Proteste von Anwohnern:Wo geht es hin mit der Münchner Lebensfreude?

Manuel Pretzl und Josef Schmid am Münchner Maxwerk, 2018

Anwohner und Bezirksausschuss-Mitglieder protestieren vor dem Maxwerk.

(Foto: Florian Peljak)

Die Pläne für das Maxwerk an der Isar und das Bamberger Haus haben heftige Kontroversen ausgelöst. Warum es falsch ist, eine Freiluft-Gastronomie mit Augenmaß verhindern zu wollen.

Kommentar von Nina Bovensiepen

Sie wird ja immer wieder gerne hoch gehalten, die Liberalitas Bavariae, die Toleranz, Großzügigkeit und Freundlichkeit der Bayern - verkürzt das "Leben und leben lassen" in Stadt und Land. Und wer an den vergangenen Wochenendsupersonnentagen in München unterwegs war, der hatte tatsächlich den Eindruck, dass nirgendwo Einheimische und Zugezogene so intensiv leben und leben lassen wie hier.

All die Sonnenplätze an Isar oder Eisbach waren so schnell bevölkert, dass es schwer wurde, einen freien Fleck zu finden. In den Biergärten lief der Betrieb so rasch auf Hochtouren, dass die letzten Erinnerungen an den vor Kurzem noch recht präsenten Winter spätestens nach dem ersten Getränk verblasst waren. Welche Lebensfreude!

Zurück im Alltag mischt sich in dieses schöne Gefühl die bange Frage, wie es wohl in Zukunft um das "Leben und leben lassen" bestellt sein wird. Konkret geht es um das Maxwerk an der Isar und um das Bamberger Haus im Luitpoldpark. Bei ersterem wird seit mehr als sieben Jahren darüber debattiert, ob in das alte Wasserkraftwerk eine Wirtschaft mit einem Biergarten kommt. Was für eine herrliche Umgebung für eine Gaststätte, denkt man auch dieses Jahr wieder, inspiriert von der Sommerstimmung.

Doch manche Anwohner und Bezirksausschuss-Mitglieder sehen das ganz anders. Sie warnten kürzlich vor einem "Ballermann" und rufen "Stopp vor dem Kommerz an unserer Isar". Ähnliches nun beim Bamberger Haus. Dort plant die Augustiner-Brauerei ein paar Umbauten im Gartenbereich. Der soll attraktiver werden, die Selbstbedienungstheke etwas größer. Ein radikales Bauprojekt sieht anders aus. Trotzdem sind auch hier Lokalpolitiker bereits auf den Barrikaden und warnen vor einer "enormen Belästigung der umliegenden Wohnbevölkerung".

Beides wirkt arg überzogen. Ginge es darum, die Schleißheimer Straße in der Nähe des Bamberger Hauses auf acht Spuren zu erweitern, wären Proteste verständlich. Ebenso, wenn an Stelle des Maxwerks ein riesiger Vergnügungspark entstehen sollte. Doch die geplanten zwei Projekte könnten sich völlig unproblematisch in ihr jeweiliges Umfeld einfügen. Sie schaden niemandem und sie könnten den Freizeitwert der Stadt etwas steigern. Wenn das solche Kontroversen auslöst, wo geht's dann hin mit der Lebensfreude?

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: