Prozess in München:Turntrainer gesteht Kindesmissbrauch

Tatorte waren der Geräteraum in der Schulturnhalle, das Olympiabad, ein Freibad und die Wohnung des Mannes: Am Landgericht München hat der Prozess gegen einen 29-jährigen Pädophilen begonnen. Zum Auftakt hat der Turntrainer gestanden.

Christian Rost

Turntrainer wegen Kindesmissbrauchs vor Gericht

Wegen Kindesmissbrauchs vor Gericht: Der Turntrainer schützt sich zum Prozessauftakt vor den Objektiven der Kameras.

(Foto: dpa)

Mit einem Geständnis hinter verschlossenen Türen hat am Mittwoch am Landgericht München I der Prozess gegen einen 29-jährigen Pädophilen begonnen. Der Angeklagte räumte in nichtöffentlicher Verhandlung ein, als Turntrainer drei Buben im Alter von sieben bis neun Jahren sexuell missbraucht zu haben. Einen weiteren Übergriff an einem Vierjährigen in einem kirchlichen Kindergarten, in dem der Mann als Erzieher beschäftigt war, hatte er vor Prozessbeginn noch bestritten.

Schwarzer Kapuzenpulli, dunkelblaue Jeans, Sportschuhe und Freundschaftsbändchen am Arm - so erschien der Angeklagte Felix S. aus der Untersuchungshaft vorgeführt vor der 20. Strafkammer. Vor dem Sitzungssaal 208 im Strafjustizzentrum an der Nymphenburger Straße warteten mehrere Kamerateams.

Der mutmaßliche Sexualstraftäter verbarg seinen Kopf unter der Kapuze und hielt sich einen Aktenordner vors Gesicht, um nicht gefilmt werden zu können. Noch ehe die Staatsanwaltschaft die Vorwürfe gegen den 29-Jährigen vortrug, beantragte Nebenanklageanwalt Oliver Schreiber den Ausschluss der Öffentlichkeit. Damit sollten die Missbrauchsopfer geschützt werden, so Schreiber. Vor leeren Zuhörerreihen wurde schließlich die Anklage verlesen.

Es geht um 62 Fälle des zum Teil schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern. Zwischen 2005 und Anfang 2012 arbeitete S. in einem Münchner Sportverein als Turntrainer und bot dabei in der Halle einer Hauptschule auch "Einzelstunden" an. An drei Buben im Alter von sieben, acht und neun Jahren vergriff er sich bei diesen Gelegenheiten. Teils über Jahre hinweg zwang er die Kinder zu sexuellen Handlungen.

Tatorte waren der Geräteraum in der Schulturnhalle, das Olympiabad, ein Freibad und die Wohnung des Mannes, in die er die Kinder lockte. Felix S. schärfte ihnen ein, niemandem etwas zu erzählen. Der jahrelange Missbrauch kam erst ans Licht, als sich ein heute 15-Jähriger seinen Eltern anvertraute und von den Vorfällen in der Turnhalle berichtete.

Die Verantwortlichen des Sportvereines reagierten bestürzt. Auch das Erzbischöfliche Ordinariat zeigte sich schockiert, weil der Angeklagte in einem kirchlichen Kindergarten in München als Erzieher arbeitete und sich dort an einem Vierjährigen vergriffen haben soll.

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