Premiere: Lines:The King of the Hill

Die Bommelkappendichte ist hoch bei der Premiere von Lines, einem Film über Big Mountain Snowboarding.

Birgit Lutz-Temsch

Ein paar der Mützen an diesem Abend erinnern an das, was Opa immer auf der Hutablage über die Klorolle gestülpt hatte. Was auf keinen Fall heißen soll, dass die Träger dieser Kreationen nicht wahnsinnig lässig daherkamen.

Lines

Flora und Axel Pauporté

(Foto: Foto: Hess)

Das taten sie, und das war wichtig, war der Anlass des Snowboarder-Klassentreffens am Rande der Ispo im Gloria-Filmpalast doch die Europapremiere von Lines - A film about Big Mountain Snowboarding. Die Bommelkappendichte ist hoch, gereicht werden Energydrinks, Dosenprosecco und Sate-Spieße.

Big Mountain Snowboarding ist das, was der Name schon sagt: Snowboarden auf großen Bergen. Sehr großen. So hoch, dass man einen Helikopter braucht, um dorthin zu kommen, wo die Lines beginnen sollen. Die Lines sind die Routen, die der Boarder den Berg hinunter nehmen wird, nur um die geht es.

Der Belgier Axel Pauporté, der den Film zusammen mit seiner Frau Flora gedreht hat, war 1999 der ´King of the Hill`, der Weltmeister im Big Mountain Snowboarding. Er ist froh, dass seine Eltern zur Premiere gekommen sind: `Der Film erklärt, dass es bei meinem ständigen Gerede von lines und white powder wirklich um Snowboarden und nicht um etwas anderes geht.` Während er spricht, bewirft sich das Publikum mit den ausgelegten Energygummibären.

Im Anschluss verlost Pauporté ein Snowboard - gewonnen hat, wer einen Zettel unter dem Sitz findet. Das Kino steht auf, es werden Kondome und Schülerausweise gefunden, schließlich auch der gesuchte Aufkleber.

If you like the stuff, just make the noise, heißt es dann: Wenns Euch gefällt, macht Krach. Wie man während des Films hört, gefällt er, denn das Publikum quittiert etliche Szenen mit lauten Johlen und Beifall. Lines zeigt neben aberwitzigen Abfahrten von aberwitzigen Bergen auch, wie sich die Snowboarder vorbereiten, wie lang sie auf das richtige Wetter, den richtigen Schnee, das richtige Licht warten, wie anstrengend es ist, Kameras und Equipment durch metertiefen Schnee zu schleppen.

Aberwitzig und historisch

Und dass es keineswegs so ist, dass sich die Fahrer einfach den Berg hinunterstürzen. Vorher werden die Formationen genau studiert und eingeprägt, und per Funk besprochen, wie die Route verlaufen soll. Von anderen Snowboard-Filmen unterscheidet sich Lines darin, dass auch ´historische´ Aufnahmen eingebaut sind, und tatsächlich ein bisschen die Geschichte des Big Mountain Snowboarding gezeigt wird. Diese Szenen sorgen für die meiste Heiterkeit: Denn in den späten Achtzigern trugen Snowboarder Klamotten, für die sich heute sogar jeder Skifahrer schämen würde.

Pauporté befragt etliche Größen des Big Mountain Snowboarding auch nach dem Warum, doch eine richtige Antwort kann fast niemand geben. Warum stürzt man sich diese Berge hinunter? Angst zu haben, heißt nicht, nicht zu leben, sagt einer.

Bevor die Gemeinde in den wartenden Partybus einsteigt, der ins Atomic-Café und die Erste Liga gondelt, wird noch an die erinnert, die ihr Leben am Berg gelassen haben - denn denen ist der Film gewidmet, und von einigen sind Filmsequenzen eingebaut. Ob das Pauportés Eltern beruhigt?

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