Prozess in München:Mord im Gärtnerplatzviertel: Roman H. muss lebenslang in Haft

  • Roman H. soll 2013 im Gärtnerplatzviertel die 69-jährige Inge W. ausgeraubt und erdrosselt haben.
  • Vor zwei Jahren war er vom Landgericht München I aus Mangel an Beweisen freigesprochen worden.
  • Dann kippte der Bundesgerichtshof das Urteil, weil die DNA-Spuren unzureichend gewürdigt worden seien.

Von Susi Wimmer

Was im Kopf von Roman H. vorgeht, ist nicht zu erkennen. Der 39-Jährige wirkt völlig ruhig, reglos, dabei nimmt die Achterbahnfahrt seines Lebens gerade wieder eine neue Wendung: Richter Stephan Kirchinger spricht ihn am Montagnachmittag des Mordes schuldig und verhängt eine lebenslange Freiheitsstrafe.

Roman H. soll im Jahr 2013 im Gärtnerplatzviertel die 69-jährige Inge W. ausgeraubt und erdrosselt haben. Vor zwei Jahren war Roman H. vom Landgericht München I aus Mangel an Beweisen freigesprochen worden. Doch der Bundesgerichtshof befand, dass in dem Prozess die DNA-Spuren unzureichend gewürdigt worden seien, und kippte das Urteil.

Die Situation war skurril: Roman H., gelernter Schweißer und zuletzt arbeitslos, stand wegen Mordes vor Gericht, verließ 2015 das Gebäude als freier Mann und kam, nachdem der BGH den Freispruch einkassiert hatte, auch als noch freier Mann zu der neu angesetzten Berufungsverhandlung. Der 39-Jährige war regelmäßig in der Caféteria bei Gericht zu sehen, stand in der Kassenschlange an - bis er im April 2017 wegen dringenden Tatverdachts festgenommen wurde. Zum zweiten Mal in derselben Sache.

"Er handelte mit absolutem Vernichtungswillen"

Inge W. war eine lebenslustige Frau, im Gärtnerplatz-Viertel durchaus bekannt und auch beliebt. Seit ihr Mann verstorben war, war sie froh um jede handwerkliche Hilfe und so gelangte auch einer der Söhne ihrer Nachbarin aus der Corneliusstraße desöfteren in ihre Wohnung. Roman H., so sieht es die Staatsanwaltschaft, arbeitete in Hotels und nutzte seinen Job, um Wertgegenstände verschwinden zu lassen. Der gebürtige Tscheche und seine Brüder hatten demnach auch Kontakt zu einem Hehler in ihrem Heimatland.

Am 4. oder 5. Oktober 2013 war Roman H. erneut in der Wohnung von Inge W. DNA-Spuren belegen, dass er an ihrem Schmuckbeutel war, am Sekretär und an ihrer Handtasche - vermutlich, um nach Wertgegenständen zu suchen. Inge W. überraschte ihn dabei und bezahlte das mit ihrem Leben. Roman H. schlug mit einem unbekannten Gegenstand sechsmal auf den Kopf der Frau ein und erdrosselte sie mit einem ebenfalls nicht aufgefundenen Gegenstand von hinten.

"Er handelte mit absolutem Vernichtungswillen", so das Gericht, um seine Diebstahlsabsicht zu verdecken. Anschließend zog er der Toten zwei Eheringe vom Finger, nahm ihr eine Goldkette vom Hals und verschwand Richtung Tschechien.

Allein 13 tatrelevante DNA-Abdrücke vom Angeklagten fand man an der Bekleidung des Opfers. Und die Kammer gelangte zu dem Schluss, dass auch keine anderen Personen wie Einbrecher, neue Bekanntschaften oder ähnliches für die Tat in Betracht kämen. Inge W. trug zur Tatzeit einen Hausanzug und hatte sich wegen einer Blasenentzündung im Wohnzimmer ein Krankenlager aufgeschlagen. "Es gibt keine Hinweise auf einen Besuch", so Richter Kirchinger. Nur auf den Handwerker aus der Nachbarschaft.

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