Prozess am Landgericht:Millionenbetrug mit fantastischen Geschäftsideen

  • Zwei Männer, 70 und 68 Jahre alt, sollen Anleger mit dubiosen Geschäftsideen um 25 Millionen Euro geprellt haben.
  • Das Gros der Einnahmen sollen die Männer für sich verwendet haben, um Leasinggebühren für Luxusfahrzeuge oder die Miete ihres schicken Büros an der Maximilianstraße zu zahlen.

Von Christian Rost

Würden sich die beiden Männer Cowboyhüte aufsetzen und Instrumente umschnallen, könnten sie glatt als Gitarristen der Rockband ZZ Top durchgehen. Karl M. und Roland L., 70 und 68 Jahre alt, sind mit ihren langen Bärten wirklich imposante Erscheinungen. Die beiden Münchner Geschäftsleute tragen sie jedoch nicht als Markenzeichen im Musikgeschäft wie die amerikanischen Rocker, sondern waren zwölf Jahre lang im Anlagebusiness tätig. In dieser Zeit fanden sie laut Staatsanwaltschaft München I insgesamt 577 Investoren für im Wortsinn fantastische Geschäftsideen. Rund 25 Millionen Euro sollen die mutmaßlichen Betrüger Anlegern abgeknöpft haben.

Zum Prozessauftakt am Landgericht München I gegen die beiden Männer an diesem Freitag mussten sich zwei Staatsanwälte beim Verlesen der Anklageschrift abwechseln, so umfangreich waren die Vorwürfe. Liest man nach, mit welchen Geschäftsideen Karl M. und Roland L. Anleger reingelegt haben sollen, treibt man sich verwundert die Augen. Das durch "mehrjährige Lagerung weltbeste Olivenöl der Welt" versprachen sie zu kreieren - und die Investoren warfen ihnen für die Entwicklung des "Grand Cru-Primero" das Geld regelrecht hinterher. Allein 11,8 Millionen Euro sollen für dieses Projekt eingesammelt worden sein.

Sie boten ein "Voll-Heil-Präparat" an

Während sich die meisten Menschen unter einer Ölproduktion noch etwas vorstellen können, brauchte es für andere Projekte, an denen sich Geldgeber beteiligten, schon etwas mehr Phantasie: Einen "Wasser-Explosions-Motor" hatten M. und L. im Portfolio sowie eine Art Perpetuum mobile der Heilkunst: "ein "Voll-Heil-Präparat". Daneben wurden in der Traumfabrik der mutmaßlichen Schwindler auch so wundersame Dinge wie eine "Dalli-Dalli-Maschine", die zugleich Tee und Kaffee produziert, sowie ein Anti-Depressions-Apparat offeriert. Dinge, die es allesamt nicht gab und für deren Entwicklung entgegen der Versprechungen der Angeklagten entweder gar kein Geld oder nur ein kleiner Teil ausgegeben wurde. Die Anleger waren mit Gewinnen bis zu 172 Prozent im Jahr gelockt worden. Ausgezahlt wurden nur einige hunderttausend Euro, um Investoren zu beruhigen.

Das Gros der Einnahmen sollen die Männer für sich verwendet haben, um Leasinggebühren für Luxusfahrzeuge oder die Miete ihres schicken Büros an der Maximilianstraße zu zahlen. Im Januar 2014 kamen sie nach einer Anzeige in Haft. Während Karl M. meinte, die Sache sei aus dem Ruder gelaufen, glaubt sein Kompagnon noch immer an die Projekte - er könne es auch beweisen, wenn er nicht im Gefängnis säße.

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