Prozess:Tod durch Stich ins Herz: Zeuge belastet Angeklagten schwer

  • Angel R. soll im Sepember 2015 Diana K., die Schwester seiner Ex-Freundin, auf der Thalkirchner Straße kaltblütig erstochen haben.
  • R. verstieß mehrmals gegen ein Kontaktverbot zu seinen Kinder, auch am Tattat.
  • Der Freund von Diana K. belastet R. nun schwer und zeichnet vor Gericht das Bild eines gewalttätigen Mannes.

Von Susi Wimmer

Zwei Tage lang hatte Richter Michael Höhne die Schmierenkomödie des Angeklagten erduldet. Die Zwischenrufe, das Lamentieren, das Aufspringen und Rumturnen und auch, dass er seine eigenen Anwältinnen und die Bulgarisch-Dolmetscherin verbal attackierte. Donnerstagfrüh aber war Schluss.

"Ich werde es nicht dulden, dass sie permanent die Beweisaufnahme stören", sagte Höhne harsch. Die Kammer beabsichtige, ihn zu entfernen und in seiner Abwesenheit weiter zu verhandeln. Daraufhin verfolgte der Angeklagte nahezu schweigend und nur Grimassen schneidend, wie Stojan V. den Tag schilderte, an dem seine 28 Jahre alte Lebensgefährtin durch einen Messerstich auf der Thalkirchner Straße getötet wurde.

Der Zuschauerraum ist an diesem Verhandlungstag voll, auch der Vater des Angeklagten ist da. "Benimm dich", ruft er seinem Sohn auf Bulgarisch zu. Stojan V. sitzt im Zeugenstand, 44 Jahre, grau melierte Haare und gezeichnet. Nach dem Tod seiner Freundin habe er mit dem dreijährigen Sohn aus der Wohnung ausziehen müssen. Er lebe in einer Garage, der Sohn bei der Schwester der Verstorbenen. "So eine Liebe", sagt er über seine Beziehung zu Diana K., "gibt es nur in Filmen." Er beschreibt sie als schön, als wunderbare Mutter, Frau mit gutem Herzen, hilfsbereit und offen. "Wenn ihr etwas nicht gefiel, dann sagte sie es." Diana habe sich für ihre Schwester Snezhana verantwortlich gefühlt.

Nach den Erzählungen von Stojan V. soll der Angeklagte Snezhana K. im Alter von 13 Jahren in Portugal entführt haben, um sie zu seiner Frau zu machen. Snezhana habe nur unter Druck mit Angel R. zusammengelebt. "Er hat sie geschlagen", sagt der 44-Jährige, er habe ihr verletztes Gesicht gesehen, als sie einmal via Skype telefoniert hätten. 2014 trennte sich Snezhana von Angel R., erwirkte ein gerichtliches Kontaktverbot, erstritt das Sorgerecht für die beiden Kinder. Sie waren oft bei Stojan V. und Diana K. zu Besuch, was den Vater auf den Plan rief: "Er rief oft bei uns an, belästigte Diana, wollte seine Kinder sehen", erzählt Stojan V. Und Angel R. verstieß gegen das Kontaktverbot, wie am Tattag.

Stojan V. und seine Lebensgefährtin waren zu der Pizzeria an der Thalkirchner Straße gefahren, wo Snezhana K. arbeitete, um ihr die Tochter vorbeizubringen. Ein Gast sprach Snezhana K. an und sagte, dass ihr Ex-Freund sich vor der Pizzeria herumtreibe. "Warum habt ihr nicht die Polizei gerufen?", soll Diana K. gefragt haben. Dann sei sie hinausgegangen, der Lebensgefährte hinterher.

"Was machst du hier, du hast Kontaktverbot, lass meine Schwester in Frieden!", soll sie Angel R. zugerufen haben. Der habe Diana K. mit der Faust ins Gesicht geschlagen. "Ich hab ihn dann geschubst", erzählt Stojan V. Angel R. habe in seine Lederjacke gegriffen, eine Ausholbewegung gemacht. Diana K. hob schützend den linken Arm nach oben. Es sei alles so blitzschnell gegangen, "er stach mit einem Stich direkt in ihr Herz". Dann habe er sich mit dem Messer vor ihm aufgebaut und gesagt: "Und dich weide ich aus."

Dann sei Angel R. geflüchtet. "Was ist passiert?", fragte Stojan V. "Er hat mir nichts getan", habe Diana K. geantwortet. Es seien ihre letzten Worte gewesen. Sie habe sich auf den Gehsteig gesetzt und die Arme angehoben, um ihr Haar zu richten. Da habe er den Riss in ihrer Sportjacke bemerkt, den gut zehn Zentimeter langen Schnitt durch ihre Brust. Dann sei Diana K. nach hinten gesackt. Während der ganzen Zeit sei die kleine Tochter von Snezhana K. auf der Straße gestanden und habe alles gesehen. Der Prozess wird am Montag fortgesetzt.

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