Public Viewing:Wie sich München auf das Finale vorbereitet

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Auf der Leopoldstraße jubelten bereits nach den vergangenen Spielen viele Fans. (Foto: Florian Peljak)

Auf der Warteliste fürs WM-Finale: In München laufen die Planungen für das Spiel am Sonntag. Wo man jetzt noch Plätze fürs Public Viewing findet. Und wie sich Polizei, Veranstalter und Schulen vorbereiten.

Von Florian Fuchs und Simon Schramm, München

Der vierte WM-Titel oder die fünfte WM-Finalpleite? Deutscher Jubel oder Fanmeilen-Trauer? Sieg oder Niederlage? Am Sonntag spielt Deutschland in Rio de Janeiro gegen Argentinien um den WM-Pokal - auch München bereitet sich auf die Partie vor.

Public Viewing

Das Spiel gegen Brasilien war noch nicht einmal abgepfiffen, da gingen schon die ersten Anrufe ein: Fußballfans wollten Plätze fürs Public Viewing am Sonntag reservieren. Wer so weit vorausdachte, hatte Glück. Die Plätze sind nun reserviert.

Wer jetzt erst in die Gänge kommt, wird sich vielleicht doch Freunde nach Hause einladen müssen. Zahlreiche Restaurants, Bars, Clubs und sonstige Orte, die das Spiel zeigen, meldeten schon am Tag nach dem Halbfinale, dass sie ausgebucht sind. Auch die 33 000 Karten für das Olympiastadion sind weg. Teilweise haben Gastronomen Wartelisten mit mehr als hundert Gästen angelegt. Es gibt aber auch Veranstalter, die keine oder nur wenige Vorreservierungen zulassen: Im Hofbräukeller etwa, im Löwenbräukeller oder auch in Kennedy's Bar werden viele Plätze an die vergeben, die als Erste kommen.

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Nachtruhe

Im Hirschgarten hat es bereits Ärger gegeben, weil Anwohner sich über den Lärm der Rudelgucker vor der Leinwand beschwerten. Das Kreisverwaltungsreferat schränkte deshalb bei manchen Spielen die Zahl an verfügbaren Plätzen ein. Wirt Christian Vogler startet jetzt sogar eine Petition für uneingeschränktes Public Viewing. Für das Endspiel gilt aber wie auch schon für das Halbfinale ohnehin die Regelung, dass der größte Biergarten Münchens alle 8000 Plätze vergeben darf.

Zum Anpfiff um 21 Uhr wird es dort also kuschelig. Und auch nach Abpfiff werden die Fans, wie in allen anderen Lokalitäten, nicht sofort nach Hause gehen - vor allem nicht bei einem Sieg. Das müssen sie auch gar nicht: Bis 24 Uhr ist der Ausschank im Freien ohnehin kein Problem. Sollte es in die Verlängerung gehen, ist Partylärm bis etwa 30 Minuten nach Abpfiff in Ordnung. Spätestens von 1 Uhr an gilt dann die Nachtruhe. Es ist aber damit zu rechnen, dass die Polizei die Regelungen an diesem Abend nicht ganz so streng auslegt.

Polizei

Im Falle eines WM-Siegs der Nationalmannschaft werden gewiss nicht alle Feiernden nach 1 Uhr von den Straßen sein. An der für solche Gelegenheiten zentralen Partystelle auf der Leopoldstraße jubelten bereits nach den vergangenen Spielen viele Anhänger. Die Polizei plant für den Sonntag mit einem noch größeren Aufgebot als in den vergangenen Wochen. 500 Beamte schieben in der Innenstadt Dienst.

Das Präsidium weist ausdrücklich auf die Pfandpflicht an der Leopoldstraße hin. Beim Ausschank im Außenbereich müssen die Gaststätten dort Pfand auf Getränke erheben, die sie in Gläsern servieren. So soll verhindert werden, dass sich die Leute auf der Straße an Scherbenhaufen verletzen.

Kulturveranstalter

Das Staatstheater am Gärtnerplatz hat es schlau gemacht: Im Circus Krone tritt das Ensemble "Opern auf Bayrisch" auf - und anschließend läuft das Endspiel auf einer Großleinwand. Das ist die perfekte Vereinigung von Kultur und Sport, die nicht jeder hinbekommt. Das Nationaltheater etwa zeigt "Guillaume Tell" von Gioachino Rossini, Beginn der Vorstellung ist um 18 Uhr - es wird sich für Opernliebhaber nicht ausgehen, noch rechtzeitig vor einen Fernseher zu kommen.

Gerade Laienchöre oder kleine Bands haben Anfang des Jahres in den WM-Kalender geschaut und den 13. Juli fett markiert. Es gibt zwar WM-Verweigerer, die sich über ein Alternativprogramm freuen. Aber die sind deutlich in der Unterzahl, weshalb die Veranstalter um den Ticket-Absatz fürchten. So breit wie sonst ist das Kulturangebot an diesem Abend deshalb nicht. Auf dem Tollwood haben sie den Spagat aber ganz gut hinbekommen. Um 19 Uhr tritt der brasilianische Pianist Sergio Mendes auf. "Er ist aber rechtzeitig bis 21 Uhr fertig", sagt Sprecherin Paula von der Heydt. Und dann läuft an verschiedenen Standorten auf dem Gelände das Endspiel.

Open-Air-Kinos

Die Kulturveranstalter der Open-Air-Kinos sind eigentlich in einer privilegierten Position: Sie haben ohnehin eine Leinwand, also können sie auch die Spiele zeigen. Das Kino am Olympiasee hat das Endspiel im Programm. Hartmut Senkel vom Kino im Viehhof hat beim ersten deutschen WM-Spiel gegen Portugal einen Film gezeigt, den Fehler will er nicht noch einmal machen.

"Ich schaue ja auch gerne drauf, wenn Fußball läuft", sagt er. "Aber eigentlich hätten wir uns den Kino-Juni auch sparen können." Bei "Kino Mond & Sterne" im Westpark dagegen haben sie sich den Fußball konsequent gespart, am Sonntagabend zeigen sie hier "Das erstaunliche Leben des Walter Mitty". "Wir bieten eine fußballfreie Zone", sagt Chef Peter Mopils. "Es gibt ja genug andere Möglichkeiten, die WM-Spiele zu verfolgen."

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Die Schulen dürfen selbst beschließen, ob sie den Unterricht später beginnen lassen, damit Kinder für das Spiel länger aufbleiben können und trotzdem genug Schlaf bekommen. Laut staatlichem Schulamt müsste der Unterricht dann aber nachgeholt werden. Im Maximilians-Gymnasium etwa sollten die Schüler nicht zu stark hoffen. "So viel, wie momentan anfällt, wäre das nicht günstig: Werktag, Museumstag, . . .", zählt der stellvertretende Schulleiter Thomas Bednar auf.

© SZ vom 11.07.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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