Pro:Traurig, aber nachvollziehbar

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Jedem Münchner blutet das Herz, wenn die Seelöwen nun wegziehen. Aber es gibt gute Gründe dafür: Ein Zoo ist kein Zirkus

Von Kassian Stroh

Da blutet einem Münchner das Herz. Die Seelöwen müssen gehen, vor deren Becken er viele Stunden seiner Kindheit verbracht hat, die Nase am Glas platt gedrückt, begeistert von Sprüngen und rasanten Tauchmanövern. Dieser Verlust stimmt traurig. Und doch gibt es gute Gründe dafür.

Es bleiben ja Seelöwen in München, die Mähnenrobben, die bislang im Aufmerksamkeitsschatten ihrer Nachbarn standen, die aber auch Unterhaltungspotenzial haben, wie der Zoo versichert. Wichtiger ist: Beide Becken müssen saniert werden - und da hat sich der Tierpark, der derzeit ohnehin viel Geld für Renovierungen und Neubauten aufbringen muss, dafür entschieden, eines aufzugeben. Dass nicht die Mähnenrobben weichen müssen, hat wiederum zwei Gründe: Sie kommen in freier Wildbahn seltener vor als die kalifornischen Seelöwen. Und sie passen örtlich in das Prinzip des Geo-Zoos. Die Idee, Tiere nach ihren natürlichen Lebensräumen zu sortieren, ist in München entstanden, vor bald 90 Jahren. Es ist also durchaus im Sinne der Attraktivität des Tierparks, dass die Verantwortlichen vor einigen Jahren beschlossen haben, sich auf dieses Erbe zurückzubesinnen und es wieder freizulegen.

Ein Zoo ist kein Zirkus. Er soll nicht nur unterhalten, sondern er soll auch zur Erhaltung von Arten beitragen und bilden. Klar, das hat nicht so viel Sex-Appeal wie eine Robbe, die ihren Pfleger küsst. Aber auch Emotionen müssen sich gegen rationale Argumente behaupten. So traurig dies manchmal stimmt.

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