Prozess:24-Jährige wegen drei Einbrüchen angeklagt

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Eng anliegende Bluse, frisch gestylte Haare, zartes Stimmchen und ein andächtiger Blick: Die gelernte Bürokauffrau Alice S. tritt vor dem Landgericht München I auf, als könnte sie kein Wässerchen trüben. Doch dass die 24-Jährige auch anders kann, davon ist die Staatsanwaltschaft überzeugt: Drei Einbrüche soll die junge Frau aus Dorfen zusammen mit einem Freund verübt haben; und zudem soll sie dabei gewesen sein, als eben jener Freund von anderen "Bekannten" misshandelt und um seine Beute gebracht wurde. Am Ende des Verhandlungstags jedoch entlässt Richter Gilbert Wolf die Angeklagte in die Freiheit mit der Hoffnung, dass sie am nächsten Tag wieder zur Verhandlung erscheinen möge.

Fast vier Stunden lang dreht sich das Justizkarussell um falsche Freunde, Drogen, Einbrüche - und widersprüchliche Aussagen. Alice S. erzählt, dass sie nach ihrer Lehre den Job gekündigt habe, "ich wollte nach was anderem schauen". Stattdessen ließ sie sich mit Peter K.* ein, der ihr, so sagt sie, Drogen anbot. "Probier doch mal Koks, nimm doch mal die Tablette", soll er gesagt haben. Und als der gelernte Koch aus Geldmangel im August 2016 bei früheren Arbeitgebern einbrechen wollte, war sie mit dabei, ebenso wie bei einem Wohnungseinbruch. Anschließend sei man mit einem Freund namens Elton nach Wien gefahren. Dort traf das Trio auf einen gewissen Alvin und Renan. Er habe sich dort eine Existenz als Drogendealer aufbauen wollen, sagt Peter K. im Zeugenstand. Doch es kam anders: Durch ein Überwachungsvideo kam die Polizei ihm auf die Schliche. Als er deshalb nach Deutschland zurück wollte, um sich zu stellen, hätte der Rest der Gruppe ihn geschlagen, ihm einen Joint auf Arm und Bein ausgedrückt und ihn seiner Sachen und des Diebesguts beraubt - zur Einschüchterung, damit er die anderen nicht verpfeife.

Alice S. will davon nichts mitbekommen haben, Peter K. verwickelt sich in Widersprüche und zwei der Mittäter wurden von der Polizei überhaupt nicht befragt. Am Mittwoch wird die Aussage von Renan erwartet, und das Urteil.

*Name von der Redaktion geändert.

© SZ vom 15.11.2017 / wim - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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