Projekt:Ein Pflaster für Flaneure

Sattlerplatz

Eine erste Vision des künftigen Sattlerplatzes lädt zum Sitzen und Flanieren ein.

(Foto: Schumannn + Partenfelder/oh)

Zur Neugestaltung des Sattlerplatzes soll 2018 der Bebauungsplan aufgestellt und ein Architektenwettbewerb ausgelobt werden. Bei der Präsentation der Pläne kritisieren Lokalpolitiker das Fehlen von Sozialwohnungen

Von Thomas Kronewiter, Altstadt

An die Neugestaltung des Sattlerplatzes gehen die Projektbeteiligten mit hohem Tempo und großen Ambitionen heran. Wie Architekt Gunther Partenfelder im Auftrag der Inselkammer-Gruppe am Dienstagabend dem Bezirksausschuss Altstadt-Lehel erläuterte, soll nach dem Grundsatzbeschluss bereis 2018 im Stadtrat der Aufstellungsbeschluss für den nötigen Bebauungsplan gefasst werden. Ebenfalls nächstes Jahr ist ein Architektenwettbewerb geplant, der nicht bloß die neuen Baukörper auf dem Areal zwischen dem sogenannten Hirmer-Parkhaus und dem alten Postgebäude, sondern auch die stadträumliche Ausgestaltung von Platz und geplanter Fußgängerzone umfassen soll. Mit der Realisierung des Projekts kalkulieren die Familie Inselkammer und das Unternehmen Hirmer als die maßgeblichen Eigentümer in einem Zug zwischen 2020 und 2022, 2019 soll schon abgebrochen werden, was neu gebaut wird.

Eine Errichtung in mehreren Bauabschnitten verbietet sich jedenfalls, weil sich die für 360 Autos geplante Tiefgarage unter dem gesamten Areal - also auch allen künftigen Gebäuden - erstrecken wird. In der Tiefgarage will man zudem an der Oberfläche wegfallende Anwohner-Parkplätze unterbringen. Die durch den Stellplatzschlüssel eigentlich nötigen Parkplätze lösen die Investoren etwa zur Hälfte ab - gerade im Hinblick auf die nicht ausgelastete Pschorr-Tiefgarage.

Damit die vorgesehene Fußgängerzone ihren Zweck erfüllen kann, verhandelt die Inselkammer-Gruppe derzeit mit den Anliegern, vor allem den Kaufhof-Verantwortlichen, über Neuregelungen beim Anlieferverkehr. Angestrebt wird, große Lastwagen bis spätestens 10 Uhr morgens abzufertigen. Die Fahrer kleinerer Transporter werden über die Sattlerplatz-Tiefgarage ihre Ladung löschen können - im ersten Tiefgeschoss wird eine Empfangsrampe für den Kaufhof vorgehalten. Von einer Neufassung der Verkehrsbeziehungen in diesem Teil des Hackenviertels, insbesondere der Einbahnregelungen, verspricht sich Architekt Gunther Partenfelder eine Reduzierung der gefahrenen Autokilometer um immerhin 30 Prozent, also täglich 1000 Kilometer. "Das ist nicht unbeträchtlich", findet der Architekt. Zugleich ist es gut zu schaffen, da nach dem vorliegenden Verkehrsgutachten die Hälfte der Autos ohnehin Abkürzungs- und Schleichverkehr ist.

Bislang ist vorgesehen, den Radverkehr durchaus über den neuen Sattlerplatz zu führen, der sich im Übrigen in einen nicht zuletzt gastronomisch genutzten Platz für Flaneure verwandeln soll. Während sich Grünen-Stadtrat Herbert Danner in der Sitzung des Bezirksausschusses für diese "fahrradfreundliche Lösung" aussprach, kam auch Widerspruch. Denn am Marienplatz hat man gerade mühsam die mitunter überaus eiligen Radfahrer ausgesperrt. Am künftigen Sattlerplatz aber handelt man sich womöglich Konflikte zwischen Flaneuren und Radlern wieder ein. Eine Anregung, welche die Lokalpolitiker in die nun anstehenden Debatten um die beste Lösung für das Hackenviertel ebenso einfließen lassen wollen wie drängende Fragen zum geplanten Wohnungsbau.

Rund 30 Prozent Wohnungen sind laut Architekt Partenfelder in den Neubaukomplexen vorgesehen - wobei im Postgebäude keine einzige entstehen soll. Die Apartments aber dürften sämtlich keine Sozialwohnungen sein - ein Aspekt, der auf Kritik stieß. Andreas Uhmann vom städtischen Planungsreferat verwies auf den Hintergrund: Da dort die Umgebungsbebauung das Baurecht bestimme, also keine echte Baurechtsmehrung stattfinde, könne man die Investoren auch nicht mit den Instrumenten der sozial gerechten Bodennutzung (Sobon) an Infrastrukturkosten beteiligen. Für den stellvertretenden Bezirksausschuss-Vorsitzenden Wolfgang Püschel (SPD) muss das nun diskutiert werden. Dazu soll das Gremium bald die Chance erhalten. Stadtplaner Uhmann stellte die Zuleitung der Stadtrats-Beschlussvorlage zügig in Aussicht - schon im Hinblick auf den strikten Zeitplan.

Bürger sind bei einem Infoabend am Dienstag, 23. Januar 2018, 18.30 Uhr, im Hofbräuhaus, Münchner Zimmer, Platzl 9, zum Mitdiskutieren gebeten.

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