Prozessauftakt:Sohn tötet eigene Mutter

  • Noch mit 44 ließ sich Aron F. von seiner alten Mutter versorgen - dann erwürgte er sie.
  • Jetzt muss er sich für die Tat vor Gericht verantworten.

Von Andreas Salch

Sie lebten wie in einer Partnerschaft. Eine gemeinsame Wohnung in Großhadern. Abends sahen sie zusammen fern. Sie kochte ihm das Essen und machte seine Wäsche. Die Frau, die Aron F., 44, so umsorgte, war seine Mutter Iren C. Die 77-jährige ehemalige Krankenschwester lebte zurückgezogen, nachdem sich ihr zweiter Mann von ihr getrennt hatte. Iren C. war schlaganfallgefährdet, litt an Magenproblemen und musste mit einer Mini-Rente auskommen. Ohne ihn wäre sie nicht mehr zurechtgekommen, ist sich Aron F. sicher. Am 14. März vergangenen Jahres hat der 44-Jährige seine Mutter im Flur der gemeinsamen Wohnung erwürgt.

Aron F. muss sich für diese Tat seit diesem Montag vor der Schwurgerichtskammer am Landgericht München I verantworten. Der aus Ungarn stammende ledige Diplomchemiker saß im dunkelblauen Anzug auf der Anklagebank. Das Gesicht fahl und regungslos. Die Lippen aufeinandergepresst. Hinter Aron F. haben seine Rechtsanwälte Steffen Ufer und Manuel Weber Platz genommen. Sie sagen, ihr Mandant habe einen erweiterten Suizid geplant. Nachdem er seine Mutter getötet hatte, habe auch er seinem Leben ein Ende setzen wollen. Die Staatsanwaltschaft allerdings hat Anklage wegen Mordes erhoben.

Sein Geld steckte der Angeklagte in Glücksspiele

Aron F. hätte seiner Mutter weit aus mehr bieten können, als eine eineinhalb Zimmer große Wohnung. Denn er verdiente sehr gut. Als Mitarbeiter in einer Kanzlei für Patentrecht betrug sein Gehalt 7000 Euro netto. Außerdem war er als Übersetzer tätig, was ihm weitere etwa 3000 Euro netto im Monat einbrachte. Doch so erfolgreich er auch war. Das Geld reichte nie. Denn Aron F. war Glücksspieler.

Stundenlang sei er oftmals zu Hause vor seinem Computer gesessen, nachdem seine Mutter sich schlafen gelegt habe. Dann habe er auf Interplattformen Roulette und Black Jack, ein Karten-Glücksspiel, gespielt und dabei Alkohol getrunken. Seine Mutter habe das irgendwann mitbekommen, so der 44-Jährige. Er habe ihr sogar offenbart, dass er inzwischen 40 000 Euro verloren habe. Doch das war gelogen. Angeblich waren es um die 400 000 Euro.

Aron F. war hochverschuldet

Anfang vergangenen Jahres befand sich Aron F. finanziell in der Klemme. Das Finanzamt verlangte ausstehende Steuern in Höhe von etwa 9000 Euro. Außerdem rechnete der 44-Jährige mit einer weiteren Steuerforderung über 10 000 Euro.

Zwei Tage vor dem mutmaßlichen Mord an seiner Mutter gestand F. seinem Chef, dass er viel Geld verspielt habe. Der Chef half. Er gewährte einen Vorschuss auf den Lohn in Höhe von knapp 9000 Euro. Doch statt seine Schulden zu begleichen, verspielte der 44-Jährige den größten Teil davon in der Nacht vom 13. auf den 14. März vorigen Jahres. Dann legte er sich schlafen. Gegen 12 Uhr an jenem 14. März erwachte er. In diesem Augenblick, so die Staatsanwaltschaft in ihrer Anklage, habe Aron F. den Entschluss gefasst, seine Mutter zu töten und deren Schmuck sowie alles, was von Wert ist, an sich zu nehmen, um damit seine Schulden bei seinem Chef zu begleichen.

Der Todeskampf der Mutter dauerte 15 Minuten

Gegen 14.30 Uhr machte sich Aron F. für die Arbeit fertig. Er stand im Flur vor dem Spiegel. Als seine Mutter an ihm vorbeiging, legte er von hinten seinen rechten Arm und ihren Hals und drückte zu. Iren C. stürzte sogleich zu Boden. Sie atmete noch.

Aron F. holte nun ein Rundholz und drückte es seiner Mutter an den Hals. Aber die 77-Jährige atmete weiter. Daraufhin griff der Sohn nach einer Plastiktüte, stülpte sie seiner Mutter über den Kopf und legte ihr einen Textilgürtel um den Hals. Dann zog er an beiden Enden, solange bis Iren C. tot war. Der Todeskampf soll sich über 15 Minuten hingezogen haben. Danach fuhr Aron F. zu einer Bank, ließ sich, so weit möglich, Lastschriften zurückbuchen. Auf diese Weise erhielt er 5500 Euro. Mit dem Geld und dem Schmuck seiner toten Mutter fuhr er zu seinem Chef und bot es ihm zur Begleichung seiner Verbindlichkeiten an. Aron F. offenbarte bei dem Treffen, was er getan hatte. Sein Chef brachte ihn dazu, die Polizei zu verständigen. Aron F. setzte tatsächlich einen Notruf und sagte, er habe einen Menschen getötet. Der Prozess dauert an.

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