Prozess:Räuber wird nach 24 Jahren verurteilt

  • Ilija I. ist wegen versuchten Mordes zu einer Haftstrafe von 15 Jahren verurteilt worden.
  • Im Jahr 1993 hatte er mit einem Komplizen einen Edeka-Laden an der Implerstraße überfallen und den Marktleiter mit zwei Schüssen schwer verletzt - so sieht es das Gericht.
  • Der Verurteilte bestreitet die Tat. Und er hat noch verschiedene andere Strafen abzusitzen, ehe er die aktuelle antreten kann.

Von Susi Wimmer

Selbst für Laurent Lafleur, in Sachen Schwerstkriminalität durchaus als erfahren zu bezeichnen, war der Fall kein alltäglicher: Vor Gericht stand Ilija I., ein 50-jähriger Kroate, der in Deutschland bereits wegen drei Raubüberfällen mit Geiselnahmen verurteilt worden war, ebenso in Österreich wegen Mordes und in Ungarn wegen eines Tötungsdeliktes, und nun wartete der Mann am Mittwoch auf sein Urteil wegen eines versuchten Mordes in München im Jahr 1993.

Was hat einer zu verlieren, der bereits seit 21 Jahren in Haft sitzt und etliche Jahre vor sich hat? Ist es sinnvoll, ihm noch eine neue Haftstrafe aufzubrummen? "Ja", meinte Staatsanwalt Lafleur, es gehe um Gerechtigkeit - auch im Hinblick auf das Opfer der Straftat.

Bei der Urteilsverkündung saß Ilija I. nur da und schüttelte ungläubig den Kopf, als das Gericht eine Gesamtstrafe von 15 Jahren Haft verkündete. Bis zuletzt hatte er über seine Anwältin Christina Keil seine Unschuld beteuert. Die meinte, ihr Mandant habe bislang alle seine Straftaten eingeräumt, die Geständnisse seien zu seinen Gunsten gewertet worden, "warum sollte er jetzt diese Tat bestreiten?", fragte sie.

Die Tat ereignete sich im April 1993: Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Ilija I. mit einem Komplizen den Edeka-Laden von Markus S. an der Implerstraße überfallen und den Marktleiter mit zwei Schüssen schwer verletzt hatte. Der heute 73-Jährige erinnerte sich auch fast 24 Jahre später noch genau an Details. Etwa daran, dass das Säckchen mit dem Wechselgeld auf der Couch des Büros lag, später dann, als die Räuber weg waren, leer auf dem Bürotisch aufgefunden wurde. Dieses Säckchen ließ ein Ermittler der Mordkommission im Zuge der Altfallbearbeitung auf DNA untersuchen - der Computer landete einen Treffer auf die DNA von Ilija I., mit einer Wahrscheinlichkeit von eins zu einer Million.

Am Ende schloss sich das Gericht der Forderung der Staatsanwaltschaft an und verurteilte Ilija I. wegen versuchten Mordes. In die 15 Jahre Haft mit eingeschlossen sind die deutschen Urteile aus den Jahren 1995 und 1996. Der Mann wird nun wieder ins österreichische Gefängnis überstellt, wo er seine lebenslängliche Freiheitsstrafe abzusitzen hat, dann wird ihn sein Weg nach Ungarn führen, wo zwölf Jahre wegen Totschlags anstehen, ehe er anschließend zur Vollstreckung des aktuellen Hafturteils antritt.

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