Prozess um Anlagebetrug:Frau von Müller-Wohlfahrt verliert halbe Million Euro

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Hans-Wilhelm und Karin Müller-Wohlfahrt. (Foto: Stephan Rumpf)

Sie hofften wohl auf eine späte Karriere und schnelles Geld, nun stehen die drei Männer vor Gericht: Sie sollen Anleger mit übertrieben hohen Renditen gelockt haben. Eines ihrer mutmaßlichen Opfer ist die Frau des Bayern-Vereinsarztes, Karin Müller-Wohlfahrt. Sie soll um mehr als eine halbe Million Euro geprellt worden sein.

Von Christian Rost

Mit Fällen der "wundersamen Geldvermehrung" beschäftige sich die Wirtschaftsstrafkammer ja öfters, sagt der Vorsitzende Richter Peter Noll. Was die drei Herren auf der Anklagebank am Landgericht München I Anlegern versprochen haben sollen, sprengt aber den Rahmen: 40 bis 60 Prozent Rendite. Karin Müller-Wohlfahrt, die Frau des FC-Bayern-Doc, verlor 570.000 Euro an die mutmaßlichen Betrüger. Die Angeklagten reagierten am Montag auf den Vorwurf des gewerbsmäßigen Bandenbetrugs wie die berühmten drei Affen: Von derlei wollen sie nichts gehört und gesehen haben. Und versprochen hätten sie gar nichts.

Die Angeklagten gehören mit 57, 64, und 65 Jahren zu den reiferen Semestern, wobei keiner von ihnen eine akademische Ausbildung durchlaufen hat. Die beiden Hauptangeklagten zum Beispiel: Karlheinz I. ist gelernter Drucker und nennt sich Wirtschaftsjournalist. Ulrich K. stellt sich als Finanzmanager vor, dessen Tätigkeitsfeld lange Zeit die Umschuldung überschuldeter Häuslebauer war.

Beide glaubten offenbar, in eine neue Liga aufsteigen zu können, als sie sich 2009 in der Schweiz den Mantel einer inaktiven GmbH kauften und ihr ein schickes Logo und einen neuen Namen gaben. Dann holten sie sich noch einen Mann ins Boot, der sagte, er sei Trader an Rohstoffmärkten. So gerüstet, soll sich Karlheinz I. auf die Suche nach Anlegern für die neue Firma gemacht haben.

Geldtransport in der Unterhose

Mit Karin Müller-Wohlfahrt habe er so manche Nachmittage auf der Terrasse verbracht und über "ihren Mann, die Kinder und Lothar Matthäus" geplaudert, erzählt der korpulente I. Er sah sich in der Rolle eines "Lebenscoaches", über Geld habe man nicht gesprochen, schon gar nicht über die Ersparnisse der Künstlerin. Dass sie dann ausgerechnet in die Firma investierte, aus der sich auch I. später bediente, konnte er dem Gericht nur so erklären: Eine gemeinsame Bekannte aus Grünwald habe ohne sein Wissen die Kapitalanlage eingefädelt.

Und als er dann erfahren habe, dass Müller-Wohlfahrts Investment in der Schweiz schmolz wie Butter in der Sonne, habe er zumindest einen Teil retten wollen. I. hob in Zürich eilig 21.000 Euro bei der Bank ab, stopfte sich die Scheine aus Furcht vor dem Zoll in die Unterhose und fuhr zurück. Unterwegs dann - "leider, leider", so I. - ging das ganze Geld an einer Raststätte verloren. Den Verlust zeigte I. nicht an, auch Müller-Wohlfahrt erzählte er nichts davon: "Ich hätte mich mit der Geschichte unglaublich lächerlich gemacht." Der Prozess dauert an.

© SZ vom 26.11.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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