Pullach:"Wir lassen nicht alles mit uns machen"

Lesezeit: 2 min

Pullach will die Herausgabe einer Turnhalle als Notunterkunft für Flüchtlinge verhindern

Von Melanie Artinger, Pullach

Die Gemeinde Pullach will sich gegen eine Belegung von Schulturnhallen mit Flüchtlingen wehren. Das hat der Gemeinderat am Dienstag auf einen Dringlichkeitsantrag der CSU hin mit knapper Mehrheit beschlossen. In einer Sondersitzung im Februar soll stattdessen nach anderen temporären Unterbringungsmöglichkeiten für Asylbewerber gesucht werden. Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund (Grüne) kritisierte den CSU-Vorstoß als nicht zielführend, will aber ebenfalls vermeiden, dass erneut Flüchtlinge in einer Turnhalle einquartiert werden.

Hintergrund ist die Ankündigung des Landratsamts, dass es im Februar wieder zu einem Engpass an Unterkünften kommen werde. Deshalb sehe man sich gezwungen, wieder auf Turnhallen als Notunterkünfte auszuweichen. In den Blick genommen werden dabei vor allem Kommunen, die ihre Unterbringungsquote noch nicht erfüllt haben - wie etwa Pullach.

CSU-Fraktionssprecher Andreas Most beantragte deshalb, dass die Gemeinde Pullach die Herausgabe einer Turnhalle verweigern solle. Gleichzeitig solle die Kommune andere kurzfristige Unterbringungsmöglichkeiten in Containern oder Bierzelten in Betracht ziehen. Bisher seien die Vorgaben immer gewesen, eine dezentrale Unterbringung in festen Gebäuden zu realisieren. "Wir müssen jetzt explizit - und zum ersten Mal - gedanklich umschwenken", forderte Most. Mit einer knappen Mehrheit von zehn zu neun Stimmen stimmte der Gemeinderat dem Antrag zu. Geschlossen folgten die Fraktionen von CSU und FDP Mosts Argumentation, außerdem zwei Gemeinderäte der Gruppierung Wir in Pullach (WIP). Für Alexander Betz (FDP) ist dieser Antrag vor allem ein Signal an das Landratsamt: "Wir lassen nicht alles mit uns machen."

"Aus diesem Antrag spricht St. Florian", sagte dagegen Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund (Grüne): "Es kommt jetzt vielmehr darauf an, dass wir dem Landratsamt eine Perspektive bieten können und zeigen: Wir tun was." So könne eine Belegung der Turnhallen eher vermieden werden. "Gegen eine Beschlagnahme können wir im Zweifel nichts unternehmen", stellte die Bürgermeisterin klar. Tausendfreund erläuterte, dass eine Beschlagnahme zulässig sei, wenn das Landratsamt alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft habe. Einig war sich das Gremium, dass fortan zwei verschiedene Ansätze parallel verfolgt werden müssen. Entscheidend sei, neben einer langfristigen Unterbringung der Flüchtlinge, nun auch eine kurzfristig umsetzbare Lösung zu forcieren.

Das Landratsamt wollte sich am Mittwoch nicht dazu äußern, wie es auf den Pullacher Beschluss reagieren wird. Auf Anfrage teilte die Kreisbehörde lediglich mit, dass bisher lediglich in Frage kommende Turnhallen inspiziert würden und noch keine Auswahl stattgefunden habe. Man werde sich mit den Konsequenzen des Pullacher Beschlusses zu gegebener Zeit auseinandersetzen.

© SZ vom 21.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: