Prozess am Landgericht München:Ehemaliger Justizvollzugsbeamter gesteht Deals mit Häftlingen

"Im Großen und Ganzen stimmt das schon": Ein ehemaliger Justizvollzugsbeamter hat vor Gericht gestanden, Häftlinge in Stadelheim mit Mobiltelefonen, Rasierern und vermutlich auch Drogen versorgt zu haben.

Er soll Häftlinge mit Handy und möglicherweise Drogen versorgt haben: Ein wegen Bestechlichkeit in 17 Fällen angeklagter ehemaliger Justizvollzugsbeamter hat die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft am Mittwoch vor dem Landgericht München weitgehend eingeräumt. Der 37-Jährige äußerte sich zum Prozessauftakt nach der Verlesung der Anklageschrift mit den Worten "im Großen und Ganzen stimmt das schon".

München Stadelheim, 2009

Weggesperrt, aber nicht abgeschirmt sind die Häftlinge in Stadelheim. In der JVA sollen Beamte Handys und Drogen verkauft haben.

(Foto: Catherina Hess)

Der Mann versorgte laut den Anklägern in Zusammenarbeit mit verschiedenen Mittätern innerhalb und außerhalb der Gefängnismauern Häftlinge mit Mobiltelefonen, Rasierern und vermutlich auch Drogen. Die Initiative sei dabei von einem Häftling ausgegangen, der die Geräte bei dem Angeschuldigten bestellte, sie von ihm entgegennahm und sie für hohe Preise an andere Gefängnisinsassen weiterverkaufte.

Nach Angaben der Ermittler erhielt der frühere Beamte für seine Dienste jeweils zwischen 150 und 2000 Euro. Als Motiv für die Taten nannte der Angeklagte seine "ausweglose finanzielle Situation".

Handys sind in Gefängnissen verboten und insbesondere in der JVA Stadelheim, mit rund 1400 Gefangenen die größte Haftanstalt in Bayern, ein Problem. In Stadelheim sitzen Hunderte Untersuchungshäftlinge ein. Den meisten dieser Delinquenten, die auf einen Prozess warten, ist schon wegen der Möglichkeit der Zeugenbeeinflussung jeglicher Außenkontakt untersagt. Dennoch werden bei Kontrollen der Haftzellen immer wieder Mobiltelefone aufgefunden. Im Jahr 2009 waren es 32 Geräte.

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