Proteste gegen Islamfeinde:Pegida einfach mal den Marsch blasen

Großdemos gegen den bayerischen Ableger der Pegida haben die Münchner schon dreimal auf die Beine gestellt. Was also tun, wenn am Montag die Islamfeinde wieder auf die Straße gehen? Ein paar Vorschläge.

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Sind drei Großdemos genug?

Protest gegen islamkritische Bewegung in München

Quelle: dpa

Montags in München: Die "Bayern gegen die Islamisierung des Abendlandes" (Bagida) marschieren durch die Stadt. Seit Dezember haben Zehntausende Bürger Nein gesagt zu den Bagida-Parolen und Ja zu einem Miteinander mit Muslimen und Flüchtlingen. Am kommenden Montag trifft sich Bagida wieder, diesmal um 18.30 Uhr am Goetheplatz, um von dort zum Sendlinger Tor zu marschieren. Eine offizielle Gegenkundgebung ist nicht geplant, die bisherigen Organisatoren von "München ist bunt" und "Bellevue di Monaco" wollen pausieren. Ob andere Gruppen eine Veranstaltung auf die Beine stellen, ist noch unklar. Um Bagida mitsamt ihren rechtsextremen Mitläufern aber nicht allein zu lassen, rufen die Gegner zum Protest am Straßenrand auf. Zugleich diskutieren sie, wie man künftig den Islamfeinden begegnen soll: Jeden Montag ein Kräftemessen? Wer mehr Menschen auf die Straße bringt, hat gewonnen? Wird schwierig. Gesucht sind andere, kreative Formen des Protests. Die SZ hat sich Gedanken darüber gemacht, wie München künftig agieren könnte. Bunt und bissig, freundlich und frivol, und immer weltoffen. Zehn Vorschläge.

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Bagida im Wald

Tannenbaumentsorgung

Quelle: Henning Kaiser/dpa

Allüberall auf Münchens Plätzen liegen derzeit traurig nadelnde Tannenbäume herum. Eigentlich viel zu schade, die staubtrockenen und sinnentleerten Christbäume einfach so zu entsorgen. Wie wäre es mit einer Demonstration der Tannen entlang des nächsten Bagida-Marschs? Vielleicht fänden die vermeintlichen Retter des Abendlandes Gefallen an den braunen Bäumchen - und sie stünden vor Blicken verborgen im Wald. ANL

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Harmonisches Miteinander

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Quelle: imago

Was wäre München ohne Migranten? Die Philharmoniker jedenfalls, diese Botschafter der Stadt in der großen Welt, wären ärmer an musikalischer Klasse. Musiker aus allen Herren Länder geben, wenn der Abend dämmert, den Patrioten ein Konzert, auf dass auch dieser Teil des Volkes höre und verstehe: Das Zusammenspiel vieler Menschen aus vielen Ländern ist möglich. Und klingt auch noch phantastisch.BEKA

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Den Kopf verdrehen

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Quelle: Stefan Rumpf

Der Patriot hat Angst vor dem Fremden. Das ist verständlich, denn die Fremden sind hinterlistig, vor allem die orientalischen Frauen. Sie schleichen sich nach München, lauern den Patrioten auf und vollführen, was sie daheim gelernt haben: Bauchtanz. Da weiß der Patriot dann gar nicht mehr, wo er zuerst hinschauen soll. Nach links? Nach rechts? Und ehe sich der deutsche Mann umschaut, ist ihm der Kopf verdreht. beka

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Lachen ist gesund

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Quelle: imago stock&people

Der britische Journalist Hugh Greene (1910 - 1987) sagte einmal: "Es gibt keine größere Macht als die Macht des Lachens." Die Münchner könnten am kommenden Montag einfach ihre ganze Macht ausspielen und kräftig und lauthals lachen. Und wenn dazu noch farbenfroher Konfetti-Regen auf die marschierenden Bagidisten niedergeht, würden diese sogar am eigenen Leib sehen, dass München sehr bunt ist. anl

