Premiere von "Räuber Kneißl":Bayerischer Western ohne Blasmusik

Marcus H. Rosenmüller stellt seinen Räuber-Kneißl-Film vor, bei dem Tatort-Kommissare den Ton angeben.

Jan Bielicki

Die Woche fängt schon gut an - so könnte es heißen für Marcus H. Rosenmüller, wenn der Satz nicht eigentlich in eine düstere Zukunft deuten würde. Der Kneißl Hias, Bayerns legendärer Räuber, soll ihn ausgesprochen haben an dem Tag im Jahr 1901, an dem ihn das Todesurteil erreichte. Der Regisseur Rosenmüller, den die Branchenkollegen Rosi nennen, verliert freilich nicht den Kopf, nur ein bisschen den Faden, als er dem Filmfest-Publikum, das sich in den größten Saal des Maxx-Kinos "einibaazd" (Rosenmüller), sein neues Werk vorstellt: eben seine Verfilmung vom Leben und Sterben des Mathias Kneißl.

Premiere von "Räuber Kneißl": Familie Kneißl: Maria Furtwängler, Maximilian Brückner und Regisseur Marcus H. Rosenmüller.

Familie Kneißl: Maria Furtwängler, Maximilian Brückner und Regisseur Marcus H. Rosenmüller.

(Foto: Foto: Alessandra Schnellnegger)

Aber dass er mit seinen Spickzetteln heillos durcheinanderkommt, seine wunderbare Hauptdarstellerin Brigitte Hobmeier fast vergisst (die dann prompt auf der Treppe stolpert und stürzt), gibt seinem munter-chaotischem, in prächtigstem Oberland-Dialekt vorgetragenen Danksagungs-Marathon noch zusätzlichen Charme.

"De Woch fangt scho guat o"

"Ich bin so fertig", sagt Rosenmüller hinterher, als sich die Weltpremierengesellschaft auf einer Isarufer-Terrasse noch ein paar nächtliche Obstler und ein nach dem Helden benanntes Bier gönnt. "Räuber Kneißl" ist der erste ernste Stoff, an den sich der mit seinen Komödien aus der bayerischen Provinz ("Wer früher stirbt, ist länger tot") zu Ruhm gekommene Rosenmüller gewagt hat. Es ist eine Art Weikartshofener Western daraus geworden, ein spannender Heimatfilm ganz ohne Trachten, Blasmusik und anderem Bajuwaren-Kitsch, dafür voller Melodramatik, schierer Lebenslust und großartiger Schauspieler.

Maximilian Brückner gibt den in die Kriminalität gehetzten Räuber und tritt mit Kneißls gelben Schuhen (die er und sein Regisseur auch am Premierenabend tragen) in die Fußstapfen seines Idols Hans Brenner, der den Hias bereits vor fast 40 Jahren spielte. "Ein bissl unheimlich ist mir das schon", sagt Brückner, "ich verehre den Hans Brenner."

Aber es ist ja sein Bruder Florian unter den Darstellern, und neben Maximilian Brückner zwei weitere "Tatort"-Kommissare: Michael Fitz ist Vater Kneißl und die Mutter Res' wird gespielt von Maria Furtwängler, die ein gschertes Bairisch reden kann - und im allerkleinsten Schwarzen den spektakulärsten Auftritt des Abends hat. Der legendäre Ausspruch "De Woch fangt scho guat o" übrigens kommt im Film zwar vor, aber nicht dem Kneißl über die Lippen.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: