Prominente über Christian Ude:"65 ist kein Alter für einen Kabarettisten"

Christian Ude wird 65 Jahre alt - aber er hat noch eine Menge vor. Andere in seinem Alter können das gut verstehen. Acht prominente Altersgenossen und ihre Botschaft an den Münchner Oberbürgermeister.

9 Bilder

Ude feiert 65. Geburtstag

Quelle: dapd

1 / 9

Manche Menschen feiern ganz gerne im kleinen Kreis, und Geburtstage sind ihnen eher peinlich. Zu dieser Gruppe der Schüchternen zählt der Münchner Oberbürgermeister eher nicht, auch vor größeren Menschenansammlungen, die Loblieder auf ihn anstimmen, hat er wenig Furcht, wie erst kürzlich beim SPD-Parteitag in Nürnberg zu erleben war. An diesem Freitag steigt gleich die nächste Party: Erst gibt es einen Festakt zu seinem 65. Geburtstag im Alten Rathaus (Foto, mit Gastronom Gerd Käfer), am Abend wird es zünftig: Im Augustinerkeller wird weitergefeiert. Es ist kein Abschied und kein Rückblick, denn Christian Ude hat bekanntlich noch einiges vor. Andere in seinem Alter können das gut verstehen. Statements von acht prominenten Altersgenossen.

Geretsrieder Kulturherbst 2012

Quelle: Hartmut Pöstges

2 / 9

Konstantin Wecker, Liedermacher, Schauspieler und Musiker, geboren am 1. Juni 1947:

"Ich hab ihn ja neulich erst wieder getroffen, bei meinem Lieblingsgriechen in Schwabing. Wo gibt es das denn, dass sich ein OB ohne Bodyguards bewegen kann? Ginge allerdings als Ministerpräsident nicht mehr. Der Christian, der ist intellektuell und bürgernah, das ist selten in der Politik. Da haben wir ohnehin nicht viele Intellektuelle. Und die 65, mei. Die Zahl ist viel leichter zu ertragen als man sich das als 50-Jähriger vorstellt. Die 50 war ein Schock für mich, die 60 war entsetzlich, aber dann wird es besser. Man muss nur immer neugierig bleiben, und die 65 ist für einen Kabarettisten wie den Ude ja kein Alter. Reden wir wieder, wenn er 80 ist. Und selbst da, ich war neulich bei Dieter Hildebrandt, der ist jetzt 85, drei Stunden Programm, sagenhaft. Kabarettisten, also die guten, wie auch Christian Ude einer ist, die sind ja fast alterslos. Ich gebe da auch keine Ratschläge, die gebe ich Bürgermeistern ohnehin nicht. Nur einen Satz, nach mittlerweile 55 Jahren Quasi-Monarchie in Bayern, von Oskar Maria Graf, den muss ich ihm mitgeben: 'Dann machma halt a Revolution, damit a Ruah is.'"

Tourismus-Chefin Gabriele Weishäupl

Quelle: dpa

3 / 9

Gabriele Weishäupl, frühere Tourismusamts-Chefin in München, geboren am 28. Februar 1947:

"Wir sind ein guter Jahrgang, wir geben einfach keine Ruhe! 1947, das war ein Jahr des Aufbruchs, es zählte nur die Zukunft, und von diesem Schwung haben wir einiges mitgenommen. Ich habe ja nach meiner Pensionierung gleich wieder mehrere Aufgaben übernommen - man braucht da nur etwas Mut, Elan und Ausdauer. All das wünsche ich Christian Ude für seinen Wahlkampf - und dass er durchhält, dass ihm nicht die Kraft ausgeht, wobei ich mir bei seinem Selbstbewusstsein da sehr sicher bin. Insgesamt wirken viele 65-Jährige heute auffallend jung, das liegt an der Vitalität und am positiven Selbstbild, das braucht's einfach."

SPD, Peer Steinbrück

Quelle: AFP

4 / 9

Peer Steinbrück, ehemaliger Bundesfinanzminister und Kanzlerkandidat der SPD, geboren am 10. Januar 1947:

"Lieber Christian, ich weiß es schon seit ein paar Monaten, du wirst es schnell merken: Mit 65 ändert sich rein gar nichts. Man wird weder milde noch weise. Die Zähne fallen nicht plötzlich aus, die meisten Haare sind ja schon weg (zumindest bei mir). Wir haben beide zu viele politische Torheiten erlebt und manche auch selbst begangen, als dass uns noch irgendwer (außer vielleicht dem CSU-Sprecher) oder irgendetwas schrecken könnte oder gar müsste. Ich finde: Wir sind genau in dem richtigen Alter für neue Herausforderungen. Also: Zeigen wir's ihnen!"

Peking verweigert Tilman Spengler die Einreise

Quelle: dpa

5 / 9

Tilman Spengler, Schriftsteller, geboren am 2. März 1947:

"Ich bin zwar noch nicht ganz so reif, um als bayerischer Ministerpräsident zu kandidieren, aber fühle dennoch mit Christian Ude. Mit 65 beginnt man ja, sich allmählich an Abraham zu orientieren. Der hat immerhin ein riesiges Geschlecht gezeugt. Mehr Humoriges habe ich aber nicht zu bieten: Schließlich ist Altern nichts für Feiglinge, wie die Hollywood-Schauspielerin Mae West mal gesagt hat. Aber die Sache hat auch Vorteile. Der Mangel an Einfällen wird mit dem Respekt der Gemeinde kompensiert, und der kann sehr wohltuend sein. Christian Ude erlebt das auch gerade: Die Jünglinge in der bayerischen SPD, die Pronolds und Rinderspachers liegen ihm ja zu Füßen!"

