Probleme mit MVV-Ticketautomaten:Mal stempeln, mal nicht

Große Verwirrung an den Fahrkartenautomaten des Münchner Verkehrsverbundes: An manchen Automaten sollen bald entwertete Tickets ausgegeben werden, während die Fahrkarten von anderen Automaten noch abgestempelt werden müssen. Fahrgastvertreter beklagen die verwirrende Situation - und die fehlende Flexibilität.

Marco Völklein

Der Seniorenbeirat der Stadt, die Seniorenunion innerhalb der Münchner CSU, die Fahrgastverbände Aktion Münchner Fahrgäste und Pro Bahn - sie alle erhöhen mittlerweile den Druck auf die Deutsche Bahn und den Münchner Verkehrsverbund (MVV), die geplanten Änderungen an den Fahrscheinautomaten der Bahn zu kippen. Wie berichtet, will der Konzern von Mitte Dezember an, den Verkauf von MVV-Einzel- und -Tagestickets umstellen: Bislang mussten die Fahrgäste die Karten nach dem Kauf am Entwerter abstempeln. Dieser zweite Schritt soll künftig wegfallen: Der Automat spuckt die Fahrscheine bereits entwertet aus.

Das Problem ist nur: Die Automaten, die die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) an U-Bahnhöfen und Tramhaltestellen aufgebaut hat, geben weiter Tickets aus, die die Kunden entwerten müssen. Eine "große Verwirrung" befürchtet daher CSU-Stadtrat Reinhold Babor. Andreas Nagel von der Aktion Münchner Fahrgäste schimpft, künftig müsse der Fahrgast erst ein "MVV-Fahrgast-Abitur" ablegen, bevor er einen Fahrschein kauft.

Und Franziska Miroschnikoff, Vize-Chefin des Seniorenbeirats, fürchtet, die Fahrgäste könnten zu "unfreiwilligen Schwarzfahrern" werden - weil keiner mehr weiß, ob er nun stempeln muss oder nicht. Um die Verwirrung komplett zu machen, geben die MVG-Automaten in Bussen und Trambahnen zudem bereits entwertete Tickets aus. Der MVV fordert daher eine "einheitliche Lösung"; eine solche den beiden Unternehmen vorschreiben kann er aber nicht. Der Vertrieb liegt bei Bahn und MVG.

Die Bahn hält indes an der geplanten Umstellung des Automatenverkaufs fest: Vor allem Touristen kämen mit dem Münchner System - erst kaufen, dann stempeln - nicht klar. Sie seien es gewohnt, einen gültigen Fahrschein aus dem Automaten zu ziehen. Um eine Verwechslung zu vermeiden, will die Bahn von 11. Dezember an die bereits entwerteten Tickets im Querformat ausdrucken. "Somit ist ein Entwerten gar nicht mehr möglich", sagt ein Bahn-Sprecher.

Doch die Fahrgastverbände wollen die alte Regelung behalten. Denn viele würden sich die Tickets auch gerne "auf Vorrat" kaufen, um sie irgendwann später zu benutzen, sagt Andreas Barth von Pro Bahn. Die Bahn entgegnet, man könne auch in Zukunft Fahrscheine im Voraus erstehen - dazu muss der Kunde das Gültigkeitsdatum für das jeweilige Ticket am Automaten ändern. Für Fahrgastvertreter Nagel ist dieses Verfahren allerdings "abwegig": "Die bisherige Flexibilität ist damit weg."

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