Prognose der Handelskammer:Die WM bringt der Stadt eine Milliarde Euro

Die Fußball-Weltmeisterschaft wird den Unternehmen in München einen Umsatzzuwachs von einer Milliarde Euro bescheren und im nächsten Jahr insgesamt 12000 neue Arbeitsplätze schaffen.

Von Otto Fritscher

"Das ist noch vorsichtig gerechnet", sagt Reinhard Dörfler, Hauptgeschäftsführer der Münchner Industrie- und Handelskammer. Besonders die Tourismusbranche profitiert.

Prognose der Handelskammer: Wenn in der Allianz-Arena der Ball rollt, profitiert die ganze Stadt.

Wenn in der Allianz-Arena der Ball rollt, profitiert die ganze Stadt.

(Foto: Foto: ddp)

Zimmermädchen und Kellner werden im nächsten Jahr verstärkt gesucht werden, auch für Taxi- und Busfahrer soll es laut IHK-Studie gute Chancen geben. Für zusätzlichen Schwung auf dem Arbeitsmarkt wird aber auch das Medienzentrum sorgen. "Das Spektrum der Jobs, die neu entstehen, reicht vom Parkplatzwächter über den Souvenirverkäufer bis zum Kameramann", sagt Dörfler. Auch auf Dienstleister aus Marketing und Werbung sieht er einen warmen Regen zukommen. Das Netto-Einkommen der Münchner werde sich 2006 um 155 Millionen Euro erhöhen.

Die Stadt selbst profitiert ebenfalls von der WM. Sie kann mit 26 Millionen Euro an zusätzlichen Steuereinnahmen rechnen, bayernweit bringt die WM sogar 44 Millionen Euro mehr Steuern. Unklar ist, wie viele der im nächsten Jahr entstehenden Jobs von Dauer sein werden. "Man darf hoffen, dass einige hundert oder gar tausend bleiben werden", sagt Dörfler. "Auch das wäre schon ein Gewinn für München."

Imagegewinn und bessere Infrastruktur

Was bringt mehr für die Wirtschaft der Stadt, die Fußball-WM oder die Bundesgartenschau? "Je nachdem, wie man rechnet", sagt Robert Obermeier, der Chefvolkswirt der Münchner IHK. Denn man dürfe nicht nur das, was unmittelbar in den verschiedenen Kassen hängen bleibe, im Blick haben, sondern müsse auch den Imagegewinn und die bessere Infrastruktur wie den neuen Stadtteil in Riem und neue U-Bahn-Linien in Betracht ziehen. "Wir sind froh, dass wir beide Großveranstaltungen in München haben", sagt Obermeier. Zu den sechs WM-Spielen werden zirka 400000 Besucher erwartet.

Die WM bringt der Stadt eine Milliarde Euro

"Im Grunde helfen uns nur langfristige Jobs weiter", sagt dagegen Hans Sterr vom Verdi-Landesbezirk Bayern. Natürlich sei es gut, wenn jemand, der keine Arbeit habe, vier Wochen lang im Stadion Brezen verkaufen könne, "aber nachhaltig ist das nicht". Auch den Umsatzschub von einer Milliarde Euro hält Sterr für optimistisch: "Das ist eine Menge Holz."

Fernsehbilder steigern Bekanntheitsgrad

Nach Meinung von Citymanager Wolfgang Fischer wird die WM aber nicht nur bis zum Finale Geld in die Kassen der Geschäfte spülen. Er setzt vor allem auf das Nachfolgegeschäft: "Münchens Bekanntheitsgrad wird weiter steigen." Zum Beispiel durch Fernsehbilder aus der Stadt.

So führte Fischer kürzlich Vertreter des weltweit größten spanischsprachigen Fernsehsenders Televista aus Mexiko durch die City: Sie suchen schon jetzt Büro- und Studioräume mitten in der Fußgängerzone und nicht etwa im Medienzentrum in Riem. Fischer: "Die wollen direkt aus dem Leben der Stadt berichten, was sicher München-Besucher anziehen wird."

Die Studie, die die IHK in Zusammenarbeit mit Peter Friedrich, Professor für Finanzwissenschaft an der Hochschule der Bundeswehr in Neubiberg, erstellt hat, basiert vor allem auf Interviews. Auf deren Basis wurde ein volkswirtschaftliches Prognosemodell entworfen.

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