Probelauf:Wie der Flughafen sein neues Satellitenterminal testet

2800 Statisten proben mehrere Wochen lang den Betrieb am Airport München - und haben dabei schon fast 400 kleinere und größere Fehler aufgedeckt.

Von Marco Völklein

1 / 6
(Foto: Marco Einfeldt)

Martin Gramüller soll heute einen Umsteiger spielen. Gelandet um 12.05 Uhr mit dem Lufthansa-Flug 4315 aus Istanbul, muss er nun dringend weiter zum Flug LH 4302 nach Chicago. Boarding-Time ist um 12.20 Uhr. Er muss sich also sputen. Gerade hat ihm eine Mitarbeiterin des Flughafens München seine Bordkarte in die Hand gedrückt. Er muss zum Gate L23. Doch statt sofort loszusprinten, lacht er erst einmal auf. "Die haben mich zur Misses gemacht." Und der Name auf dem Papierstreifen stimmt auch nicht. Statt Gramüller steht da: "Testfcommuc". Der Bankkaufmann aus Aschheim ist einer von gut 100 Statisten, die an diesem Dienstag durch das neue Satellitenterminal am Flughafen gescheucht werden. Für 900 Millionen Euro errichtet der Airport mit der Lufthansa das Gebäude. 27 zusätzliche Abstellpositionen für die Jets entstehen, bis zu elf Millionen Passagiere sollen dort künftig zusätzlich abgefertigt werden können. Den Eröffnungstermin haben die Manager beider Firmen nun auch festgelegt: Vom 26. April 2016 an sollen die Passagiere das neue Gebäude nutzen können.

2 / 6
(Foto: Marco Einfeldt)

Noch allerdings wird gebaut. Arbeiter richten die Läden und Gastronomieflächen ein, an den Passkontrollschaltern der Bundespolizei fehlen noch die Computer. "Das wird rechtzeitig fertig", versichert ein Bundespolizist. Die meisten Schalter an den Gates, die Wartezonen und die Sicherheitskontrollen dagegen sind bereits funktionstüchtig. Und erwachen an diesem Dienstag schon mal vorab zum Leben. Drogensuchhund Pitt mit Hundeführer Jan Pfalzgraf

3 / 6
(Foto: Marco Einfeldt)

Probepassagiere wie Gramüller, zu erkennen an ihren grün leuchtenden Warnwesten, wuseln durch die Gänge und erledigen verschiedene Aufgaben. Der Aschheimer zum Beispiel muss zunächst durch die Sicherheitskontrolle und dann weiter in den Trakt, in dem Passagiere nach Nordamerika erneut einem speziellen Check unterzogen werden. Mitarbeiter des Flughafens, alle in rote Westen gewandet, prüfen, ob alles klappt: Finden sich die Passagiere zurecht? Sind die Wegweiser gut zu erkennen? Funktioniert die Technik, sind die Lautsprecherdurchsagen zu verstehen? Bei einem Probelauf vergangene Woche, berichtet Matthias Stein, der für die Lufthansa das Satellitenprojekt leitet, habe eine Mitarbeiterin am Gate L26 die Passagiere zum Besteigen der Maschine auffordern wollen - tatsächlich aber kam die Durchsage drei Positionen weiter, beim Gate L23, aus den Lautsprechern. "Da hat die Zuordnung nicht gestimmt", sagt Stein. Techniker rückten an, nahmen sich der Sache an. An diesem Dienstag klappt es nun.

4 / 6
(Foto: Marco Einfeldt)

Bis in den März hinein läuft der Probebetrieb noch, immer an zwei Tagen pro Woche. 2800 Statisten hatten Lufthansa und Flughafen per Internet gesucht. Sie zu finden, war kein Problem. Testpassagier Gramüller zum Beispiel hat sich extra freigenommen, um dabei sein zu können. "Mich fasziniert das Fliegen und die Technik drumherum", sagt er. "Man weiß ja nicht, wann man mal wieder hier reinkommt", berichtet eine andere Statistin. Tatsächlich wird man sich künftig ein Ticket der Lufthansa oder einer ihrer Partner-Airlines kaufen müssen, um den Satelliten zu betreten. Für Publikum ohne Bordkarte gibt es keinerlei Zutrittsmöglichkeiten, auch keine Besucherterrasse oder ähnliches.

5 / 6
(Foto: Marco Einfeldt)

370 kleinere und größere Fehler seien in den ersten Probebetriebstagen schon aufgetreten, sagt Projektleiter Stein. Etwas mehr als die Hälfte davon habe man bereits behoben. Und: Je weiter der Bau voranschreite, desto weniger Fehler tauchten auf. Dennoch haben die Tester noch einige Szenarien ausgetüftelt: Vergangene Woche zum Beispiel hatten sie sich extra einen Airbus A340 geborgt, um das Aus- und Einsteigen möglichst realitätsnah zu proben. Nächste Woche steht ein Massenprobebetrieb mit rund 500 Testpassagieren an. Mit denen soll unter anderem eine Komplettevakuierung geprobt werden.

6 / 6
(Foto: Marco Einfeldt)

Wichtig sei zudem, sagt Lufthansa-Mann Stein, dass auch die gut 4000 Mitarbeiter, die künftig in dem Gebäude arbeiten werden, bei den Testläufen mitzögen und sich eingewöhnten im Satelliten - sei es die Leute vom Airport, die von den Fluggesellschaften oder von den Behörden wie Polizei, Zoll und Luftamt. Und die nehmen den Probelauf durchaus ernst: An der zusätzlichen Kontrolle vor dem Chicago-Flug etwa bittet ein Security-Mitarbeiter in blauer Weste Gramüller um seinen Pass - und gleicht den Namen auf dem Ticket mit dem im Dokument ab. "Alles okay", sagt er und reicht dem Testpassagier beide Schriftstücke zurück. Gramüller stutzt kurz. Wirklich? Schließlich steht auf der Bordkarte ja nicht sein Name. Sondern Testfcommuc.

© SZ vom 27.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: