Private Begegnungen:Heimkehr ins Häusl

Mit seinem Besuch in Pentling erfüllt der Papst seinen früheren Nachbarn einen Herzenswunsch. Hunderte Büger hießen ihn jubelnd willkommen - aber es gab auch stille Momente des Abschieds.

Rolf Thym

So unspektakulär, wie es dem privaten Anlass des Besuchs entspricht, kommt Benedikt XVI. am Mittwochnachmittag nach Hause. Die vielen hundert klatschenden und jubelnden Pentlinger, die an Absperrgittern vor dem Papsthaus und einer Zufahrtsstraße stehen, bekommen ihren prominenten Mitbürger nur für wenige Augenblicke zu sehen: Benedikts Limousinenkolonne fährt zügig vor, der Papst steigt aus und geht sofort auf die 90 Nachbarn und geladenen Gäste zu, die mit Sonderausweisen Zutritt zum streng abgeschirmten Grundstück des Papstes erhalten haben.

Private Begegnungen: Der Papst und sein Bruder Georg Ratzinger stehen andächtig am Familiengrab.

Der Papst und sein Bruder Georg Ratzinger stehen andächtig am Familiengrab.

(Foto: Foto: dpa)

Benedikt XVI. schüttelt Hände, segnet Kinder und eine Kranke, die auf einer Rolltrage liegt. Er dankt herzlich dem Weidener Oberbürgermeister Hans Schröpf und Vertretern der dortigen Berufsschule für die Hilfe, die Lehrer und Schüler bei der Verschönerung des Papsthauses in Pentling geleistet haben.

Dank an den Hausmeister

In den vergangenen Wochen wurde ein neuer Zaun ums Grundstück gespannt, wurden um die Garage und den Hauseingang Terrakottafliesen verlegt und Dutzende Rosensträucher gepflanzt.

Vor allem dankt der Papst seinem Nachbarn und Hausmeister: Rupert Hofbauer, 62, und dessen Frau Therese kümmern sich seit 30 Jahren um das bescheidene Anwesen, das sich Joseph Ratzinger 1970 in der Pentlinger Bergstraße gebaut hatte. "Er war sehr gerührt", berichtet Hofbauer wenig später.

Seit dem Dreikönigstag 2005 hat Benedikt XVI. sein Zuhause nicht mehr gesehen, das schlicht und gemütlich mit Möbeln aus den siebziger Jahren eingerichtet ist. Dass Haus und Garten "so schön" seien, habe er nicht erwartet, sagt Benedikt.

Ein Abschied für immer?

Sein Privatsekretär Georg Gänswein verteilt Rosenkränze und Papstfotos an die Begrüßungsrunde und sagt über den Papst: "Er genießt den Empfang, er genießt seine Heimat, er besucht die Stationen seines Lebens voller Freude, aber er wird auch sehr, sehr schweren Herzens wieder nach Rom fahren." Es ist, wie die Dinge so stehen, ein Abschied für immer.

Am Abend ziehen sich der Papst und sein Bruder ins Haus zurück, wo ein Abendessen für beide bereitsteht. Dieser Mittwoch, der weitgehend dem Privaten vorbehaltene Besuch des Kirchenoberhaupts in Regensburg und Pentling, beginnt mit einer berührenden Geste: Benedikt XVI. ändert das öffentlich bekannte Programm ein wenig und holt seinen Bruder Georg in dessen Wohnung in der Regensburger Altstadt ab.

Zu Fuß gehen die Brüder die kurze Strecke hinüber zur Alten Kapelle, wo als einziger offizieller Termin an diesem Tag die feierliche Weihe einer Orgel auf dem Programm steht. Danach essen Benedikt XVI. und sein Bruder in der Luzengasse zu Mittag. Die Entourage wird gleich nebenan, im jüdischen Gemeindehaus, mit Koscherem verköstigt.

Besuch des Familiengrabs

Am Nachmittag werden der Papst, dessen Bruder und das engere Gefolge über abgesperrte, von unzähligen Polizisten bewachte Straßen an den Stadtrand chauffiert, zum Ziegetsdorfer Friedhof. Dort ist das Grab der Familie: 1974 hatten Joseph und Georg Ratzinger ihre zuvor in Traunstein bestatteten Eltern Joseph und Maria auf den kleinen Friedhof am Regensburger Stadtrand umgebettet.

1991 wurde in der Grabstätte die im Alter von 69 Jahren gestorbene Ratzinger-Schwester Maria beigesetzt, die ihrem Bruder Joseph über Jahrzehnte hinweg in Pentling, München und Rom den Haushalt geführt hatte.

Schließlich erfüllt sich Benedikt XVI. einen weiteren großen Herzenswunsch: Er kehrt zurück in sein "Häusl". So nennt er das unauffällige Anwesen in der Pentlinger Bergstraße. Der Pentlinger Bürgermeister Albert Rummel hat sich erst gar nicht um eine Einladung zur Begrüßung und den dafür nötigen Zugangspass bemüht: Er findet, Benedikt XVI. sei schließlich privat da, "und das respektiere ich".

Wer mehr erfahren will über das frühere Leben des Kirchenoberhaupts, dessen Verbindung zu Pentling und insbesondere zur örtlichen Feuerwehr, ist gut beraten, eine Ausstellung im örtlichen Rathaus aufzusuchen. Bereits im vergangenen Frühjahr haben 4000 Papst-Interessierte die teils sehr persönlichen Exponate angesehen.

Das Häusl an der B 16

Die jetzige, noch bis 17. September andauernde Zweitauflage verzeichnet bislang erst 700 Gäste - was vermutlich vor allem daran liegt, dass die Pentlinger eine marktschreierische Papst-Eigenwerbung verabscheuen.

Dabei hält die Ausstellung für Ratzinger-Fans durchaus höchst Sehenswertes bereit: Alte Fotos aus der Kindheit, Mitra und Bischofsstab Joseph Ratzingers, Videoaufnahmen von einer Feuerwehrautoweihe durch den damaligen Kardinal, anrührende Kleinigkeiten vom Vatikan-Schreibtisch Benedikts und auf CDs festgehaltene Interviews mit Bruder Georg und dem Dogmatik-Professor Wolfgang Beinert, der zu den engsten Freunden des jetzigen Papstes zählt.

Beinert hat neulich auf eine scheinbar nebensächliche Fügung hingewiesen, der aber beinahe schon Mystisches anhaftet: Joseph Ratzingers Wohnhaus steht an der B16 - so könnte man salopp den Namen abkürzen, den sich der berühmte Pentlinger als Papst gegeben hat.

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