Sky du Mont ist Gastgeber von 'Sky & Stars' bei Premiere

Quelle: obs

6 / 9

Sky du Mont, Schauspieler, geboren am 20. Mai 1947:

"Ich bin eigentlich froh, dass ich mit 65 noch immer mitmachen darf, dass es neue Rollen gibt für mich - und ich die Rollen annehmen kann, die ich gut finde. Ich muss gar keinen Sport treiben, kein Wellness, mir reichen die Gene, um mich zu erhalten: Mein Vater ist 97 geworden und meine Mutter ist heute mit 91 noch dermaßen fit, dass ich beim Spazierengehen kaum hinterherkomme. Älterwerden hat übrigens auch den Vorteil, dass man mehr hinter die Dinge blickt. Ich wäre noch vor zehn Jahren ausgeflippt, wenn mein sechsjähriger Sohn die Möbel anmalt - heute kann ich darüber schmunzeln. Gelassenheit und Toleranz, das wünsche ich auch Christian Ude zum Geburtstag!"

Günther Sigl auf dem Münchner Oktoberfest, 2010

Quelle: Stephan Rumpf

7 / 9

Günther Sigl, Frontmann der Spider Murphy Gang, geboren am 8. Februar 1947:

"Wir machen ja bei der Feier am Freitag Musik für den Christian. Oder darf ich den überhaupt so nennen? Wir kennen uns von diversen Veranstaltungen und sind ja auch Bühnenkollegen, da duzt man sich. Aber wenn er so offiziell als OB auftaucht, weiß ich immer nicht, ob ich ihn duzen soll. Aber nein. Ich bin ja der Ältere, ich biete ihm hiermit offiziell das Du an. Und meinen Rat: Immer weiter! In unserem Alter denkt man ja oft, man könnte es etwas ruhiger angehen lassen. Aber wie lang macht der seinen Job noch? Zwei Legislaturperioden? Na ja, er muss ja erst mal die Wahl gewinnen. Ich lasse es ruhiger angehen, ich muss nicht mehr die Welt retten, das haben wir in den Sechziger- und Siebzigerjahren versucht, als Hippies. Ude versucht das jetzt, also mit Bayern. Aber eins ist klar, wenn er Ministerpräsident wird, dann muss er sich eigentlich einen anderen Fußballverein suchen, nicht mehr den aus Giesing, sondern meine Bayern. Als Landesvater von Bayern muss man Bayern-Fan sein, ist doch klar."

TSV 1860 Muenchen - FC Erzgebirge Aue

Quelle: dapd

8 / 9

Dieter Schneider, Präsident des TSV 1860 München, geboren am 20. Mai 1947:

"65 Jahre wird man ja nicht von einem Tag zum anderen, sondern nähert sich diesem Thema langsam an, ob man will oder nicht. Und wenn man lernfähig ist, gewinnt man im Laufe der Jahre an Lebenserfahrung dazu; unter anderem auch die Erkenntnis, dass man selbst in diesem Alter nicht unfehlbar ist. Aber man betrachtet es als großes Geschenk, so geht es jedenfalls mir, wenn man körperlich, geistig und materiell so ausgestattet ist, dass man selbst entscheiden kann, ob man noch das eine oder andere anpacken will. Solange es noch Spaß macht, mit jungen Menschen zusammenzuarbeiten und ihren Lebensweg mit zu verfolgen, weiß ich, dass ich im Herzen noch nicht so alt bin, wie es mein Reisepass aussagt. Mein eigener Rentenantrag liegt jedenfalls immer noch unausgefüllt zu Hause, und dort wird er wahrscheinlich auch noch länger liegen bleiben. Mir ist bewusst, dass man den Zeitpunkt, sich aufs Altenteil zurückzuziehen, nicht ad infinitum verschieben kann. Aber ich genieße es, diesen Zeitpunkt selbst bestimmen zu dürfen, natürlich immer in Abstimmung mit meiner Familie. Und so, wie ich es einschätze, ist Christian Ude in einer ähnlichen Situation und will es einfach noch einmal wissen. Natürlich ist da sicher ein gewisser persönlicher Ehrgeiz im Spiel, aber was ist schon falsch daran? Dieser Ehrgeiz hat ihn schließlich dorthin gebracht, wo er jetzt steht."

Heide Ecker-Rosendahl

Quelle: picture alliance / dpa

9 / 9

Heide Ecker-Rosendahl, Olympiasiegerin 1972 im Weitsprung und Fünfkampf, geboren am 19.Februar 1947:

"Es hat sich sehr viel verändert in unserer Gesellschaft: 65 ist heute wirklich kein Alter mehr, das war in den Fünfzigerjahren, als ich aufgewachsen bin, ganz anders. Damals trugen die über 50-Jährigen schwarz, und mit 60 war man schon alt. Aber was sind schon Zahlen: Ich fühle mich jünger und bin glücklicherweise fit und treibe noch immer viel Sport. Bewegung hält überhaupt jung. Deshalb mein Rat an den Oberbürgermeister von München: Er soll ruhig alles machen, was er will, und er soll sich neue Ziele setzen. Man darf mit 65 allerdings auch nicht größenwahnsinnig werden. Ich hätte übrigens noch einen kleinen Wunsch, den das Geburtstagskind möglicherweise erfüllen könnte: Es wäre sehr schön, wenn der Münchner Olympiapark, mit dem ich sehr schöne Erinnerungen verbinde, auch in Zukunft ein Ort für den Sport bleibt und nicht nur für wirtschaftliche Zwecke genutzt wird."

© SZ vom 26.10.2012/tob
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: