Prozess gegen Frauenhändler:Touristen-Visa für Prostituierte

Ein Paar aus Russland und ihr deutscher Mittäter sind gestern am Landgericht zu hohen Haftstrafen verurteilt worden.

Von Alexander Krug

Die drei Angeklagten hatten russische Frauen zur Prostitution nach München und in andere bundesdeutsche Städte geschleust. Die Bande hatte die mit dem Vorgehen einverstandenen Frauen in Moskau angeworben und mit Touristenvisa versorgt.

Visa gegen Schmiergeld

Die so genannten Schengen-Visa, mit denen die Frauen in 15 EU-Länder reisen konnten, hatten diverse Mittelsmänner in Moskau besorgt, entweder im griechischen Generalkonsulat oder in der französischen Botschaft. Angeblich waren die entsprechenden Visa dort schon für 150 US-Dollar Schmiergeld zu bekommen.

Die teilweise blutjungen Mädchen bedienten in Hotels in Deutschland Freier, die ihnen die Bandenmitglieder zuführten. Ein Großteil der Einnahmen mussten sie später abgeben wegen angeblicher "Transport- oder Unterkunftskosten" oder anderer vermeintlicher "Aufwendungen". Da sie nur russisch sprachen, waren sie völlig abhängig von ihren "Vermittlern".

Familienvater machte "aus Liebe" mit

Angeklagt wegen schweren Menschenhandels war das russische Paar Victoria H., 31, und Alexander G., 34 sowie der deutsche Eberhard R., 45. Alle drei legten über ihre Anwälte Steffen und Florian Ufer sowie Hartmut Girshausen gestern ein umfassendes Geständnis ab.

Eberhard G. räumte ein, sich wegen seiner "Verliebtheit" an der Einschleusung beteiligt zu haben. Der Familienvater hatte sich in die Schwester der Hauptangeklagten und mutmaßlichen Kopf der Bande verliebt, die ihm eine "aufregende Welt" bot.

Er wurde zu zwei Jahren und drei Monaten Haft verurteilt, weil er nur in zwei Fällen beteiligt war. Victoria H. dagegen muss für fünf Jahre hinter Gitter, ihr Freund Alexander G. für fünf Jahre und drei Monate. Die Urteile sind bereits rechtskräftig.

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