Priestermangel:Auch Nicht-Priester sollen katholische Gemeinden leiten können

Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz

Kardinal Reinhard Marx will dem zunehmenden Priestermangel mit neuen Projekten begegnen.

(Foto: dpa)
  • Die katholische Kirche zieht Konsequenzen aus dem zunehmenden Priestermangel.
  • Im Erzbistum München und Freising können künftig auch Laien Gemeinden leiten.
  • Zudem hat der Diözesanrat eine neue Rechtsordnung beschlossen. Künftig soll grundsätzlich per Briefwahl abgestimmt werden.

Von Jakob Wetzel

Die katholische Kirche will Mitarbeit und Mitbestimmung ihrer Mitglieder stärken: Um die Beteiligung an den Pfarrgemeinderatswahlen zu erhöhen, hat der Diözesanrat, das oberste Gremium der Laien im Erzbistum München und Freising, am Samstag bei seiner Frühjahrsvollversammlung in Ebersberg eine neue Rechtsordnung beschlossen. Künftig soll grundsätzlich per Briefwahl abgestimmt werden.

Erzbischof Reinhard Marx warb zudem für das Vorhaben, die Leitung von Gemeinden in Pilotprojekten in die Hände von Laien zu geben. Bislang musste ein geweihter Priester an der Spitze stehen, Ausnahmen gab es unter Marx nicht. Weil die Zahl der Priester sinkt, wurden daher Pfarreien zunehmend zu Verbänden zusammengefasst.

Dieser Weg sei nicht die Lösung, sagte Kardinal Marx nun vor den etwa 180 Delegierten des Diözesanrats. "Wir diskutieren darüber seit meinem Antritt vor zehn Jahren. Und mir ist mit der Zeit klar geworden, dass wir da Grenzen haben." Kirche müsse vor Ort sichtbar bleiben, auch bei sinkender Priesterzahl. Im vergangenen Jahr sei nur ein Kandidat ins Priesterseminar der Erzdiözese eingetreten, in anderen Bistümern sei es ähnlich. Zugleich stünden Tausende Laien bereit, um mitzuarbeiten. Auf dieses Experiment müsse man sich einlassen und Erfahrungen sammeln.

Bei der Briefwahl ist die Kirche weiter: Die Möglichkeit gab es schon bei der jüngsten Wahl 2014. Damals nutzten sie 218 von 740 Gemeinden; die Beteiligung lag dort im Schnitt mehr als doppelt so hoch wie anderswo. Insgesamt stieg die Quote im Erzbistum von elf auf 16 Prozent, die Rede war von einem Rekord. Unumstritten ist die Reform aber nicht. Delegierte kritisierten, es würden viele abstimmen, die nicht in die Kirche gehen. Zudem müssen die Gemeinden die Druckkosten stemmen. Die Kirche kündigte an, man überlege, diese Kosten zentral zu übernehmen.

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