Prozess gegen Kastenberger:Bauunternehmer erneut vor Gericht

Josef Kastenberger

Ein Firmenfoto zeigt Unternehmer Josef Kastenberger an seinem Schreibtisch.

(Foto: JK Wohnbau/oh)

Als der frühere Vorzeige-Bauunternehmer hinter Gittern verschwindet, bekommt ein russischer Investor Angst um sein Geld. Nun fordert er 1,5 Millionen Euro von Josef Kastenberger zurück. Der wehrt sich vor Gericht - mit widersprüchlichen Aussagen.

Von Ekkehard Müller-Jentsch

Er ließ sich gerne als einer der erfolgreichsten Bauträger Münchens feiern - doch dann kam für Josef Kastenberger der berufliche Absturz, der in eine Verurteilung zu dreieinhalb Jahren Haft wegen Betrugs und Untreue mündete. Der einstige Vorzeigeunternehmer, der bis zu 600 Wohnungen gleichzeitig bauen ließ, hatte gestanden, Firmengelder für private Zwecke verwendet und einen Investor betrogen zu haben.

Nun droht dem 62-Jährigen weiteres Ungemach. Ein russischer Investor hat ihn vor dem Landgericht München I verklagt: Er will annähernd 1,5 Millionen von Kastenberger zurück haben. Der Münchner wehrt sich mit schillernden Argumenten dagegen. Doch der Richter machte ihm am Freitag klar, dass er mit seinen Erklärungen unmittelbar an der Schwelle stehe, in eine weitere Betrugshandlung oder eine Insolvenzverschleppung zu laufen. Um Zeit zu gewinnen, ließ sich der Unternehmer daraufhin pro forma verurteilen.

Yury Zaikin ist ein russischer Kaufmann, der Geld gibt, um Geld zu verdienen. Kastenbergers JK Wohnbau (heute Isaria Wohnbau AG) hielt er Ende 2012 für ein lukratives Anlageobjekt. Der Russe gründete in München eine Firma namens EMBau Invest GmbH und ließ über diese drei Millionen Euro als stille Beteiligung in Kastenbergers Immobilienfirma JK Invest Beteiligungs GmbH fließen.

Zaikin kündigte fristlos den Vertrag

In der Klage pocht der Russe darauf, dass ein jährlicher "Vorab-Gewinn" von neun Prozent vereinbart worden sei, also 270 000 Euro. Doch er habe Angst um sein ganzes Geld bekommen, als er Kastenberger in Stadelheim hinter Gittern verschwinden sah. Zaikin kündigte daraufhin fristlos den Vertrag mit der JK Invest und forderte seine Einlage plus garantierter Rendite in Höhe von insgesamt 3,45 Mio. Euro zurück, für die der Münchner persönlich als Bürge haftet. Zudem wirft er ihm vor, einen Teil der Investitionssumme für verdeckte Provisionen, Limousinen mit Chauffeur und Privatdarlehen abgezweigt zu haben - und auch für eine 5000-Euro-Spende an die CSU.

Kastenberger zahlte nur zwei Millionen zurück. Später ließ er allerdings durch seine Anwältin diese Transaktion quasi als Irrtum der Ersatz-Geschäftsführerin, seiner Ex-Ehefrau, darstellen. In der mündlichen Verhandlung bezeichnete er die Zahlung dagegen als von ihm persönlich veranlasste "vertrauensbildende Maßnahme".

Zaikin sicherte zu, einen Monat lang nicht zu pfänden

Kastenberger konnte persönlich im Sitzungssaal erscheinen, weil er derzeit Haftverschonung genießt - warum, erläuterte er allerdings nicht. Er erklärte dem Einzelrichter der 29. Zivilkammer, dass aus seiner Sicht der Vertrag gar nicht wirksam gekündigt sei. Er habe vielmehr auf die erneute Einzahlung dieser zwei Millionen gehofft, um wieder gewinnbringende Geschäfte machen zu können.

Die versprochene Rendite hätte er natürlich auch bezahlen können, erklärte er dem erstaunten Richter. "Ich dachte aber immer, der wird sich wieder einkriegen, und wir können zusammen wieder gute Geschäfte machen", meinte Kastenberger mit Blick auf Zaikin.

Mit seinen widersprüchlichen Aussagen habe sich der Beklagte einem strafrechtlich relevanten Bereich genähert, machte der Vorsitzende klar. Erschreckt akzeptierte Kastenberger daraufhin ein Versäumnisurteil - erkannte also die Forderung vorläufig an. Zaikin sicherte zu, einen Monat lang nicht zu pfänden. Ob oder wie der Prozess fortgesetzt wird, ist somit offen.

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