Prozess um getöteten Manager:''Ein eiskalter Mord''

Er soll vorgegeben haben, ein Auto des Managers Dirk P. kaufen zu wollen - um dann sein Opfer grausam zu töten. Die Staatsanwaltschaft fordert jetzt lebenslängliche Haft für den Angeklagten Rainer H.

Christian Rost

Für die Staatsanwaltschaft gibt es keinen Zweifel: Rainer H. hat den Investmentmanager Dirk P. "eiskalt" umgebracht. Anklägerin Nicole Selzam forderte deshalb am Montag vor dem Münchner Schwurgericht eine lebenslange Freiheitsstrafe wegen Mordes für den Hausmeister. Selzam beantragte zudem die besondere Schwere der Schuld. Damit könnte der 41-Jährige nicht vorzeitig nach 15 Jahren aus der Haft entlassen werden. Die Nebenklage schloss sich der Forderung an und betonte das schwere Leid der Hinterbliebenen. Die Verteidigung forderte Freispruch für Rainer H: Der Angeklagte sei "nicht überführt".

Prozess um getöteten Manager: Rainer H. während des Prozesses vor dem Münchner Schwurgericht.

Rainer H. während des Prozesses vor dem Münchner Schwurgericht.

(Foto: dapd)

Über zwei Stunden schilderte die Staatsanwältin am Montagvormittag im vollbesetzten Schwurgerichtssaal eine Tat, bei der es nur um ein Auto ging. Der mit 250.000 Euro verschuldete, stets auf Geld erpichte Rainer H. habe sich bereits Mitte 2008 dazu entschlossen, einen privaten Autoverkäufer umzubringen, um sich durch den Weiterverkauf des Fahrzeugs zu bereichern.

''Jeder, der in dieser Zeit ein teures Auto verkaufte, hätte das Opfer werden können."

Sein Motiv sei Habgier gewesen. H. habe seiner damaligen Frau den Plan dargelegt und in der Folgezeit die Vorbereitungen getroffen, so Selzam: Er besorgte sich illegal Schusswaffen, bestellte sich Leichensäcke, um den Toten "sauber verpacken" zu können, und setzte einen Strohmann mit falscher Identität ein, um nach der Tat Spuren, die zu seiner Person führen, zu verschleiern. Ende 2009 habe sich Rainer H. dann bei Dirk P. gemeldet, der einen schwarzen Audi A8 für 53.999 Euro inseriert hatte. "Jeder Privatmann, der in dieser Zeit in München ein teures Fahrzeug verkaufte, hätte das Opfer werden können", so die Staatsanwältin. Dirk P., verheiratet und Vater zweier Kinder, sei somit ein "Zufallsopfer" geworden.

Aus Sicht der Anklage trafen sich H. und der 36-jährige Manager am 14. Januar 2010 nahe der Prinzregentenstraße zur Probefahrt. H. habe sein Opfer dann nach Laim gelockt und ihn in seiner Garage am Freiburger Platz mit 13 Schüssen aus einer Kleinkaliberpistole getötet. Dirk P. habe mit dem Angriff nicht gerechnet, die Tat sei deshalb als heimtückisch zu werten.

Für die Staatsanwaltschaft gibt es keinen Zweifel an der Täterschaft Rainer H.s

Es sei "lückenlos erwiesen", dass der Hausmeister und niemand sonst die Tat begangen habe. Eine Vielzahl von Spuren, Zeugenaussagen, Handy- und Computerdaten sowie DNS-Nachweise haben dies laut Anklage bestätigt. H. quittierte die Ausführungen Selzams mit Kopfschütteln und einer wegwerfenden Handbewegung.

Um Spuren besser beseitigen zu können, habe H. die Garage zuvor mit Folien, Decken und Schaumstoff ausgelegt, sagte die Staatsanwältin. Nach der Tat habe er den Toten in Leichensäcke verpackt und in einem VW-Bus abgelegt. Dem Täter sei es vor der Festnahme nicht mehr gelungen, die Leiche fortzuschaffen und den Wagen zu Geld zu machen.

Sicherungsverwahrung nicht möglich

Selzam bezeichnete H. als "gefährlich für die Allgemeinheit" und "unbelehrbar". Die Sicherungsverwahrung sei in seinem Fall aber nicht möglich, weil die dauerhafte Unterbringung nach alter Rechtsprechung ohne Vorverurteilung nicht angewandt werden könne. Die neuen Voraussetzungen zur Sicherungsverwahrung galten zur Tatzeit noch nicht.

Für die sichtlich mitgenommene Wirtwe sprach Anwältin Gabriele Schöch. "Wenn es zu einem Gespräch gekommen wäre, hätte Dirk dem Mann das Auto geschenkt", sagte die Nebenklagevertreterin. Rainer H. habe sich aber kalt gezeigt, auch im Prozess habe er sein "Pokerface" aufgesetzt. Seine Erklärung, er sei unschuldig, sei "ein Schlag ins Gesicht" der Hinterbliebenen, so Schöch. "Nun lacht er sich ins Fäustchen, weil nur er die ganze Wahrheit kennt."

Die Verteidiger Christian Finke und Titus Boerschmann sagten, H. könne allenfalls Mittäter gewesen sein. Kollegen hätten ihn zur Tatzeit am Arbeitsplatz gesehen. Die Anklage hatte argumentiert, die Zeugen hätten sich im Tag geirrt. Über mögliche Mittäter H.s äußerte sich die Verteidigung nicht - brachte aber die "Russenmafia" ins Spiel. Der Angeklagte verzichtete auf ein letztes Wort. Das Urteil wird am Donnerstag verkündet.

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