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Wo München türkisch ist

Bierkrug 1910

Quelle: Josef Fink Kunstverlag

Türken haben schon vor gut 300 Jahren ihre Spuren in München hinterlassen. Die Staatsbibliothek birgt einen Schatz: eine Sammlung alter muslimischer Schriften. Im Nymphenburger Park leuchtet auf dem Prinzenhaus der goldene Halbmond. All die orientalischen Einflüsse, die die Stadt prägen, könnte man entlang der Bagida-Route auf großen Plakaten präsentieren. Denn ohne sie wäre das Münchner Abendland ziemlich grau. inra

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Den Marsch blasen

Blaskapelle im "Herzkasperlzelt" auf dem Münchner Oktoberfest, 2013

Quelle: Robert Haas

Till Hofmann vom Lustspielhaus hat die Idee bereits ventiliert: Warum nicht Blasmusik gegen Bagida, ihnen den Marsch blasen quasi? Also Volksmusik für die, die stets "Wir sind das Volk" rufen? Bayerische Kultur als Antwort auf die "Bayern gegen die Islamisierung des Abendlandes"? Mit Blechblasinstrumenten machen auch wenige Menschen viel Krach. Und Münchens Blaskapellen sind längst ein bunt gemischtes Völkchen. kast

Nachtrag: Die Idee wird nun offenbar umgesetzt, für diesen Montag, 26.01., planen die Bagida-Gegner eine Demo, mit genau diesem Motto. Infos dazu gibt es hier.

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Bühne frei

Blitzeinschlag auf Festplatz am Vatertag

Quelle: Michael-Günther Bölsche/dpa

Die Patrioten spazieren durch die Städte und wollen gehört werden - also bekommen sie einmal einen speziellen Platz: die Bagida-Bühne. Jeder Patriot darf dort fünf Minuten im Scheinwerferlicht sagen, was er meint und denkt. So können sich die "Bürger aus dem Volk" direkt ans Volk wenden, so kann die "Lügenpresse" nichts mehr verfälschen. Und im Reden wird sich das echte Denken der Patrioten offenbaren. Und entlarven. beka

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Alle ein bisschen Migrant

Laut gegen Brauntöne

Quelle: SZ

Das Abendland zeigt Gesicht. Die Begida-Demonstranten laufen unter Tausenden Fotos durch, die über die Straße gespannt sind. Darauf zu sehen: Porträts von Münchnern mit dem Slogan "Ich bin Münchner und Migrant", den wohl die Mehrheit der Münchner unterschreiben kann. Ob der Vater aus der Türkei kommt, die Mutter aus Hessen, ob aus Italien zugezogen oder aus Malente - sind wir nicht alle ein bisschen Migrant? inra

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Ein toller Service

Frühling in München

Quelle: David Kluthe/dpa

Der Kampf gegen den Islam ist anstrengend, Marschieren macht hungrig und durstig. Echte Patrioten aber sollen nicht leiden. Flüchtlinge sorgen fürs Wohlergehen. Sie stehen am Wegesrand, lächelnd reichen sie den Abendländlern heißen Tee, bieten Häppchen auf Silbertabletts und eine Sitzgelegenheit für kurze Rast. Denn die Männer und Frauen aus dem Morgenland haben die Bibel studiert: "Liebet eure Feinde." beka

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Feiern wie die Bayern

FC Bayern München feiert Triple

Quelle: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Man stelle sich mal vor: Auf der einen Seite der Sonnenstraße marschiert Bagida, auf der anderen Seite fährt die Mannschaft des FC Bayern München. Parallel nebenher, auf einem offenem Truck, im Schritttempo. Und mittendrin Franck Ribéry und Mehdi Benatia, zwei prominente Münchner Muslime. Welcher dieser beiden Züge wohl mehr Zuspruch erführe? Sicher ist: Diese Bilder gingen um die Welt. kast

© SZ vom 22.1./kc
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