrsabteilung im Planungsreferat der Stadt München. Dabei helfe auch, dass die Landkreise angesichts der überlasteten Autobahnen und Schienen Druck machten. Neben der Strecke München-Garching haben Planer bereits ein Dutzend weitere mögliche Trassen ausgemacht.

Dass es keine vier Meter und Millionen Euro braucht, um Radlern den Alltag zu erleichtern, zeigt ein Blick nach Oberhaching. Dort habe man mit gezielter Planung, Investitionen und Öffentlichkeitsarbeit viele Bürger fürs Radfahren gewinnen können. "Viele Radstrecken sind quasi organisch gewachsen, einfach weil Radfahrer sie nutzen", sagte Bürgermeister Stefan Schelle (CSU). Allerdings können man nicht immer auf den Piloten warten, sondern müssen selbst handeln. Schelle erhofft sich aber auch, dass der Gesetzgeber Kommunen mehr Rechte einräumt: So endet ein neuer Radweg in Oberhaching aktuell an einer Gartenmauer, weil der Eigentümer seinen Grund nicht verkaufen will.

Auch in der Stadt bleibe Platz der limitierende Faktor, erklärte Planungsleiter Dunkel. "Wir müssen uns nichts vormachen: Mehr Platz für Fahrräder geht auch auf Kosten des Autoverkehrs." Dagegen sei der Widerstand groß, obwohl Autofahrer profitierten, wenn mehr Menschen aufs Rad umsteigen. "Das müssen wir zukünftig besser kommunizieren. Und dazu braucht es Leuchtturmprojekte wie den Radschnellweg."

© SZ vom 27.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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