Prozess in München:Hausmeister bietet Mädchen im Internet an

Ein 56-Jähriger bietet in einem Chat eine Zehnjährige zum Missbrauch an. Weil das Kind der 2007 verschwundenen Maddie McCann ähnelt, interessiert sich auch das Bundeskriminalamt für den Fall.

Von Christian Rost

Ein Münchner Hausmeister hat in einem offenen Chat im Internet ein zehnjähriges Mädchen zum sexuellen Missbrauch angeboten. Der 56-Jährige verlangte für eine dreitägige "Nutzung" des Mädchens 15 000 Euro. Einer seiner Chat-Partner zeigte den Mann an, der sich jetzt am Münchner Amtsgericht verantworten musste.

In der Verhandlung vor dem Schöffengericht beteuerte er, dass er in Wirklichkeit nie ein Kind an Pädophile vermitteln habe wollen, es habe sich "nur um Verbal-Erotik" gehandelt. Für das Gericht unter dem Vorsitz von Richter Robert Grain aber wog der Fall so schwer, dass es eine Haftstrafe gegen den Angeklagten verhängte. In dem Fall hatte zeitweise auch das Bundeskriminalamt ermittelt, weil Zusammenhänge mit dem Vermisstenfall Maddie McCann geprüft wurden.

Hausmeister Hermann W. gehört der Sado-Maso-Szene an. Weil seine Ehefrau diese Leidenschaft nicht mit ihm teilt, unterhält er eine zweite Beziehung zu einer "Sklavin". Für die Treffen mit der Geliebten hat er im Keller seines Hauses eigens einen Raum mit den nötigen Utensilien ausgestattet. Dort stehen auch zwei aus Holz gezimmerte Käfige für die gegenseitigen Quälereien bereit. Zudem lebt W. in den Weiten des Internets seine sexuellen Phantasien aus - und kennt dabei offensichtlich keine Grenzen.

"Svenja, zehn Jahre alt"

Staatsanwalt Georg Decker hielt dem Angeklagten vor, in den Jahren 2012 und 2013 bei sieben Gelegenheiten in einem Internet-Chat bei Yahoo eine "Svenja, zehn Jahre alt" für "extremste Missbrauchshandlungen" angeboten zu haben. W. stellte dazu Bilder eines blonden Mädchens ins Netz. Laut Anklage erfüllt auch das Anbieten von Kindern den Straftatbestand des sexuellen Missbrauchs.

Unter W.s damaligen Chat-Partnern befand sich ein Münchner Sinologe, der nach seiner Aussage regelmäßig auf eigene Faust im Internet Pädophile verfolgt. Ein erschütternder Film über Menschenhändler, die es auf Kinder abgesehen hätten, habe ihn auf diese private Ermittlungstätigkeit gebracht, so der Zeuge. Der Sinologe ging davon aus, dass W. tatsächlich ein Mädchen in seiner Gewalt hat und zeigte ihn an.

In die folgenden Ermittlungen gegen den Hausmeister schaltete sich auch das Bundeskriminalamt ein. Das Mädchen auf dem Foto, das W. gepostet hatte, wies eine gewisse Ähnlichkeit mit der 2007 in Portugal verschwundenen, damals dreijährigen Maddie McCann auf. Letztlich handelte es sich auf dem Bild aber um ein anderes Kind, wie ein Fotovergleich ergab.

Das Foto des Mädchens stammte von einer koreanischen Website

Verteidiger Hermann Borchert erklärte für seinen Mandanten, dieser habe das Foto eines unbekannten Mädchens von einer koreanischen Internetseite kopiert und für seine Zwecke verwendet. Tatsächlich habe er nie vorgehabt, ein Kind gegen Geld für sexuelle Handlungen zu vermitteln. W. beteuerte, es habe es sich nur um Verbal-Erotik gehandelt.

Auf Kinder, die jünger als 14 Jahre seien, habe er es nicht abgesehen - weil das strafbar sei. In seinem Internet-Chat hatte er allerdings noch ausführlich beschrieben, dass er seit jeher den Wunsch verspüre, eine 13-Jährige zu einer Sexsklavin zu erziehen. Seine krude Erklärung vor Gericht gipfelte schließlich in der Behauptung, auch er wolle Pädophile bei ihren Umtrieben im Internet enttarnen.

Welches Motiv der Mann auch immer vorbrachte: Das Schöffengericht sah die Anklagevorwürfe letztlich als erwiesen an. Herrmann W. wurde wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern zu einer zweijährigen Haftstrafe verurteilt. Das Urteil will er nicht akzeptieren. Wie Verteidiger Borchert sagte, werde sein Mandant Berufung einlegen. Damit wird der Fall am Münchner Landgericht voraussichtlich erneut verhandelt.

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