Prozess:24-Jähriger wegen obskurer Morddrohungen vor Gericht

  • Im Dezember 2016 droht ein Münchner auf Facebook, er werde eine Polizeidienststelle in die Luft sprengen.
  • Nur wenige Monate nach dem Amoklauf am OEZ nimmt die Polizei die Drohung sehr ernst.
  • Der Mann erklärt vor dem Landgericht, es habe sich um einen "psychotischen Schub" gehandelt.

Von Susi Wimmer

Für Thomas L. war es nur "wieder ein psychotischer Schub", für die Polizeiinspektion Neuhausen aber eine ernst zu nehmende Bedrohung - wenige Monate nach dem Amoklauf am OEZ: Auf Facebook schrieb der Münchner im Dezember, dass die Inspektion 42 "in die Luft geht", dass es einen Anschlag geben werde. Und: "Ihr seid jetzt schon alle tot."

Außerdem bedrohte der heute 24-Jährige seine Mutter mit einem Messer und traf sie mit einem Cricket-Schläger am Kopf. Jetzt soll das Landgericht München I entscheiden, ob der Mann aufgrund einer schizoaffektiven Störung eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellt und dauerhaft in einer psychiatrischen Einrichtung untergebracht werden muss.

"Das ist einfach krank. Eine Psychose. Das kann man nicht erklären", sagt Thomas L. vor Gericht. Er hatte auch schon im November 2016 während einer Autofahrt von Berlin nach München einen Ausraster, als er mit viel zu hoher Geschwindigkeit wenden wollte und dadurch Fußgänger gefährdete.

Richter Norbert Riedmann will von dem jungen Mann allerdings keine Diagnose, sondern wissen, was in dessen Kopf in dem Augenblick vorgegangen sei. Ja, erklärt L., auf der Autofahrt habe das Handy-Navi nicht mehr funktioniert, und er glaubte, Opfer einer Verschwörung zu sein. Dass die CIA ihre Finger im Spiel habe.

Auch bei den anderen Taten seien Ideen von Geheimdiensten und Werwölfen durch sein Hirn gewabert. Und gekifft habe er vorher auch noch. Überhaupt hätten die Psychosen im Sommer 2013 begonnen. Zu der Zeit sei auch das mit dem Kiffen losgegangen. "In zehn Verhandlungen, wo es um Psychosen geht, fällt neunmal gleichzeitig das Wort THC", murmelte Richter Norbert Riedmann dazu.

Thomas L. befand sich immer wieder in ärztlicher Behandlung, nahm diverse Medikamente, setzte diese aber Anfang 2016 wegen "heftiger Nebenwirkungen" ab. Im Dezember tauchte er dann um 4 Uhr früh bei der Neuhauser Inspektion auf.

Er wollte "den Frust raushauen"

Weil die Beamten eine Anzeige wegen eines Familienstreits nicht aufnehmen wollten, hielt er vor dem Revier den gestreckten Mittelfinger in die Kamera, ebenso sein entblößtes Hinterteil, zeigte den Hitler-Gruß und brüllte Beleidigungen durch die Gegensprechanlage. Tags darauf wollte er im Internet "den Frust raushauen", wie er sagte, und schrieb auf Facebook wirres Zeug, vermischt mit Anschlagsdrohungen gegen die Inspektion 42.

Wenige Wochen später soll er beim Kochen mit einem Messer in der Hand seiner Mutter gesagt haben, dass er sie umbringen könne, wenn er wolle. Zudem soll er später einen Cricket-Schläger geschwungen und seine Mutter damit an der Nase getroffen haben. Auch seinen Bruder soll er mit dem Tod bedroht haben.

Fünf Verhandlungstage stehen der zweiten Strafkammer zur Verfügung, um sich ein Urteil zu bilden.

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