Prozess gegen Oliver Shanti:Isolierter Sektenguru

Wegen Erkrankung muss Sektenguru Oliver Shanti den Prozess gegen sich hinter Glas verfolgen. Ihm wird sexueller Missbrauch in 314 Fällen vorgeworfen.

Alexander Krug

Der mutmaßliche Kinderschänder und selbsternannte Sektenguru Ulrich S. alias Oliver Shanti muss in seinem am heutigen Mittwoch beginnenden Prozess in einem Glaskasten sitzen. Wie die Süddeutsche Zeitung erfuhr, leidet der 60-Jährige an einem MRSA-Keim, einer Art Multiresistenz gegen Antibiotika.

Ein hölzerner Hammer liegt auf der Richterbank in einem Verhandlungssaal. (Foto: Foto: dpa)

MRSA ist die Abkürzung für Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus und bezeichnet gegen bestimmte Antibiotika resistente Stämme. Um eine Übertragung des vor allem in Kliniken weit verbreiteten Keimes auf andere zu verhindern, wurde im Gerichtssaal ein gläserner Kasten installiert, hinter dem Shanti Platz nehmen muss. Der Angeklagte muss zudem einen Ganzkörperanzug und Handschuhe tragen, auf einen Mundschutz soll der besseren Verständigung wegen verzichtet werden.

Systematisch missbraucht

Der auch als Esoterik-Musiker bekannte Shanti ist angeklagt wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern in 314 Fällen. Den Ermittlungen zufolge soll er seine Position als Leiter einer esoterischen Kommune in München und später in Portugal dazu benutzt haben, die Kinder seiner Anhänger systematisch zu missbrauchen.

Die Anklage wirft ihm vor, sich in den Jahren 1985 bis 1998 an insgesamt vier Buben und zwei Mädchen vergangen zu haben, die damals zwischen zehn und elf Jahre alt waren. Interpol hatte sechs Jahre nach Shanti gefahndet, erst 2008 konnte er in Portugal festgenommen werden. Die Staatsanwaltschaft strebt neben einer Haftstrafe auch eine Sicherungsverwahrung an. Der Prozess ist auf zehn Tage terminiert.

© Alexander Krug, SZ vom 26.08.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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