Queen in der Olympiahalle:Nur eine Träne für Freddie

Auch ohne den charismatischen Freddie Mercury ist das Konzert von Queen in der Olympiahalle beeindruckend - denn Sänger Paul Rodgers versucht sich nicht an einem Imitat.

Lisa Sonnabend

Brian May hat sich einen grünen Trachtenhut aufgesetzt und geht langsam den Bühnengang entlang, der fast bis in die Mitte der Olympiahalle führt. May nimmt die Gitarre in die Hand, verbeugt sich und sagt: "Let's sing it for Freddie." Dann stimmt er leise das Lied "Love of my life" an, die Zuschauer singen ergriffen mit.

Queen in der Olympiahalle: Paul Rodgers lässt gemeinsam mit dem Gitarrist Brian May der Band "Queen" alte Zeiten wieder aufleben - hier bei einem Konzert in Berlin in der vergangenen Woche.

Paul Rodgers lässt gemeinsam mit dem Gitarrist Brian May der Band "Queen" alte Zeiten wieder aufleben - hier bei einem Konzert in Berlin in der vergangenen Woche.

(Foto: Foto: dpa)

1991 starb der Sänger der legendären Rockband Queen Freddie Mercury an Aids. Doch das bedeutete nicht das endgültige Aus für die Band. Seit Jahren schon treten Gitarrist Brian May und Schlagzeuger Roger Taylor nun mit Paul Rodgers, dem ehemaligen Sänger von "Free" und "Bad Company", auf. In diesem Jahr haben die drei sogar ein neues Album herausgebracht und sind derzeit unter dem Namen "Queen + Paul Rodgers" auf Tour.

Viele dachten sicherlich: Queen ohne den charismatischen Freddie Mercury ist so wie die CSU in Bayern ohne absolute Mehrheit. Aber die vergangenen Tage haben gezeigt: Beides ist möglich - und kann durchaus erfolgreich sein. Auch eine Band wie Queen, bei der der Sänger so sehr im Mittelpunkt stand, kann ohne ihn - zumindest zu weiten Teilen - bestehen.

Es ist der Glamour, das große Gefühl, die Ironie und die Virtuosität, die Queen auszeichneten, und die es May und Taylor immer noch gelingt rüberzubringen wie etwa in der eingangs beschriebenen Szene.

Auch der neue Sänger Paul Rodgers meistert seine Aufgabe gut. Er versucht Gott sei Dank nicht, Freddie Mercury zu imitieren. Rodgers trägt eine schlichte schwarze Hose und ein T-Shirt - kein Vergleich zu Mercurys extravaganten Anzügen. Seine Gesten sind gehemmt nicht glamourös, nur manchmal wirbelt er den Mikrofonständer durch die Luft wie einst der Queen-Sänger. Der 58-Jährige sieht DJ Bobo deutlich ähnlicher als Mercury.

Rodgers Stimme klingt sanfter, sie hat mehr Blues, trägt die großen Queen-Hits aber ohne weiteres - und von denen gibt es auf dem Konzert jede Menge zu hören: "We Will Rock You", "We Are the Champions","Another One Bites the Dust" oder "Radio Ga Ga". Gespielt werden sie in den gut zwei Stunden fast alle.

Mit den Songs des neuen Albums "The Cosmos Rocks" halten sich Queen + Paul Rodger dagegen zurück. Stücke wie "C-lebrity" fallen deutlich ab im Vergleich zu den Queen-Klassikern: Sie sind plumper, einfacher und glatter. Die Stimmung im Publikum senkt sich sofort. Die meisten Fans sind schließlich gekommen, um in Erinnerungen zu schwelgen, um ein wenig um Freddie zu trauern und um die Show zu genießen.

Im Hintergrund laufen Video-Animationen, May und Taylor geben das Tempo vor. Einmal sitzt Schlagzeuger Taylor vorne auf dem Bühnengang und haut auf eine Trommel ein. Nach und nach wird sein Schlagzeug von Helfern zusammengebaut, nach und nach steigert er den Rhythmus. Bei "A Kind of Magic" singt er sogar. Zehn Minuten steht Taylor allein im Rampenlicht - früher wäre das undenkbar gewesen. Die Show ist anders als zu Queen-Zeiten, aber sie ist immer noch gut.

Am Ende erscheint Freddie Mercury doch noch auf der Bühne. Auf dem großen Bildschirm ist zu sehen, wie der Sänger am Klavier und "Bohemian Rhapsody" singt. Es werden Einstellungen von früheren Auftritten eingeblendet. May und Taylor spielen dazu, Rodgers ist auf die linke Seite der Bühne gewichen. Anders war es schon mit Freddie Mercury. Doch die Zeit lässt sich nun mal nicht zurückdrehen.

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